Hamburg. Mesut Özil gilt als der Aufsteiger in der deutschen Nationalmannschaft. Im Interview erzählt der Bremer, dass ihn die Lobeshymnen kalt lassen und dass das Auscheiden der türkischen Nationalmannschaft ihn einerseits traurig, andererseits stolz macht.

Herr Özil, viele türkische Fußballfans wollen nach dem Ausscheiden der türkischen Mannschaft aus der WM-Qualifikation nun zu Deutschland halten. Weil Sie dort spielen. Freut Sie das?

Özil: Auf jeden Fall. Es macht mich glücklich und stolz. Ich bin aber auch ein wenig traurig, dass es das türkische Team nicht geschafft hat. Aber ich habe mich dafür entschieden, für Deutschland zu spielen.

Die Lobeshymnen werden von Spiel zu Spiel lauter. Beeinflusst Sie das?

Özil: Nein, ich bin immer noch der alte Mesut. Ich bin dazu erzogen worden, mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen. Und wenn ich auf dem Platz bin, bin ich einfach nur glücklich.

Lange hieß es, im modernen Fußball gebe es keinen Spielmacher. Beschreiben Sie doch einmal selbst Ihre Spielweise.

Özil: Meine Lieblingsposition ist die des Spielmachers. Die habe ich schon in der Jugend am liebsten eingenommen. Dort fühle ich mich richtig wohl. Und wenn ich den Ball habe, will ich auch etwas für die Offensive tun. Ich denke, bislang habe ich das ganz gut hinbekommen.

Wie wichtig ist Ihnen die Rückendeckung auf dem Platz?

Özil: Sehr wichtig. Wenn ich mit Michael Ballack und Philipp Lahm erfahrene Spieler im Rücken habe, die mir sagen: „Wir sind hinter Dir”, dann macht das vieles auf dem Platz leichter für mich.

War diese Rückendeckung, die sie heute verspüren, vielleicht das, was Ihnen während Ihrer Zeit bei Schalke gefehlt hat?

Özil: Ich glaube, in Schalke haben mir einfach die Tore gefehlt. Das war der größte Minuspunkt damals.

Sie werden am Donnerstag 21 Jahre alt. Was verbinden Sie mit diesem Tag?

Özil: Dass ich noch jung bin. Ich kann noch sehr vieles lernen. Das werde ich auch machen.

Haben Sie nicht nach Ihrem rasanten Aufstieg vielleicht auch Angst vor einem großen Absturz?

Özil: Wenn ich Fußball spiele, dann bin ich glücklich. Dann freue ich mich wie ein kleines Kind. Ich kann einfach nicht ohne. Früher bin ich nach der Schule sofort zum Kicken raus, heute ist es mein Beruf.

Wie wichtig ist Bundestrainer Joachim Löw für Sie?

Özil: Sehr wichtig, Er redet viel mit mir, unterstützt mich und glaubt an mich. Ich versuche, mich auf dem Platz mit guter Leistung zu revanchieren. Wenn ein Trainer nicht auf mich baut, ist das ein Problem, dann macht es keinen Sinn.

Das Gespräch fasste Frank Lamers zusammen.