Hamburg. Zum Abschluss der WM-Quali hat ein Last-Minute-Tor von Lukas Podolski das deutsche Team im sportlich unbedeutenden Spiel gegen Finnland beim 1:1 (0:1) vor einer Niederlage bewahrt.
Enttäuschung statt Rekord: Die deutsche Nationalmannschaft hat zum Abschluss der WM-Qualifikation einen Dämpfer hinnehmen müssen. Anstatt wie erhofft einen neuen Quali-Rekord aufzustellen und die Fans in Hamburg mit Spaß-Fußball zu verwöhnen, kam der Vize-Europameister gegen Finnland nicht über ein enttäuschendes 1:1 (0:1) hinaus. Kein Deutscher erreichte Normalform, geschweige denn konnte sich beim ersten "WM-Casting" von Bundestrainer Joachim Löw ein Spieler aus der zweiten Reihe für Südafrika empfehlen.
Lukas Podolski bewahrte die DFB-Elf durch seinen Ausgleichstreffer in der 90. Minute zumindest vor einer Blamage und der insgesamt erst dritten Niederlage im 74. WM-Qualifikationsspiel. Der vereinslose Jubilar Jonatan Johannson (11.) hatte die Gäste in seinem 100. Länderspiel in Führung geschossen. Damit beendete das deutsche Team die Qualifikation mit acht Siegen und zwei Remis - das erste gab es beim 3:3 im Hinspiel in Finnland. Neun Siege hätten einen Rekord bedeutet.
Löw: "Müssen gegen defensive Mannschaften noch zulegen"
Löws Enttäuschung hielt sich in Grenzen. "In der ersten Halbzeit haben wir nicht gut gespielt, das hat jeder gesehen. In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft aber Moral bewiesen und auf den Ausgleich gedrängt. Finnland hat defensiv gut gestanden, und wir waren nicht so frisch wie in Moskau. Gegen ganz defensiv ausgerichtete Mannschaften müssen wir in Zukunft noch zulegen", sagte der Bundestrainer.
Das deutsche Team hat in diesem Jahr nun noch am 14. November in Köln gegen Chile und am 18. November voraussichtlich gegen Ägypten in Gelsenkirchen die Chance, für Wiedergutmachung zu sorgen.
Im Vergleich zur starken Vorstellung beim 1:0-Sieg in Moskau gegen Russland, durch den sich die DFB-Auswahl die vorzeitige Qualifikation für die WM 2010 gesichert hatte, war die Löw-Elf vor 51.500 Zuschauern in der Hamburger Arena nicht mehr wiederzuerkennen. Sie präsentierte sich wie schon so oft in den vergangenen Monaten in unbedeutenden Länderspielen uninspiriert, unkonzentriert und phasenweise sogar unmotiviert. Dabei hatte Löw versprochen, dass sein Team die Partie mit dem nötigen Ernst angehen würde. Von den Zuschauern gab es als Quittung schon zur Halbzeit ein gellendes Pfeifkonzert.
Sechs Veränderungen in der Startelf
Gegen die Finnen nahm Löw wie angekündigt einige Veränderungen vor. In Andreas Beck, Arne Friedrich, Cacau, Piotr Trochowski, Thomas Hitzlsperger, der sein 50. Länderspiel absolvierte, und Mario Gomez standen im Gegensatz zum Russland-Spiel gleich sechs neue Spieler in der Anfangsformation.
Nur Rene Adler, Heiko Westermann, Philipp Lahm sowie Kapitän Michael Ballack und Lukas Podolski blieben im Team. Simon Rolfes und Per Mertesacker wurden sogar ganz geschont und gehörten gar nicht zum 18er-Kader. Seine zuletzt bewährte 4-2-3-1-Taktik änderte der Bundestrainer aber zunächst nicht.
Löw hatte das Spiel gegen die Finnen kurzerhand zum ersten Härtetest in Richtung Südafrika erklärt. "Im Grunde genommen beginnt jetzt schon die WM-Vorbereitung", sagte er. Für die Spieler sei es eine Chance, "um zu zeigen, ob sie für so ein Turnier bereit sind".
Vereinsloser Johansson düpiert deutsche Abwehr
Die DFB-Auswahl war zunächst bemüht, die Forderung von Löw, schnell zu spielen und zu agieren, in die Tat umzusetzen. Doch nach dem frühen Rückstand war der Elan der Deutschen schnell dahin. Nach einer Flanke von Roni Porokara, der zuvor den schwachen Beck schlecht aussehen ließ, stand Johansson plötzlich frei vor Adler und schob den Ball aus kurzer Distanz ein. Der Leverkusener, in Moskau mit einer Weltklasseleistung, war machtlos.
Der Vize-Europameister hatte kurz danach durch Gomez und Ballack zwar die Möglichkeit, zum schnellen Ausgleich. Ansonsten zeigte der Rückstand aber Wirkung. Die Deutschen kamen gegen die unbequemen Finnen nicht wie gewünscht in die Zweikämpfe und agierten im Spielaufbau zuweilen fahrig, viel zu langsam und unkonzentriert.
Nach dem Wechsel reagierte Löw und brachte Spielmacher Özil für Hitzlsperger. Ballack blieb wie angekündigt in der Kabine, für ihn kam Christian Gentner. Zudem stellte der Bundestrainer auch die Taktik um und Cacau neben Gomez in den Angriff.
Viel besser wurde es allerdings nicht. Adler musste kurz nach der Pause sogar gegen Jari Litmanen und Roman Eremenko sein Können unter Beweis stellen. Auf der Gegenseite fehlte den Deutschen die letzte Entschlossenheit, um Finnlands Keeper Jussi Jääskeläinen vor größere Probleme zu stellen. Ein abgefälschter Schuss von Lokalmatador Trochowski (62.) war noch die beste Gelegenheit. In der 77. Minute scheiterte Özil freistehend kläglich. Sechs Minuten später verpasste der kurz zuvor eingewechselte Miroslav Klose per Kopf den Ausgleich nur knapp.