Hannover. Im November 2015 wurde das Länderspiel gegen die Niederlande in Hannover wegen Terroralarms abgesagt. Am Dienstag geht es gegen Nordirland.

Das mulmige Gefühl in Martin Kind hat sich mittlerweile verabschiedet. Der Präsident von Hannover 96 fuhr wie viele Fans am kalten Abend des 17. November in Richtung HDI-Arena. Dort sollte das Länderspiel zwischen den deutschen Weltmeistern und den niederländischen Nachbarn steigen. Doch die Partie, die vier Tage nach der schrecklichen Terrornacht von Paris mit 130 Getöteten als klares Zeichen einer offenen Gesellschaft gegen die Bedrohung erscheinen sollte, sie wurde nie angepfiffen. Es gebe eine „akute Gefährdungslage“, erklärte Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe. Zurück blieb nicht nur bei Kind ein mulmiges Gefühl – und viele offene Fragen.

Der Weltmeister kehrt am Dienstag zurück

Am Dienstag kehrt der Weltmeister mit der WM-Qualifikationspartie gegen Nordirland (20.45 Uhr, RTL) erstmals nach der Absage im November nach Hannover zurück. Martin Kind wird sich wieder ins Auto setzen und auf den Weg in „sein“ Stadion machen. „Und ich freue mich darauf“, sagt er. „Das Thema der Absage ist für mich beendet.“

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Für die Nationalspieler auch? "Ja", bestätigt Manager Oliver Bierhoff. "Das war im Vorfeld der Partie überhaupt kein Thema innerhalb des Teams." Joachim Löw stimmt zu und denkt bei "den Vorfällen des Vorjahres" eher an Paris als an Hannover. "Beides", sagt er, "haben wir gut verarbeitet. Wir vertrauen den Sicherheitskräften und konzentrieren uns aufs Sportliche."

Es gibt keine Nachwirkungen innerhalb des Teams, wenn der Name Hannover fällt. Dabei machten in Niedersachsens Landeshauptstadt Gerüchte die Runde, der Weltmeister habe sich wegen der Ereignisse gegen das traditionelle Quartier in Barsinghausen entschieden. Statt wie seit Jahrzehnten üblich am NFV-Stützpunkt steigt der Weltmeister diesmal am Expogelände ab – und begründet das mit rein logistischen Überlegungen. Sprecher Jens Grittner: „Das Team kommt aus Hamburg, absolviert das Abschlusstraining im Stadion und will einfach kürzere Wege haben. Es hängt überhaupt nicht mit dem letzten Termin in Hannover zusammen.“ Dieser war ohnehin nie das ganz große Thema.

Denn nur vier Tage, bevor die Weltmeister in Sicherheit mit dem Bus zurück ins Hotel gebracht wurden, erlebten sie den Terrorschrecken im Pariser Stadion Saint-Denis hautnah mit, spürten die Bombenexplosionen auf dem Rasen. Dagegen wirkt die präventive Absage des Hannover-Spiels nicht nach – obgleich die Hintergründe für die Öffentlichkeit bis heute unklar sind.

Starker Kartenvorverkauf in Hannover

Bundesinnenminister Thomas de Maizière sorgte mit seinem Erklärungsversuch „ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“ für Diskussionen statt für Erklärungen. Auch bei Martin Kind hängt die fehlende Klarheit noch nach. „Wir haben nie erfahren, was tatsächlich passiert ist. Das ist ein bisschen unbefriedigend für mich. In solchen Krisensituationen sollte es Klarheit geben“, sagt der 96-Präsident. Trotzdem sei klar: Angst gibt es nicht mehr in seiner Stadt. Das belegt der starke Kartenvorverkauf. Das mulmige Gefühl hat sich verabschiedet.