Berlin. Ein ausländischer Geheimdienst soll die Behörden bereits in der Nacht zum Dienstag gewarnt haben. Die Lage war lange sehr unklar.
Die deutschen Sicherheitsbehörden haben sich mit der Absage des Länderspiels Deutschland gegen die Niederlande offenbar schwerer getan als zunächst bekannt. Nach Informationen unserer Redaktion sind erste konkrete Hinweise auf ein unmittelbar bevorstehendes Attentat von islamistischen Terroristen bereits in der Nacht zu Dienstag bei deutschen Behörden eingetroffen.
Diese Hinweise stammten von einem ausländischen Geheimdienst. Doch die Bewertung war nicht einfach: Zunächst wurde die Bedrohung ernst genommen, später gaben Experten wieder Entwarnung. Noch am frühen Dienstagabend, unmittelbar vor seinem Abflug nach Hannover, erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), bei den Sicherheitsbehörden träfen zwar nach den Attentaten von Paris deutlich mehr Hinweise als sonst ein. Doch gebe es bisher keine Notwendigkeit, dass öffentliche Verhalten zu ändern.
Sicherheitsbehörden berichten von vielen Fehlalarmen
De Maizière hatte tagsüber mehrere Pressetermine erst angesetzt und dann wieder abgesagt – offiziell wurde das Hin und Her mit der aktuelle Sicherheitslage begründet. Nach den Festnahmen von Terrorverdächtigen bei Aachen sagte der Minister noch: „Viele sind nervös.“ Sicherheitsbehörden berichten von zahlreichen Fehlalarmen in den vergangenen Tagen. Auch die Festnahmen von Terrorverdächtigen in Aachen am Dienstag, die nach wenigen Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt werden mussten, werden teilweise als Fehlalarm eingeordnet.
Eliteeinheit GSG 9 vorsichtshalber nach Hannover beordert
Offenbar war auch dies ein Grund für die Zögerlichkeit, das Länderspiel abzusagen – schließlich war die Entscheidung, die Partie stattfinden zu lassen, auch als politische Demonstration gedacht, sich von den Terrorattacken in Paris nicht einschüchtern lassen zu wollen. Doch waren vorsichtshalber Kräfte der Eliteeinheit GSG 9 nach Hannover beordert worden.
Nach Angaben des Innenministers haben sich dann am frühen Abend Hinweise auf Anschlagsplanungen verdichtet. Nach der Absage erklärte de Maizère am Abend: „Es gehört zu den schwierigsten Abwägungen der Sicherheitsbehörden, die Ernsthaftigkeit von Hinweisen zu bewerten.“ Im Zweifel habe der Schutz Vorrang. Bislang hatte es der Innenminister vermieden, Terrorwarnungen auszusprechen – anders als die Landespolizeien, die Anfang des Jahres mehrmals Terroralarm in Bremen, Braunschweig und Dresden ausgelöst hatten.