Oslo. Deutschland hat gegen Norwegen mit 3:0 gewonnen. Thomas Müller traf nach langer Zeit und erzielte zwei Treffer. Ein Spieler machte sein erstes Tor.

Götterfunken sprühten aus den Lautsprechern des putzigen Ullevall-Stadions in Oslo. Das Werk Beethovens war auserkoren worden, die letzten Sekunden vor dem Spielbeginn zu beschallen. Die "Ode an die Freude" schraubte die Erwartungshaltung an das folgende Spiel ein wenig in die Höhe. Es war nun nicht gerade ein ähnliches Meisterstück, das den deutschen Fußballern an diesem Abend in Oslo gelang, aber zumindest entledigte sich die Nationalmannschaft der Aufgabe Norwegen, der ersten in der Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland, mit höchster Souveränität - und manchmal gar mit Funken sprühender Freude. Mit 3:0 (2:0) setzte sich Schwarz-Rot-Gold in einem Spiel durch, das Joachim Löw auf einen noch prominenteren Platz in der Ahnengalerie des deutschen Fußball hievte. Es war sein 139. Spiel als Bundestrainer, nur Sepp Herberger (167) hat nun noch mehr.

Eine gewisse Geschichtsfestigkeit schadete an diesem Abend ohnehin nicht unbedingt. Schließlich schossen die Deutschen Tore. Das ist ja seit einigen Monaten ein Thema für sich, weil die Mannschaft häufig genug ausreichend Chancen kreiert, sie dann aber auf unglücklichste Weise auslässt. An diesem Phänomen litt einer ganz besonders und für den nun kommenden Zyklus vor der WM hatten sich Löw und seine Elf die Behebung dieses Zustandes geschworen. Es mag ein gutes Omen sein, dass einer, den das Torschuss-Unglück zuletzt über Gebühr verfolgt hatte, mal wieder traf: Thomas Müller. Der Bayern-Profi stocherte sich am norwegischen Fünfmeterraum in gute Position und überwand mit etwas Glück Torwart Rune Jarstein, der sein Geld in der Bundesliga bei Hertha BSC Berlin verdient. 15 Minuten waren gespielt, als Müller plötzlich jubeln sollte und gar nicht recht wusste wie. Als hätte er es im deutschen Trikot verlernt. Im Oktober 2015 hatte er zuletzt getroffen, ein Elfmeter gegen Georgien.

Schon zu diesem Zeitpunkt war erkennbar, dass die deutsche Mannschaft - zunächst ohne jene Jungspunde, die zukünftig das Blut des Teams auffrischen sollen - mit ihrem feinteiligen Kombinationsspiel die norwegische Abwehrkette würde aufhebeln können. Müller (8./25.(32.), Bendedikt Höwedes (10.) und Joshua Kimmich (17.) vergaben weitere gute Chancen zum zweiten Treffer. Den schoss dann Sekunden vor der Halbzeitpause Kimmich herbei. Wunderbar von Müller in Szene gesetzt, wuchtete er seinen Schuss ins norwegische Tor. Es war sein erster Treffer in der Nationalmannschaft. 2:0, beruhigend. Denn zumindest die deutsche Defensive funktionierte noch nicht auf weltmeisterlichem Niveau. Nach einem Ballverkust von Mats Hummels musste sein Innenverteidigerkollege Höwedes gegen Joshua King retten (5.). Jener King schloss eine weitere sehr aussichtsreiche Situation - drei Norweger gegen einen Deutschen - in der 24. Minute überhastet ab (24.).

Kroos und Özil kombinierten gekonnt

Doch auf Glück war Löws Auswahl in den seltensten Fällen angewiesen. Sie kombinierte mit Toni Kroos und Mesut Özil gekonnt durch das Mittelfeld, fand auf den Flanken Räume und spielte zielstrebig in die Spitze, dem deutschen Problemposten, auf dem an diesem Abend Mario Götze eingeteilt worden war. Doch der Dortmunder musste die Hauptrolle in dieser Aufführung Thomas Müller überlassen. Nach einer Stunde Spielzeit flankte Sami Khedira von der rechten Seite und in der Mitte stieg der Münchner Offensivkönner hoch und köpfte den Ball wie selbstverständlich ins Tor. Auf die Knie gehen, Faust ballen, jubeln. Alles eine Bewegung. Das sah schon wieder deutlich routinierter aus beim Herrn Müller. Gelassen spielte die deutsche Mannschaft dem Abpfiff entgegen.

Ein Sieg, der unter Statistikfreunden sicherlich eine nicht unerhebliche Bedeutung haben dürfte. Wann immer Deutschland in einer WM-Qualifikation schlug, wurde es anschließend Weltmeister, das war nicht sehr oft, genau genommen einmal, im Jahre 1953. Aber als gutes Vorzeichen für etwas Großes mag das taugen. Vielleicht war die Musik zu Beginn also doch gut gewählt.