Sao Paulo. Die jungen deutschen Olympia-Fußballer spielen am Samstag im Maracana gegen Gastgeber Brasilien vor 74 000 Zuschauern um Olympia-Gold.

Als das große Glück fast perfekt war, wurde es sehr emotional. DFB-Trainer Horst Hrubesch wischte sich verstohlen einige Tränen aus den Augen. Endlich hatte Nils Petersen im Halbfinale gegen Nigeria mit dem 2:0 das Tor zum Finale in Maracana aufgestoßen.

„Ich habe gedacht: Jetzt bist du da, jetzt geht für die Jungs und mich dieser Traum wirklich in Erfüllung. Ich habe dann gebetet, dass es so bleibt“, beschrieb Hrubesch später die Szene, als sich die deutschen Olympia-Fußballer in Sao Paulo zumindest schon die Silbermedaille gesichert hatten.

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Mit dem 2:0 (1:0) gegen Nigeria im Halbfinale zog eine DFB-Männer-Auswahl erstmals in das olympische Endspiel ein. Am Samstag ab 22.30 Uhr deutscher Zeit soll das Gesamtergebnis und Glückserlebnis noch gesteigert werden – mit dem Olympiasieg, im Maracana-Stadion mit Platz für 74 000 Zuschauer in Rio, im Sehnsuchtsort aller Fußballer. Und das gegen den Gastgeber Brasilien, der auf Revanche sinnt für das 1:7 bei der WM. Die DFB-Junioren wandeln auf den Spuren der Weltmeister.

„Was kann es Besseres geben, als im Maracana Fußball zu spielen? In einem Finale zu stehen, bei Olympia, und die Goldmedaille zu gewinnen? Viel mehr kann man gar nicht erreichen. Das ist auch für mich eine riesige Geschichte, das muss ich ganz ehrlich sagen“, erklärte Hrubesch ergriffen.

Nach dem Spiel ist für ihn Schluss. Mit 65 Jahren wird er in den Ruhestand treten. Als Spieler hatte Hrubesch der Nationalmannschaft 1980 mit zwei Toren beim 2:1 im Finale gegen Belgien den EM-Titel beschert, mit dem Hamburger SV wurde er Meister und Europapokalsieger.

Dann führte der Westfale, der bei Rot-Weiss Essen erstmals in der Bundesliga spielte, als DFB-Trainer die U21-Junioren 2009 in Schweden zum Titel. Die Teilnahme am Olympia-Endspiel ist für ihn nicht nur der Schluss-Akkord einer langen Karriere, sondern auch die Krönung.

Später Einzug der Fußballer ins Olympische Dorf

„Wir wollen nun einen drauf setzen und auch für ihn Gold holen“, versprach der Hoffenheimer Niklas Süle. „Er ist ein geiler Typ, und wir sind sehr froh, ihn als Trainer zu haben“, erklärte der Leverkusener Julian Brandt. „Ich habe bis jetzt selten einen Trainer erlebt, der den Fußball so lebt, der trotz seines Alters am liebsten noch selbst auf den Platz gehen möchte und selbst Tore schießen will. Unfassbar.“

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Brandts Leverkusener Teamkollege Lars Bender sagte: „Nun wird Brasilien der Favorit sein. Es wird gigantisch in Rio, es wird sehr laut sein gegen uns. Wenn wir aber noch mal eine Leistung wie gegen Portugal und Nigeria abrufen können, reicht es vielleicht sogar für die Goldmedaille.“

Die Mannschaft zeigte vor 40 000 Zuschauern, die die Nigerianer anfeuerten, dass sie in nur drei Wochen zu einer erstaunlich gut funktionierenden Einheit zusammengewachsen ist. „Wir sind ohne Vorbereitung in das Turnier gestartet, das kann man immer wieder nur betonen. Wir haben kein einziges Spiel zusammen gemacht, fünfmal trainiert und sind dann ins Turnier gestartet. Wie gut es nun läuft, ist unglaublich“, sagte der Kölner Torwart Timo Horn.

Nach einigem Hin und Her wurde entschieden, dass die Mannschaft nach dem Umzug nach Rio nicht in einem ruhigen Hotel wohnen sollte, sondern dass für alle Spieler und den gesamten Betreuerstab Platz im Olympischen Dorf geschaffen wurde. Nicht nur Maracana, sondern auch die Begegnungen im riesigen Athletencamp sollen zum einmaligen Erlebnis für die jungen Fußballprofis werden.