München. . Die Münchner wirkten im Champions-League-Hinspiel gegen Lissabon schwerfällig. Arturo Vidals frühes Tor lässt ihnen die Chance aufs Halbfinale.

Schweren Schrittes kam Arturo Vidal wie ein Fabrikarbeiter nach der Schicht aus der Kabine gestapft. Seine klobigen, schwarzen Schuhe hatte der Mann des Abends nicht geschnürt, wuchtig wie holländische Clogs schlugen sie bei jedem Schritt auf den Boden auf. Nur Vidals Lächeln erzählte von einer inneren Leichtigkeit, mit der er sein Tagwerk beschloss. Die Geräusche seiner Schuhe fügten sich dagegen in jenes Bild der Schwerfälligkeit, das der FC Bayern beim 1:0-Sieg gegen Benfica Lissabon abgegeben hatte, trotz Vidals frühen Kopfballtores in der zweiten Minute.

Vorfreude auf das Rückspiel

Vidal, Spitzname Krieger, und viele müde Künstler – das war der Eindruck, der vom Viertelfinal-Hinspiel der Champions League hängen blieb. Verbunden mit der Frage, was das für die zweite Verabredung am Mittwoch in Lissabons Estádio da Luz, im Stadion des Lichts, zu bedeuten hat. In persönlicher Hinsicht fand Vidal eine zuversichtliche Antwort, die er aus seiner Rolle im Hinspiel ableitete. „Das ist doch ein gutes Ergebnis. Ich bin sehr zufrieden“, sagte der Chilene. „Ich mag es, dort zu sein, wo die Gefahr ist, im Zentrum, weil da die Dinge entschieden werden.“

Ein Mann für besondere Momente

Sein erstes Tor in der Champions League in dieser Saison sei zudem „ein sehr wichtiger Moment“ gewesen, „für solche Spiele haben sie mich ja geholt“. Für die wichtigen Momente also, durch die die Bewertung der gesamten Amtszeit des Trainers Pep Guardiola entschieden werden könnte, womöglich schon im Rückspiel.

Dass Lissabons gefährlichster Angreifer Jonas dann wegen einer Gelbsperre fehlen wird, sei „besser für uns“, ergänzte mit einem fachkundigen Grinsen Juan Bernat, der Flankengeber zum 1:0 und ehemalige Kollege des Brasilianers beim FC Valencia.

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Einerseits scheint es auch gut für die Münchener zu sein, dass sich Vidal immer besser in jene Rolle einfindet, die ihm bei seiner Verpflichtung im vergangenen Sommer von Juventus Turin zugedacht worden war. Andererseits steht er als Antipode zu Guardiolas bevorzugtem Stil der feinfüßigen Kon­trolle. Erstaunlicherweise begann Vidals Wert erst zu steigen, nachdem zunehmend über seine außerdienstlichen Tätigkeiten berichtet worden war. Vor allem über seine angeblichen Ausflüge im Wintertrainingslager in Katar. Der Verein hatte sich dagegen entschieden gewehrt und vor den Spieler gestellt.

Seither verleiht der 28-Jährige dem Spiel des FC Bayern seine typische Note als sperriger Kämpfer, der zudem Torgefahr ausstrahlt. Mit einem weiteren Kopfball näherte er sich dem 2:0 an, und hinten warf er sich in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit furchtlos in einen Volleyschuss von Nicolás Gaitán und verhinderte so den Ausgleich. Zwar unterliefen auch Vidal Fehler, doch übergeordnet verkörperte er jenen unbedingten Willen, den Thomas Müller später einforderte. „Für das Rückspiel benötigen wir etwas mehr Geilheit und Esprit“, sagte er.

Das dritte 1:0 nacheinander

Das ist eine Beobachtung, die nicht erst seit diesem engen Vergleich mit dem portugiesischen Rekordmeister zutrifft. Das dritte 1:0 nacheinander nach jenen in Köln und gegen Frankfurt hatten die Münchener nun angehäuft. Die vielen hohen Siege, auch in der Champions League, aus der ersten Saisonhälfte liegen mittlerweile lange zurück, nur das 5:0 gegen Bremen bildete zuletzt eine Ausnahme.

Ansonsten aber scheint die Bayern nicht nur körperlich eine gewisse Müdigkeit befallen zu haben. Auch gegen Benfica, das stellte Thomas Müller ebenfalls fest, „hat der letzte Feingeist gefehlt“.