München. Im Viertelfinal-Hinspiel gegen Benfica Lissabon musste sich der FC Bayern mit einem 1:0-Sieg begnügen. Das einzige Tor fiel in der zweiten Minute.

Viel war über die Flüche gesprochen worden, mit denen Benfica Lissabon angeblich belegt worden sein soll. Vor allem natürlich über jenen Fluch des ehemaligen Trainers Béla Guttmann, der nach dem zweiten Titelgewinn im Europapokal der Landesmeister 1962 und Streitigkeiten über sein Gehalt zum Abschied geschimpft hatte: „In hundert Jahren wird Benfica keinen weiteren Europacup gewinnen.“ Acht Mal stand der portugiesische Rekordmeister seither in einem Finale, acht Mal verlor er. Und dann war das ja noch der sogenannte Bayern-Fluch, weil der Hauptstadtklub in sechs Versuchen noch nie gegen die Münchner gewinnen konnte.

Fernab dieser angeblichen Verwünschungen waren es am Ende dieses Viertelfinal-Hinspiels in der Champions League die Münchner, denen einige Flüche entwichen. Wie Trainer Pep Guardiola, der mehrfach in seiner Coachingzone geschimpft hatte. Denn beim 1:0 (1:0)-Sieg durch Arturo Vidals Kopfballtor (2.) hatte sich seine Mannschaft ja wegen einiger Wackler nicht wirklich überzeugend angestellt. Eine ordentliche Ausgangslage für den erhofften Halbfinaleinzug am kommenden Mittwoch in Lissabon bietet der knappe Erfolg dennoch.

Spiel gegen Lissabon begann perfekt für FC Bayern

Dabei hatte das Spiel perfekt begonnen für den FC Bayern, bei dem Guardiola etwas überraschend in der Abwehr auf das Aushilfsduo David Alaba und Joshua Kimmich setzte, obwohl die Innenverteidiger-Fachkraft Javier Martínez zur Verfügung stand. Doch nicht die Münchner Defensive stand rasch im Blickpunkt. Sondern Lissabons Viererkette, die Guardiola als „die momentan vielleicht beste in Europa“ gerühmt hatte. Diesen Huldigungen konnte der Praxistest auf höchstem Niveau zunächst nicht standhalten. Nicht nur, dass Benficas Abwehrreihe auf ihrer rechten Seite durch André Almeida dem Münchner Linksverteidiger Juan Bernat zu viel Raum zum Flanken gab. Zugleich rückte auch Linksverteidiger Eliseu zu spät ein und ermöglichte so Vidals frühes Kopfballtor zur Führung.

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Ein Auftakt wie gemalt war dieses 1:0 des Chilenen in Guardiolas 150. Pflichtspiel für den deutschen Rekordmeister. Und ein bisschen durfte sich der Münchner Trainer nun immerhin in seinen Prognosen bestätigt fühlen, da er Vidal ja zur Schlüsselfigur erhoben hatte.

Es war allerdings keineswegs so, dass sich Benfica als national zwar derzeit prägender, international aber arg limitierter Außenseiter präsentierte. Vielmehr agierte die Mannschaft des Trainers Rui Vitória spielerisch durchaus gefällig. Und vorne deuteten Europas derzeit mit 30 Toren in 28 Ligaspielen erfolgreichster Angreifer Jonas sowie sein Sturmpartner Kostas Mitroglou an, dass sie auf der europäischen Bühne ebenfalls ernst zu nehmen sind. Großchancen hatten sie zwar zunächst nicht, im Gegensatz zu den Bayern, bei denen es Douglas Costa aus der Distanz und Thomas Müller mit einem Volley versuchten, jedoch jeweils an Torwart Ederson scheiterten. Dennoch hätte es schon bald 1:1 stehen können, nachdem der grätschende Philipp Lahm im eigenen Strafraum eine flache Hereingabe von Nicolás Gaitán an den ausgestreckten und stützenden Arm bekommen hatte, Schiedsrichter Szymon Marciniak aber zum Glück für die Bayern von einem Elfmeterpfiff absah (29.).

Guardiola wehrt sich gegen Favoritenrolle

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    Gefährlicher blieben aber zunächst die Münchner. Wie bei jenem Freistoßtrick, als Thiago Alcántara den Ball über die Mauer lupfte, Müller gegen Ederson aber zu spät kam. Oder wie bei Vidals Kopfball nach Müllers Flanke sowie Franck Ribérys Seitfallzieher, der anders als beim jüngsten 1:0 gegen Frankfurt aber misslang. Vidal war es auch, der Benficas beste Chance der ersten Halbzeit in der Nachspielzeit vereitelte, als er sich in Gaitáns Volleyschuss warf und diesen in höchster Not ablenkte.

    Zweite Halbzeit für FC Bayern knifflig

    Es wurde in der zweiten Halbzeit ein sogar noch kniffligeres Spiel für die Münchner. Zunehmend schwand ihre Feldüberlegenheit, und zu Chancen kamen sie erst in der Schlussphase wieder. Auf der Gegenseite näherte sich Benfica zuvor durch Jonas‘ geschickte Drehung samt Abschluss dem Ausgleich an, den Torwart Manuel Neuer aber verhinderte. Guardiola brachte danach Martínez für Kimmich. Doch Benfica blieb gefährlich, wie bei einer Dreifachchance von Jonas und Mitoglou, bei der Martínez den Ausgleich abwendete (65.). Jonas hatte kurz zuvor nach einem Foul an Vidal seine insgesamt dritte gelbe Karte im Wettbewerb gesehen und wird damit im Rückspiel fehlen. Guardiolas Prognose, „es werden zwei interessante Spiele“, dürfte dennoch Bestand haben. Mit oder ohne Flüche.

    So spielten der FC Bayern und Benfica Lissabon

    FC Bayern: Neuer - Lahm, Kimmich (60. Javi Martinez), Alaba, Bernat - Thiago, Vidal - Costa (70. Coman), Müller (85. Götze), Ribéry - Lewandowski. Trainer: Guardiola

    Benfica Lissabon: Ederson - Almeida, Lindelöf, Jardel, Eliseu - Fejsa, Renato Sanches - Pizzi (90.+1 Samaris), Gaitan - Mitroglou (70. Raul Jimenez), Jonas (83. Salvio). Trainer: Rui Vitoria

    Schiedsrichter: Marciniak (Polen)

    Tor: 1:0 Vidal (2.)

    Der Live-Ticker zum Nachlesen:

    FC Bayern - Benfica Lissabon 1:0
    FC Barcelona - Atletico Madrid 2:1