Hannover. Das Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Niederlande ist abgesagt worden - es gab Hinweise auf einen geplanten Sprengstoffanschlag.

  • Wegen Hinweisen auf einen geplanten Sprengstoffanschlag wurde das Länderspiel Deutschland gegen die Niederlande kurzfristig abgesagt
  • "Entscheidender Hinweis" kam Viertelstunde nach Öffnung der Stadiontore
  • Angeblich wurde eine verdächtige Person in der Nähe des Hannoveraner Stadions gesehen

Vier Tage nach den Terroranschlägen in Paris ist das Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden kurz vor dem geplanten Anpfiff in Hannover abgesagt worden. "Es war beabsichtigt, einen Sprengsatz im Stadion zu zünden", sagte Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe im NDR-Fernsehen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière erklärte am Abend bei einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz in Hannover, die Absage sei auf seine Empfehlung erfolgt. Nach Angaben des niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius (SPD) gab es in Hannover keine Festnahmen. Es sei auch kein Sprengstoff gefunden worden. Gerüchte, Sprengstoff sei in einem Krankenwagen deponiert worden, ließen "sich bislang nicht bestätigen".

Die Hinweise auf eine Gefährdung hätten sich im Laufe des frühen Abends so verdichtet, dass sich die Sicherheitsbehörden des Bundes nach Abwägung der Vor- und Nachteile entschieden hätten, das Spiel abzusagen, sagte de Maizière weiter. "Wir alle hatten uns auf das Spiel gefreut", sagte der Bundesinnenminister. Es habe eine besondere Geste sein sollen. "Umso bitterer ist eine solche Entscheidung, und umso schwerer ist sie uns gefallen." Der Innenminister fügte hinzu: "Aber in einer solch schwierigen Lage hat im Zweifel der Schutz der Menschen Vorrang. Diesen Zweifeln sind wir deswegen heute gefolgt."

Keine Details genannt

Quelle und Ausmaß des Hinweises und die konkrete Gefährdung wollte de Maizière nicht weiter kommentieren: Dies würde für die Zukunft Rückschlüsse auf das Verhalten der Sicherheitsbehörden zulassen oder Hinweisgeber abschrecken, zudem könne es die Bevölkerung verunsichern. Nach Informationen der Deutschen Nachrichtenagentur und von Spiegel Online kam der Hinweis von einem ausländischen Geheimdienst.

Der Interimspräsident des Deutschen Fußball-Bundes, Reinhard Rauball, sagte, er habe "großen Respekt vor der Entscheidung" und dankte den Sicherheitskräften. "Der Schutz der Menschen muss höchste Priorität haben." Dass die deutsche Nationalmannschaft innerhalb von vier Tagen zweimal ein solches tragisches Erlebnis habe miterleben müssen, sei etwas, was in seiner Vorstellungskraft nicht vorhanden war. "Es ist ein trauriger Tag für den deutschen Fußball."

KNVB bedauert Absage

Auch der niederländische Fußballverband KNVB bedauerte die Absage: "Es ist sehr traurig, dass unsere Gesellschaft als Folge von Paris und früheren Terroranschlägen so alarmiert sein muss wie es jetzt der Fall war", sagte KNVB-Direktor Bert van Oostveen. Er dankte außerdem den niederländischen und deutschen Behörden für ihre schnelle Hilfe.

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Zum Zeitpunkt der Absage des Spiels gegen 19.15 Uhr waren kaum Zuschauer im Stadion. Sie wurden per Lautsprecher aufgefordert, den Stadionbereich zu verlassen. Da die Polizei - auch aus Angst vor weiteren Anschlägen - größere Menschenansammlungen verhindern wollte, wurden die Menschen aufgefordert, nach Hause zu gehen.

Nationalteam war nicht im Stadion

Die deutsche Nationalmannschaft war noch nicht im Stadion. Der Deutsche Fußball-Bund machte keine Angaben, wo das Team hingebracht wurde. Die Mannschaft war von ihrem Quartier in Barsinghausen aus zum Stadion gefahren.

Knapp eine Stunde zuvor war nach dem Fund eines verdächtigen Gegenstands vor dem Stadion zunächst Entwarnung gegeben worden. Um was es sich genau handelte, wollte eine Sprecherin der Polizei nicht sagen. Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Medien soll ein herrenloser Koffer die Aufregung verursacht haben. Der Bereich rund um das Stadion war kurzfristig abgesperrt worden.

Auch Bundeskanzlerin Merkel wurde erwartet

Die Polizei hatte nach den Anschlägen von Paris ihre Präsenz in Hannover stark erhöht, in der Stadt patrouillieren zahlreiche bewaffnete Einsatzkräften mit Maschinenpistolen.

Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und zahlreiche andere hochrangige Gäste waren zu dem Spiel erwartet worden. Mehrere Limousinen fuhren nach der Absage mit Blaulicht aus dem Stadionbereich heraus. Ob es sich dabei um hochrangige Politiker handelte, war zunächst nicht klar.(we/dpa)

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