Vancouver/Edmonton. . Vor dem Spiel der Frauen-WM um Platz drei gegen England nimmt die Kritik an der Fußball-Bundestrainerin zu. Vom DFB bekommt Silvia Neid Rückendeckung.

Ein bisschen schade ist es ja schon, dass die deutsche Delegation nicht mehr das atemberaubende Flair der einstigen Olympiastadt Vancouver einsaugen kann. Stattdessen sind die Fußball-Nationalspielerinnen in Edmonton abgestiegen, das weniger Flair hat. Ein bisschen Strafe muss wohl sein, denn wie bei der Heim-WM 2011 findet auch das WM-Finale 2015 ohne deutsche Beteiligung statt, nachdem die DFB-Auswahl zuvor zwei Turniere (2003 und 2007) gewann. Diesmal kann es allenfalls noch der dritte Platz werden, wenn gegen England (Samstag 22 Uhr MESZ) im Commonwealth Stadium gewonnen wird. Es heißt, man wolle sich mit Bronze belohnen. Aber taugt das zur Versöhnung? Allenfalls intern.

Extern steht das Urteil namhafter Kritiker unabhängig davon fest: Der Europameister ist unter seinen Möglichkeiten geblieben. Nachdem die Bundesliga-Trainer Ralf Kellermann (VfL Wolfsburg) und Colin Bell (1. FFC Frankfurt) gewisse spielerische Einfältigkeit und mangelnde taktische Flexibilität beklagt haben, schloss sich nun auch Bernd Schröder (Turbine Potsdam) den Vorwürfen an und verlangte: „Wir haben jetzt zweimal hintereinander das Ziel nicht erreicht. Es muss ein Umbruch eingeleitet werden, gerade mit Blick auf Olympia.“

Rückendeckung vom DFB

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) erteilte daraufhin reflexartig Rückendeckung für die vertraglich bis 2016 gebundene Bundestrainerin. „Silvia Neid hat das Gesicht unserer Frauen-Nationalmannschaft entscheidend geprägt und großartige Erfolge gefeiert. Daher genießt sie auch weiterhin unser totales Vertrauen“, teilte DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock über die Verbandshomepage mit. Deutschland könne die beste europäische Nation werden, die Kritik an der 51-Jährigen sei nicht gerechtfertigt. Sandrock: „Ich bin schon sehr verwundert darüber, wie sich jetzt der eine oder andere Trainer aus der Bundesliga in der Öffentlichkeit geäußert hat.“

Dieses Statement wiederum wollte am Freitag Siegfried Dietrich, der als Manager vom 1. FFC Frankfurt in der DFB-Kommission Frauen-Bundesliga sitzt, so keineswegs stehen lassen. Der 58-Jährige ist über die harsche Reaktion aus dem DFB-Lager verwundert, denn es seien „belegbare Fakten“ aufgezeigt worden.

Damit eskaliert der Richtungsstreit vollends. Torhüterin Nadine Angerer hatte vor ihrem letzten Länderspiel die Vorwürfe scharf gekontert. „Das macht mich richtig sauer. Weil es immer leicht ist, Sachen von außen zu beurteilen.“ Dabei blendet die Kapitänin jedoch aus, dass Kellermann 14 WM-Spiele vor Ort verfolgt hat, auch Bell im Stadion war.

Was die Kritiker eint: Sie wollen eine grundsätzliche Analyse. Allein deshalb, weil Silvia Neid ja ab September 2016 als Leiterin einer neuen Scoutingabteilung neuen Trends nachspüren soll.