München. Auf Schalke hat Ivan Rakitic niemand eine Träne nachgeweint, als er nach Sevilla wechselte. Mittlerweile ist er einer der Stars beim FC Barcelona.
Es gibt angenehmere Orte, um mit einem lange nicht gesehenen alten Kumpel zu plaudern. Aber da Manuel Neuer und Ivan Rakitic nun mal für die Dopingprobe ausgelost worden waren, nutzten sie die Wartezeit vor den Toiletten in den Katakomben des Camp Nou. Neuer hatte soeben das Halbfinal-Hinspiel der Champions League am vergangenen Mittwoch mit dem FC Bayern München mit 0:3 beim FC Barcelona verloren, seine Stimmung passte zum Ort der Sanitäranlage: Sie war im Keller. “Wenigstens etwas Erfreuliches” habe er dann aber doch noch erlebt, berichtete der Bayern-Torhüter: “Eine schöne Unterhaltung mit Ivan Rakitic bei der Dopingkontrolle - auch über gemeinsame vergangene Zeiten.”
Schalkes Trainer-Manager Felix Magath schickte Rakitic im Januar 2011 weg
An diesem Dienstagabend treffen sie sich bereits wieder, beim Rückspiel in München (20.45 Uhr/ZDF). Dreieinhalb Jahre lang hatten sie ab 2007 gemeinsam für den FC Schalke 04 gespielt, sie verstanden sich prächtig. Als Neuer im Sommer 2011 unter großem Getöse nach München wechselte und auf Schalke verwundete Fan-Seelen hinterließ, war Rakitic schon ein halbes Jahr weg. Trainer-Manager Felix Magath hatte den aus Basel nach Schalke gekommenen Kroaten, der in der Schweiz geboren wurde und auch einen Schweizer Pass besitzt, in der Winterpause weggeschickt.
Der Vertrag des damals 22-Jährigen wäre ohnehin ausgelaufen, und da seine Leistung nicht mehr häufig genug mit seiner Begabung korrespondierte, weinte Schalke Rakitic keine Träne nach. Durch den vorzeitigen Transfer zum FC Sevilla konnten die schuldenbeladenen Königsblauen wenigstens noch eine Ablösesumme einstreichen, sie soll eineinhalb Millionen Euro betragen haben.
Im Rückblick ein miserables Geschäft.
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Denn der kroatische Nationalspieler, dessen Rückennummer 10 auf Schalke ein ewiges Versprechen geblieben war, reifte bei seinem neuen Klub in Spanien zu einem unumstrittenen Leistungsträger. “In Sevilla geht es sehr aufgeregt zu”, verriet er damals, “aber seit Schalke kann mich nichts mehr schocken. Ich will den nächsten Schritt schaffen.” Er genoss es, dass in Spanien mehr Wert auf anspruchsvolle Technik gelegt wurde, nachdem ihm in Deutschland auch fehlende Robustheit vorgehalten worden war. Der vielseitig verwendbare Mittelfeldmann bewährte sich als Schaltzentrale, 2013 wurde er zu Sevillas Kapitän befördert. Aus einem lausigen Talent war ein Top-Profi geworden. 2014 gewann er mit Sevilla die Europa League, es war sein erster Titel.
Rakitic soll in Barcelona acht Millionen Euro pro Jahr verdienen
Es wird aber nicht sein letzter gewesen sein, denn danach nahm der Weltklub FC Barcelona Ivan Raktic unter Vertrag. Und in Deutschland fragten sich nicht wenige, die seinen Weg in Sevilla nur ungenau verfolgt hatten: Was hat der Mann da zu suchen? Handelt es sich tatsächlich um denselben Rakitic, der auf Schalke so oft zwischen Klasse und Krise pendelte? Der Pässe schlagen konnte, die eine Freude für die Netzhaut waren, und der im nächsten Spiel neben seinen Stollenschuhen herlief?
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Mittlerweile ist er 27 Jahre alt, Barca soll für ihn für 20 Millionen Euro aus dem bis 2015 datierten Vertrag mit dem FC Sevilla herausgekauft haben. Der Vertrag des Kroaten ist bis 2019 datiert, und das ist nicht der einzige Vertrauensbeweis: Acht Millionen Euro soll er in Barcelona verdienen - pro Jahr, versteht sich.
Als Stammspieler regelt er jetzt auch bei diesem Eliteteam den Verkehr nach vorne, er ebnet die Wege für die Ausnahme-Angreifer Lionel Messi, Neymar und Luis Suarez. “Wir wussten, dass Ivan ein toller Spieler ist, aber wir wussten nicht, wie er sich bei uns in einem solchen Team integrieren würde”, sagt Barca-Trainer Luis Enrique am Montagabend vor dem Abschlusstraining in der Münchener Arena. “Er hat uns viel Freude gemacht, er ist ein sehr intelligenter Spieler.”
Rakitic schreibt ab zu mit Ex-Schalke-Kollege Manuel Neuer
Auch privat hat sich Ivan Rakitic mit Frau und Tochter in Barcelona gut eingelebt. Den Kontakt zu seinem besten Kumpel aus Schalker Zeiten hat er nie verloren. “Mit Manu schreibe ich ab und zu”, erzählt Rakitic und schwärmt von Manuel Neuers Leistungen: “Er ist einzigartig. Es gibt keinen besseren Torwart als ihn.” Rakitic prophezeite schon früher, dass Neuer eine ganz große Karriere bevorstehen würde. Hätte Neuer damals Ähnliches über Rakitic vorhergesagt, hätte ihm das kaum jemand abgenommen.