Leverkusen. . Bayer Leverkusens Torhüter Bernd Leno will sich im DFB-Pokal gegen Bayern München doppelt empfehlen - für Real Madrid und die A-Nationalmannschaft.

Roger Schmidt zuckt nur noch gelangweilt mit den Schultern, wenn wieder ein neues Gerücht über angebliche Wechselabsichten von einem seiner Spieler durch die Welt geistert. „Alle paar Tage ist ein anderer Spieler interessant für einen größeren Verein“, sagt der Trainer von Bayer Leverkusen vor dem großen DFB-Pokalduell gegen den FC Bayern München (Mittwoch, 20.30 Uhr live in unserem Ticker), dessen Mitarbeiter laut neuster Berichte vom Gerüchtemarkt an einem Vertragsangebot für Gonzalo Castro arbeiten. Belastbare Fakten gibt es zu dieser Geschichte nicht, was im Falle eines vielleicht noch wichtigeren Spielers der Werkself etwas anders aussieht: Torhüter Bernd Leno wird intensiv von Spezialisten durchleuchtet, die potenzielle Verstärkungen für Real Madrid begutachten.

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Vor zehn Tagen war die Delegation aus der spanischen Hauptstadt beim U-21-Länderspiel der Deutschen gegen Italien, um den 23-Jährigen zu sehen, sie bekamen wie fast immer eine tadellose Leistung des Torhüters vorgesetzt. Die Zeitung „Marca“ berichtete passend zu diesem Besuch von einer Ausstiegsklausel, die Leno sich angeblich vor eineinhalb Jahren in seinen Vertrag einarbeiten ließ. Und da die Leverkusener das nicht dementieren, wäre die Leverkusener Nummer eins wohl tatsächlich für 18 Millionen Euro zu haben. Damit ist er in den Augen vieler Experten ein echtes Schnäppchen für den spanischen Edelklub, dessen Stammtorhüter Iker Casillas mittlerweile 34 Jahre alt ist und immer häufiger fehlerhaft spielt. „Bernd hat nicht nur in der Bundesliga hervorragend gehalten, er hat sich auch in der Champions League bewiesen“, sagt dagegen Schmidt.

Für Rudi Völler ist Leverkusens Leno die deutsche Nummer 2

Der Trainer gerät regelrecht ins Schwärmen. „Was ich aber besonders an ihm schätze, ist, dass er in hektischen Spielphasen, wenn es richtig brennt, den Überblick behält.“ In der Hinrunde sei Leno noch „etwas zu schlecht weggekommen“, da seien die meisten wirklich gefährlichen Bälle auf das Leverkusener Tor „unhaltbar“ gewesen, findet der Trainer, das ist jetzt anders. In den zurückliegenden acht Pflichtspielen hat er nur ein einziges Gegentor zulassen, den abgefälschten Schuss im Spiel bei Atlético Madrid. Bayer-Sportchef Rudi Völler glaubt sogar, Leno sei hinter Manuel Neuer „die Nummer Zwei in Deutschland“ – eine bemerkenswerte Aussage über einen Mann, der noch nie eine Einladung vom Bundestrainer erhalten hat und vorerst auch keine bekommen wird.

Denn Joachim Löw will zunächst an den drei WM-Torhütern Neuer, Weidenfeller und Zieler festhalten – Leno, Marc-André ter Stegen und Timo Horn, die auf eine Beförderung in den A-Kader hoffen, sollen in diesem Sommer erst die U-21-EM in Tschechien absolvieren. Erst danach wird die Hierarchie hinter Manuel Neuer neu sortiert.

Leno selbst gibt die immer gleiche Antwort auf die Frage nach einer möglichen Berufung: „Für mich ist es wichtig, im Verein Leistung zu bringen. Mehr kann ich nicht beeinflussen. Wenn ich gut genug halte, bin ich schon irgendwann im A-Nationalteam dabei.“ Ob die Wahl im Spätsommer dann auf ihn fällt, ist aber unklar; Leverkusener Skeptiker meinen: „eher nicht“. Wenn die Mikrofone ausgeschaltet sind, wird im Werksklub schon länger darüber geklagt, dass die eigenen Spieler nicht die Lobby der Kollegen von anderen Spitzenklubs hätten. In der für Torhüter so wichtigen Kategorie „Erfahrung“ ist Leno den Kollegen aber weit enteilt.

Leno spielt mit Real auf der Playstation

Während seiner nunmehr fast vier Jahre bei Bayer hat er neben 126 Bundesligaeinsätzen 26 Partien in der Champions League absolviert, hinzu kommen sechs Partien in der Europa League. Der 23-Jährige fühlt sich geschmeichelt von den Berichten aus Spanien. „Ich bin zufrieden in Leverkusen und weiß nichts von einem Interesse von Real“, sagt er zwar, der legendäre Klub aus Madrid spielt aber schon lange eine besondere Rolle im Leben des Torhüters. „Real Madrid hat mich früher schon sehr fasziniert und war eine Art Lieblingsverein. Auf der Playstation zocke ich übrigens heute noch am liebsten mit Real“, hat er vor einiger Zeit in einem Interview mit der Zeitschrift „11Freunde“ erzählt.

Ein paar spektakuläre Paraden im Pokalspiel gegen die Münchner Bayern würden sicher sehr genau registriert werden bei den Königlichen.