Frankfurt. . Erstmals nach seiner Verletzungspause führt Bastian Schweinsteiger den Weltmeister als Kapitän aufs Feld. Bundestrainer Löw will einen Erfolg sehen.

Es ist diese eine Szene von Bastian Schweinsteiger, die die meisten Fußballfans vermutlich nie vergessen werden. Wie der Münchener in der weltmeisterlichen Juli-Nacht des Vorjahres auf dem Rasen des Maracana-Stadions in Rio saß und behandelt wurde, weil ihm nach einem Schlag des Argentiniers Sergio Agüero in der Verlängerung des Finales unter dem rechten Auge Blut aus einer Wunde gerann.

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Wie Kevin Großkreutz dann schon an der Seitenlinie zur Auswechslung bereit stand, Schwein­steiger letztlich aber abwinkte und so zum Sinnbild des germanischen Kämpfers wurde. Der Bayer war damit wie gemacht als Nachfolger für Philipp Lahm, der zwei Wochen nach dem WM-Titel seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft bekannt gab und die Kapitänsbinde freigab. Mit reichlich Verspätung, dafür aber hochoffiziell führt Schweinsteiger dieses Amt nun an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/bei und im Live-Ticker) im Testspiel gegen Australien in Kaiserslautern auch aus.

Nach Brasilien streikte der Körper

Am Dienstag hielt Schweinsteiger in Frankfurt, wo sich der Weltmeister seit Montag auf die „Socceroos” und natürlich das EM-Qualifikationsspiel in Georgien am Sonntag (18 Uhr MEZ/bei uns im Live-Ticker) vorbereitet, seine erste Rede an die Nation. Allerdings war es wenig Staatstragendes, das der Neu-Kapitän in der Frankfurter Arena kund tat. Erprobt sei er in der Ausübung des Amtes ja, mehrmals trug der 30-Jährige in seinen 108 Länderspielen die Binde am Arm. „Es steht jetzt nur ein Titel mehr auf den Autogrammkarten”, sagte Schweinsteiger und lachte.

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Schweinsteiger hat sich vom anfangs belächelten „Chefchen” zum unumstrittenen Anführer entwickelt. Sein geschundener Körper zollte der selbstaufopfernden Leistung in Brasilien jedoch Tribut und streikte zu Saisonbeginn, weshalb er alle Länderspiele seitdem verpasste: „Ich brauchte eine Auszeit. Die WM hat viel Kraft gekostet, aber es hat sich rentiert. Und ich denke, der Weg dieser Mannschaft ist noch nicht am Ende.”

Der Bundestrainer macht Druck

Dieser Meinung ist auch Joachim Löw. Der Bundestrainer muss gegen Australien Torhüter Manuel Neuer (Schleimbeutel-Entzündung im Knie) ersetzen und gönnt den Rückkehrern Holger Badstuber und Ilkay Gündogan einen Startelf-Platz. Auf Sicht will er dem Team eine Frischzellenkur verabreichen, Löw verweist auf eine Absprache mit Nachwuchs-Coach Horst Hrubesch. Bei Spielern wie den Schalkern Max Meyer und Leon Goretzka oder dem Liverpooler Emre Can und Hoffenheims Kevin Volland „ist es mir lieber, wenn sie jetzt bei der U21 sind und im Sommer ein EM-Turnier auf hohen Niveau spielen, als hier zu trainieren“. Zur neuen Saison „werden die Karten für alle aber neu gemischt”.

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Bastian Schweinsteiger muss dies nicht beunruhigen. Für die Stabilisierung der Mannschaft sei er unverzichtbar, denn der Bundestrainer findet: „Wir sind derzeit weder von der Leistung her noch als Einheit auf WM-Niveau.” Der trübe EM-Qualifikations-Oktober 2014 mit dem 0:2 in Polen und dem 1:1 gegen Irland hat dafür gesorgt, dass sich das deutsche Team keinen Punkteausrutscher mehr erlauben darf. Der Kapitän betrachtet es als „Herausforderung, dass wir als Weltmeister vorangehen” – und zwar alle: „Ich denke eh, dass elf Kapitäne auf dem Platz stehen müssen, um erfolgreich zu sein.”