Essen. Veh-Elf bewegt sich auf den Spuren der Bayern, die weiter ein Schatten ihrer besten Tage sind. Was vor Saisonbeginn kaum jemand für möglich gehalten hatte, ist nach zwei Spieltagen eine realistische Option: nämlich, dass Wolfsburg den zweiten Titel in Folge holt.

Diese Kaltschnäuzigkeit, den unbedingte Willen zum Sieg und dann auch noch der Dusel – das kennen wir doch? Richtig: vom FC Bayern. So gesehen bewegt sich der VfL Wolfsburg, der jetzt mit dem Nigerianer Martins über einen dritten Topstürmer neben dem Erfolgsduo Grafite/Dzeko verfügt, auf den Spuren der Bayern - nimmt man den 3:1-Sieg über am Ende bedauernswerte Kölner als Maßstab.

Ja, ja, schon gut, wir wissen es natürlich: Was die Zahl der Titel angeht, steht’s 21:1 für die Bayern. Allerdings: Was vor Saisonbeginn kaum jemand für möglich gehalten hatte, ist nach zwei Spieltagen eine realistische Option: nämlich, dass Wolfsburg den zweiten Titel in Folge holt.

Sollte der Puls von Uli Hoeneß nach dem Spiel gegen Werder noch nicht heruntergegangen sein, hier eine Beruhigungspille: Die Bayern können immer noch aus eigener Kraft Deutscher Meister werden...

Allerdings werden sie in der Tabelle vielleicht doch nicht ganz so schnell „vorneweg marschieren“, wie der Manager des Rekordmeisters es in der sprichwörtlichen Münchener Bescheidenheit nach dem Holperstart in Hoffenheim vorausgesagt hat.

Das Heim-1:1 gegen die Bremer, die mit dem Punktgewinn einen perfekten Fehlstart verhinderten, dürfte jedenfalls in München mindestens Irritationen auslösen. Zumal die Spekulationen um einen Ribery-Wechsel bis zum Transferschluss am 31. August wohl nicht verstummen dürften, hat der Rekordmeister wohl noch eine längere „Findungsphase“ vor sich. Wolfsburg hat diese längst hinter sich...

Bayern mit Schwächen aus der Klinsmann-Ära

Gegen Bremen offenbarten die Münchener bekannte Schwächen aus der Klinsmann-Ära, an die sich die Verantwortlichen am liebsten nicht mehr erinnern möchten. Ärgerlicher noch: Gleich im ersten Heimspiel des neuen Trainers Louis van Gaal bewies das – verwöhnte und gnadenlos kritische - Münchener Publikum einmal mehr, dass es mit der gewachsenen Fankultur, wie sie die Revier-Vereine kennen, nichts gemein hat.

Die zuletzt für ihre wahre Engelsgeduld gelobten BVB-Anhänger wurden diesmal in Hamburg auf eine harte Probe gestellt. Mit allem dürften sie nach dem hoffnungsvollen Auftakt gegen Köln gerechnet haben, nur nicht mit einer 1:4-Klatsche in Hamburg. Angesichts der in der vergangenen Saison demonstrierten Auswärtsstärke ein herber Dämpfer vor dem vielleicht schon wegweisenden Heimspiel gegen den VfB Stuttgart. Vor allem die Schwächen in der Abwehr, in der Roman Weidenfeller an seine schlimmsten Fliegenfänger-Tage erinnerte, stimmen bedenklich. Auf der anderen Seite kam für Trainer Bruno Labbadia, den einige in Hamburg schon wackeln sahen, das fulminante Heim-Debüt zur rechten Zeit.

Eine Einschätzung, die auch auf Jupp Heynckes in Leverkusen zutrifft. Der knappe, aber überzeugend herausgespielte 1:0-Sieg über Hoffenheim bestätigte das Potenzial der Bayer-Elf, die nach ihrem glücklosen Abstecher nach Düsseldorf in der schmucken neuen Arena wieder an ihre alte Heimstärke anzuknüpfen scheint.

Mag sich langfristig auch nichts an der zuletzt fast zementierten Dreiteilung der Liga ändern – die Aufsteiger machen immerhin den Eindruck, dass sie nicht zwangsläufig die heißesten Favoriten auf den Abstieg sein müssen. Mainz und Nürnberg punkteten nicht mit Dusel, sondern schneidigem Auftreten, und auch Freiburgs 2:4 in Stuttgart dürfen die Breisgauer durchaus als Mutmacher empfinden.