Lissabon. Bayer Leverkusen ist für das Achtelfinale der Champions League qualifiziert, kämpft bei Benfica Lissabon am Dienstag aber noch um den wichtigen Gruppensieg. Platz eins würde die Chancen erhöhen, in der K.o.-Runde nicht auf einen der großen Klubs in Europa zu treffen.
Für die Bayer-Werkself hätte die Reise ein ruhiger Betriebsausflug mit einer B-Mannschaft werden können. "Das wird es jetzt leider nicht. Es ist ärgerlich, aber das ist abgehakt", sagte Kapitän Simon Rolfes vor der Partie am Dienstag (20.45 Uhr/Sky) bei Benfica Lissabon. Trotz der unnötigen Heimniederlage gegen AS Monaco (0:1) sind die Leverkusener schon für das Achtelfinale qualifiziert, wollen nun aber den wichtigen Gruppensieg schaffen. Als Erster erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, nicht einen der Topvereine in der K.o.-Runde zugelost zu bekommen.
Drei Tage nach dem kräftezehrenden Bundesliga-Spitzenspiel beim FC Bayern (0:1) müssen Rolfes und Co. deshalb die Aufgabe noch einmal hochkonzentriert angehen. Sie führen zwar die Gruppe C mit einem Punkt Vorsprung an, könnten bei einem Sieg von Monaco gegen Zenit St. Petersburg jedoch noch vom Club aus dem Fürstentum verdrängt werden. "Nach einer Niederlage bei den Bayern braucht man nicht in Selbstzweifel verfallen", sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt. "Es wird aber keine leichte Aufgabe."
Schmidt warnt trotz Ausscheidens vor Lissabon
Obwohl der portugiesische Fußball-Meister als Gruppenletzter schon aus dem Europacup ausgeschieden ist, warnte Schmidt eindringlich davor, die Aufgabe zu unterschätzen. "Das hört sich relativ schnell nach Vorteil an", sagte er. "Doch Benfica ist ein Traditionsverein, der oft europäisch spielte. Lissabon will sich nicht sang- und klanglos aus dem europäischen Wettbewerb verabschieden." Deshalb erwartet der Coach einen "befreit aufspielenden" Gegner.
"Das ist eine gefährliche Situation", mahnte auch Rolfes und forderte: "Wenn wir dem Gegner ein intensives Spiel aufdrängen, könnte es schon sein, dass sie dann nachgeben." Dazu muss die erste Garde der Bayer-Profis noch einmal 100 Prozent abrufen. "Wir wollen den Sack da zumachen", kündigte Torwart Bernd Leno an.
"Englische Wochen kriegen wir nicht so extrem geregelt wie die Bayern"
Allerdings sorgt sich Leverkusens Sportchef Rudi Völler, ob dies so kurz nach dem Kraftakt bei den Bayern gelingt: "Englische Wochen kriegen wir nicht so extrem geregelt wie die Bayern." Zudem muss Bayer auf einen der Dauerläufer im Team verzichten: Lars Bender. Der Nationalspieler ist von München nach Hause geflogen. "Wir mussten ihn im Bayern-Spiel auswechseln, als Vorsichtmaßnahme, weil er wieder Schmerzen in der Bauchmuskulatur hatte", erklärte Schmidt.
Für Bender wird Bayer-Kapitän Rolfes in die Startelf rücken. "Simon wird spielen. Er hat die letzten Partien genutzt, um Spielpraxis zu sammeln und es gut gemacht", sagte Coach Schmidt in Lissabon. Der Mittelfeldspieler war zu Beginn der Saison verletzt ausgefallen und hatte vor wenigen Tagen seinen Rücktritt zum Ende der Spielzeit angekündigt. "Ich werde alles dafür tun, dass wir noch einige Champions-League-Spiele machen", sagte Rolfes zu seiner beginnenden Abschiedstournee. Außerdem schließt Schmidt eine weitere Rotation nicht aus. "Es gibt Überlegungen, den einen oder anderen Wechsel vorzunehmen", erklärte er. Einzelheiten wollte er nicht verraten.
Der Chefcoach will nicht nur Gruppenerster bleiben, um vielleicht einen leichteren Gegner im Achtelfinale zu erwischen. Deshalb packt er seine Spieler an der Ehre. "Als Erster die Gruppenspiele zu beenden, wäre auch eine Auszeichnung für die Mannschaft", sagte er. "Den ersten Platz haben wir uns auch redlich verdient", befand Völler. Dass es damit im K.o.-Spiel einfacher wird, relativierte er: "Auch bei den Zweiten werden starke Gegner sein, aber dann zuerst auswärts antreten zu dürfen, ist ein Vorteil." (dpa)