Köln. . Zweitligist 1. FC Köln hat am Freitag den Österreicher Peter Stöger als neuen Trainer vorgestellt - und sich dabei ungewohnt demütig gegeben. Der rheinische Boulevard hat jedoch scheinbar höhere Erwartungen an den neuen “Geißbock“, der dem “Effzeh“ finanziell entgegen kam.

Der Empfang in Köln fiel für den neuen Trainer des FC standesgemäß aus: „Ganz Köln freut sich auf Peter Stöger“, titelte die lokale Ausgabe der „Bild-Zeitung“ in gewohnter Übertreibung und wärmte dann mit großen Lettern die kölsche Hurra-Mentalität: „Er kann Meister.“

Tja, in der Tat ist der 47-jährige Österreicher mit Austria Wien soeben Meister in seinem Heimatland gewonnen. Doch statt mit der Austria um die Champions-League-Qualifikation zu kämpfen, zieht es den Trainer nun in die Niederungen der 2. Bundesliga. So könnte man es sehen. Aber es ist eben der 1. FC Köln – findet zumindest Peter Stöger. „Austria ist in Österreich top, und der FC ist top in Deutschland.“ Er hat nicht einmal geschmunzelt dabei.

Für den Job am Kölner Grüngürtel hat Stöger sogar in die eigene Tasche gegriffen: „Wir bedanken uns bei Peter Stöger, dass er uns finanziell geholfen hat, damit der Transfer klappt“, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle bei der Präsentation des Trainers, der am Ende rund 800 000 Euro Ablöse gekostet hat. FC-Vize Toni Schumacher war fast gerührt vom Wechselwillen Stögers: „Er hat gesagt: ‘Ich will zu euch. Das ziehen wir durch.’ Und ich dachte: Endlich mal einer, der sagt, was los ist. So Leute brauchen wir hier.“

Der Vertrag läuft bis 2015

In der Domstadt sind sie fast ein wenig stolz, dass sich Stöger dem FC anschließt; schließlich galt der Österreicher zwischenzeitlich auch als Kandidat bei Werder Bremen – und der FC hatte sein Werben schon eingestellt. „Auch der 1. FC Köln hat durch die letzten 20 Jahre an Selbstvertrauen verloren“, sagte Schumacher in für den Klub ungewohnter wie erfrischender Demut. „Wir haben uns gar nicht mehr getraut, da mitzubieten.“ Jetzt aber sitzt da doch Peter Stöger – und macht einen zufriedenen Eindruck. Den Wiener Schmäh, den man in der Domstadt noch aus Zeiten von Toni Polster kannte, den hatte Stöger aber offenbar in seinem Rucksack versteckt. Nüchtern, sachlich, konzentriert, kurz: überaus seriös, präsentierte sich der 47-Jährige. Es sei „eine reizvolle Aufgabe, große Herausforderung“, solche Sachen eben.

Er fühle sich „geehrt und geschmeichelt“, sagte Stöger, als er in neun Kameras und unzählige Journalisten-Gesichter blickte. „Das alles hier hat ganz andere Dimensionen, als ich es aus Österreich kenne.“ Er bezog das aber wohl weniger auf den horrenden Schuldenstand des Klubs als vielmehr auf das öffentliche Interesse – und die Aura, die der FC für Leute von, nun ja, etwas außerhalb offenbar noch ausstrahlt. Blauäugig aber geht Stöger deshalb nicht an die Aufgabe beim finanziell gebeutelten Klub, der derzeit noch mitten in der Kaderplanung steckt: „Vielleicht bin ich der ideale Mann für schwierige Situationen.“

Dafür bekommt er laut Vertrag zwei Jahre Zeit; und die FC-Führung kassierte gestern prompt ihre ultimative Zielvorgabe Aufstieg: „Wir wollen aufsteigen“, sagte Geschäftsführer Wehrle. „Aber wir müssen nicht.“

An Stöger soll es nicht liegen: „Ich bin ein ehrgeiziger Typ.“ Und einer, der sich nicht – wie mancher Vorgänger – ohne Not übermäßig anbiedert. Sein erstes Kölsch hat er schon getrunken. Das Urteil: „Es schmeckt ganz ordentlich.“ Mehr kann man wirklich nicht verlangen.