Berlin. Nach der 1:2-Niederlage bei Union Berlin muss der VfL Bochum mehr denn je den Abstieg in die Dritte Liga fürchten. Das Vorhaben der Bochumer, ausnahmsweise mal einen frühen Rückstand zu verhindern, war an der Alten Försterei nach nicht einmal drei Minuten Schnee von gestern.

Der Absturz des VfL Bochum geht weiter. Nach der unglücklichen 1:2-Niederlage bei Union Berlin im letzten Hinrundenspiel muss der VfL mehr denn je den Abstieg in die Dritte Liga fürchten, obwohl sich der VfL im Berliner Osten wesentlich besser als zuletzt präsentierte.

Trotz der prekären Situation schaute Sportvorstand Jens Todt optimistisch nach vorne: "Das war eine klare Leistungssteigerung. Wenn wir dauerhaft so auftreten, kommen wir da unten raus." Auch Trainer Karsten Neitzel unterstrich, dass die "Mannschaft richtig gut zusammen bleibt" und eben nicht zerfällt, wie das nach der desolaten Partie gegen den FSV Frankfurt zu befürchten war.

Neitzel hatte, wie angekündigt, personelle Konsequenzen gezogen und vier Wechsel vorgenommen, um die zuletzt nicht stimmige "Balance zwischen Defensive und Offensive" hinzubekommen. Jonas Acquistapace, Michael Ortega und Alexander Iashvili drückten die Reservebank, Florian Brügmann, der am Sonntag für die U23 spielen soll, war gar nicht erst mitgefahren nach Berlin. Das Quartett wurde ersetzt von Carsten Rothenbach, Christoph Kramer, Christoph Dabrowski und Mirkan Aydin. Angesichts dieser derart gestärkten Defensive wollte Neitzel dann aber doch nicht auf Leon Goretzka, dem die Belastung zuletzt deutlich anzumerken war, verzichten. Union-Trainer Uwe Neuhaus versuchte mit gleich drei Stürmern die Gunst der Stunde zu nutzen. Dafür verzichtete er sogar auf seinen Kapitän und Mittelfeld-Lenker Torsten Mattuschka.

Karl köpfte zum 1:0 für Union Berlin ein

Das Vorhaben der Bochumer, ausnahmsweise mal einen frühen Rückstand zu verhindern, war allerdings nach nicht einmal drei Minuten Schnee von gestern. Mit ihrer ersten Standardsituation waren die Berliner erfolgreich. Markus Karl köpfte nach Patrick Kohlmanns Freistoß zum 1:0 ein. Und wäre es nicht so traurig, müsste man allmählich lachen: Für den VfL Bochum, der mit Sinkiewicz, Maltritz, Dabrowski, Aydin und Goretzka fünf Spieler auf dem Rasen hatte, die sich eigentlich in Luftduellen behaupten müssten, war es der 14. Rückstand im 17. Ligaspiel.

Was man dem VfL zugute halten muss: Dieser Nackenschlag warf die Mannschaft nicht um. Und die Umstellungen von Karsten Neitzel sollten sich noch auszahlen. Bereits zwei Minuten nach dem 1:0 für die Gastgeber brannte es im Union-Strafraum. Marcel Maltritz hatte den Ausgleich auf dem Fuß, wurde aber im letzten Moment geblockt, der folgende Kopfball von Zlatko Dedic landete in den Armen des Berliner Schlussmannes Daniel Haas. Der VfL ließ sich jedoch nicht entmutigen und wurde Mitte der ersten Halbzeit für sein Engagement belohnt. Christoph Dabrowski passte nach einem energischen Antritt auf Dedic, und der Slowene brachte den Ball - mit etwas Glück - zum 1:1 über die Linie.

Aydins Treffer nicht anerkannt

Wenig später schienen die Gäste die Partie vollends gedreht zu haben, aber Schiedsrichter Dietz verweigerte Mirkan Aydins Treffer die Anerkennung. Dedic' Einsatz zuvor gegen den Ex-Bochumer Marc Pfertzel wertete Dietz als Foulspiel. Eine Entscheidung, die die Bochumer auf die Bäume brachte und auch Neitzel nicht erfreute: "Das zweite Tor hätte uns massiv in die Karten gespielt."

Mit Ausnahme der Situation, die zum Gegentor führte, wirkte der VfL nämlich an der Alten Försterei wesentlich kompakter als noch bei der Heimniederlage gegen den FSV Frankfurt. Aus dem Spiel heraus gelang den Hausherren herzlich wenig, und doch genügte den Berlinern eine weitere Standardsituation, um erneut in Führung zu gehen. Adam Nemec köpfte nach Kohlmanns Eckball zum 2:1 ein. Diesmal gab Schiedsrichter Dietz den Treffer, auch wenn die Bochumer heftig protestierten.

Zeit lief erbarmungslos gegen den VfL

Obwohl Goretzka - wegen Rückenproblemen - und Aydin, dem in seinem ersten Startelf-Einsatz nach langer Verletzungspause noch ein wenig die Kraft fehlte, ausgewechselt werden mussten, versuchte der VfL erneut Druck aufzubauen. Die Gäste kamen auch zu Chancen, aber zunächst wartete Dedic zu lange mit dem Abschluss, dann zielte der eingewechselte Alexander Iashvili aus 18 Metern zu schlecht. Und die Zeit lief erbarmungslos gegen den VfL. Union spielte die Uhr runter, legte nun mehr Wert auf die Defensive. Dass Tasaka schließlich noch ein Elfmeter verweigert wurde, passte ins dunkle Bochumer Bild. Noch ein Schuss von dem Japaner, den Haas parierte, und eine Riesenchance von Kevin Scheidhauer, die ebenfalls Haas mit einem starken Reflex zunichte machte, dann war die erneute Niederlage besiegelt und die Hinrunde beendet. Mit nur 14 Punkten und düsteren Aussichten für den VfL Bochum, der in der kommenden Woche in Dresden unter extremem Druck stehen wird.

"Bitter, unnötig, ärgerlich" - so fasste Marcel Maltritz ("Heute hat eine Mannschaft zusammen gespielt") den Nachmittag an der Alten Försterei zusammen.