Berlin. Sportlich wird die am Freitag beginnende Zweitliga-Saison zweifellos reizvoll. Was die Sicherheit betrifft, warten durch die Auf- und Absteiger viele Probleme und ein erhöhtes Gewaltpotenzial. Verkommt das Unterhaus zur Krawall-Liga?

Tatort Unterhaus: Die 2. Bundesliga ist zum Sammelbecken für Problemvereine geworden, es droht eine Saison mit hohem Krawall-Faktor. Durch den Abstieg von Eintracht Frankfurt und dem FC St. Pauli sowie den Aufstieg von Dynamo Dresden, Hansa Rostock und Eintracht Braunschweig sind fünf Vereine mit großer Anhängerschaft und teilweise nicht dem allerbesten Ruf in die 2. Liga gekommen. Sicherheitsprobleme sind vorprogrammiert, denn mehrere Klubs haben Schwierigkeiten, die eigenen Fans in den Griff zu bekommen.

Erstes Risikospiel am ersten Spieltag

"Es gibt keinen Grund zur Panikmache, man darf die Augen aber nicht vor der Realität verschließen", sagte Helmut Spahn, der Sicherheitsbeauftragte des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dem SID: "Wir müssen abwarten, wie die Saison startet."

Dramatischer schätzt Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), die Lage ein. "Die 2. Liga droht zur Chaos-Liga zu werden", sagte Wendt. Es gebe ein enorm hohes Gewaltpotenzial, außerdem sei eine hohe Zahl von Einsatzkräften nötig, um die Spiele abzusichern. "Er hat in den letzten Jahren immer wieder polarisierende Aussagen getätigt. Ich nehme das zur Kenntnis", antwortete Spahn.

Gleich zum Auftakt am Freitagabend steht das Duell Energie Cottbus gegen Dynamo Dresden auf dem Programm - das erste Risikospiel. Nicht weniger brisant geht es weiter: Am 2. Spieltag spielt Dresden gegen Rostock. Kaum ein Spieltag ohne Begegnung mit erhöhtem Gewaltpotenzial.

Frankfurt, Dresden und Rostock bereiten Polizei Sorgen
 

Sorgen scheinen neben dem Bundesliga-Absteiger Frankfurt vor allem der achtmalige DDR-Meister Dresden und auch Rostock zu machen. Aufsteiger Dresden zahlte zuletzt über 50.000 Euro Strafen für mehrfaches Fan-Fehlverhalten, und auch Rostock hat kaum Kontrolle über die eigenen Anhänger. Bei den Duellen mit dem Erzrivalen St. Pauli drohen wie in der Vergangenheit Straßenschlachten.

Die potenzielle Gewalt ist keinesfalls ein reines Problem der Vereine aus der ehemaligen DDR. "Ich sehe keine generelle Ost-West-Thematik. Man sollte nicht immer mit dem Finger nur auf die Ostvereine zeigen", sagte Geschäftsführer Volker Oppitz von Dynamo Dresden dem SID: "Wir sind uns bewusst, dass es einige brisante Spiele geben wird, aber letztlich gibt es die sowohl in der Bundesliga als auch in der 2. und 3. Liga." Schließlich haben in der vergangenen Bundesliga-Saison auch rund 150 Frankfurter "Fans" nach dem 0:2 gegen Köln den Rasen gestürmt und auch sonst mehrfach Schwierigkeiten bereitet - "Deutscher Randalemeister" stand auf einem Plakat.

Vereine wollen Negativ-Image ablegen


Auch beim DFB wird die Thematik nicht regional begrenzt. "Es gibt keine Verlagerung der Probleme vom Westen in den Osten", sagte Spahn, der keine Chaos-Liga erwartet. Beim DFB sei man gut auf die Saison vorbereitet. "Wir nehmen keine generellen Vorfestlegungen für Risikospiele vor, sondern wir bewerten immer neu, auch mit der Erfahrungen der letzten drei Jahre, wie sich die Fans der Vereine verhalten", betonte Spahn.

Die Klubs arbeiten daran, die Saison möglichst geräuschlos zu bestreiten. "Viele Vereine haben die Chance, ihr Negativ-Image abzulegen. Das braucht Zeit, aber man kann einen Anfang machen", sagte Bernd Keller, Präsident von Erzgebirge Aue: "Man muss es bei sportlicher Rivalität belassen, nach dem Abpfiff dürfen sich die Fans nicht auf der Straße duellieren." Es bleibt fraglich, ob das angesichts des hohen Konfliktpotenzials nicht ein frommer Wunsch bleibt. (sid)