Hannover. Ron-Robert Zieler spielt am Freitag zum Zweitliga-Start mit Hannover in Stuttgart. Der Torhüter gilt als Zuverlässigkeit in Person und peilt den Wiederaufstieg an.

Für verbale Knüller und laute Kampfansagen ist Ron-Robert Zieler eher nicht bekannt. Umso mehr lässt aufhorchen, was der Torhüter von Hannover 96 in diesen Tagen von sich gibt. „Ich bin nicht hierhergekommen, um mich wohlzufühlen oder die Karriere ausklingen zu lassen. Ich will definitiv noch einmal in der 1. Liga spielen – und zwar mit Hannover 96“, sagt der in diesem Punkt angriffslustige Torhüter. Ihn plagt das Fernweh nach großem Sport. Zieler hat den VfB Stuttgart nach dessen Abstieg verlassen und ist zu Absteiger Hannover 96 zurückgekehrt. Für die Niedersachsen hatte er bereits von 2010 bis 2016 gespielt. Heute muss er nun ausgerechnet bei den Schwaben antreten (20.30 Uhr/Sky). Seine Personalie ist beste Werbung für eine 2. Fußball-Bundesliga, die am Freitag in ihre 46. Saison startet.

Bei Trainer Slomka im Tor gesetzt

Der alte Ruhm glänzt noch. Auf dem erhofften Weg zurück in die 1. Liga ist Hannover 96 in den vergangenen Wochen über sehr viele Dörfer getingelt. Im Mittelpunkt stand dabei immer dieser 30 Jahre alte Torhüter, der wahlweise als Ron-Robert Riese, als Publikumsliebling, vor allem aber als Weltmeister bejubelt wird. 2014 war Zieler als Teil des deutschen Nationalteams zum bundesweiten Helden aufgestiegen, ohne in Brasilien auch nur einmal gespielt zu haben. Dennoch hält die Popularität durch den WM-Triumph bis heute an. In Hannover ist Zieler bei Trainer Mirko Slomka als Nummer 1 gesetzt. „Sehr ruhig, sehr gute Ansprache, sehr konzentriert – das läuft gut an“, sagt Zieler über Slomkas Art. Auch so kann man sich bei seinem Chef für einen Stammplatz bedanken.

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Hannover 96 beim VfB Stuttgart – gemeiner hätte man sich den Saisonauftakt nicht ausdenken können. Beide Vereine beklagen nach ihrem Abstieg millionenschwere Verluste und sind zum Erfolg verdammt. In Hannover wie in Stuttgart gab es auf dem Weg zum Abstieg kontroverse Auseinandersetzungen zwischen Fans und Vereinsführung. Zieler hält sich aus solch unangenehmen Themen gerne heraus und möchte sich auf das Sportliche konzentrieren. Hat er in Stuttgart Pfiffe zu befürchten? „Ich habe mich immer korrekt und fair verhalten und immer alles gegeben“, findet der Mann, der im 96-Tor, aber im Stuttgarter Stadion wohl auch unter besonderer Beobachtung der VfB-Fans stehen wird.

Beim 1. FC Köln groß geworden

Seine Vita bleibt beachtlich und merkwürdig zugleich. Der kleine Ron-Robert ist beim 1. FC Köln groß und bei Manchester United zum Profi ausgebildet worden. Von Hannover 96 aus ging es zu Leicester City, dann zum VfB Stuttgart und zurück nach Hannover. Der eine oder andere Knick in der Karriere lässt sich also nicht leugnen. Wer sich wirklich als Weltmeister versteht und ein Großer sein will, gehört nicht in die 2. Liga.

Aber Zieler darf für sich in Anspruch nehmen, sowohl in Hannover als auch in Stuttgart (2017 bis 2019) extrem zuverlässig gewesen zu sein. Selten verletzt, nie zu forsch, sechsfacher Nationalspieler im Herrenbereich: Im Jargon des bezahlten Fußballs nennt man so etwas gerne ein solides Gesamtpaket. Wer Zieler unter Vertrag nimmt, bekommt etwas Gutes und wenig Überraschendes. Genau das können sie bei Hannover 96 nach dem zweiten Abstieg innerhalb von drei Jahren gerade bestens gebrauchen.

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"VfB ist der absolute Favorit

Mein Verein, meine Stadt, meine Heimat: Es hörte sich ganz schön rührselig an, wie sich Zieler mit blumigen Worten in Hannover zurückgemeldet hat. Das mag beim aktuellen Verein gut angekommen sein, löst beim bisherigen Arbeitgeber jedoch keine Jubelstürme aus. Vielleicht wollte Zieler dem VfB Stuttgart auf seine Weise noch etwas Gutes tun, als er gebeten wurde, die vermeintlich stärksten Teams der aktuellen 2. Bundesliga zu benennen. Neben dem 1. FC Nürnberg, Hannover 96 und dem Hamburger SV ist ihm vor allem der VfB Stuttgart eingefallen.

„Meiner Meinung nach ist der VfB der absolute Favorit auf den Aufstieg. Für den Verein ist der Aufstieg im Grunde Pflicht“, lautet seine Einschätzung. Falls das stimmt, wartet auf Ron-Robert Zieler an diesem Freitag ein ganz besonderer Abend. Wie sagt er es so schön? „Das ist ein spezielles Spiel. Alles andere wäre gelogen.“