Hamburg. Den Aufstieg in die Bundesliga hat der HSV verpasst - Schuld hat wieder der Trainer. Dabei sollte mit Hannes Wolf alles anders werden.
Nachdem der Hamburger SV ein Dutzend Trainer in den vergangenen zehn Jahren verschlissen hatte, sollte ausgerechnet mit dem jüngsten Coach der Vereinsgeschichte alles besser werden. Die Vorstände Bernd Hoffmann und Ralf Becker opferten sogar Publikumsliebling Christian Titz, um Trainertalent Hannes Wolf zu bekommen. Sieben Monate und ein Nicht-Aufstieg später steht fest: Der HSV bleibt untrainierbar.
Beschimpfungen am Trainingsplatz
Auf diesen einen Moment hatte Peter Rahf seit Sonntagabend gewartet. Um kurz nach elf Uhr am Montagmorgen war es soweit: Langsam, aber bestimmt ging Hannes Wolf am Tag nach dem 1:4 seines HSV in Paderborn die Treppe vom Volksparkstadion in Richtung Trainingsplatz hinunter. Schritt für Schritt abwärts. Dann platzte es aus Rahf heraus. „Ist der Versager immer noch hier?“, fragte der 70 Jahre alte HSV-Fan so laut, dass es auch jeder hören konnte. Der aus Dortmund stammende Trainer guckte einmal kurz hoch, ging dann aber ohne anzuhalten an den Kamerateams, Fotografen und Rahf vorbei auf den Platz. Ein zweites, lautes „Versager!“ ertönte, dann war es überstanden.
„Als Zuschauer muss man mal seine Wut heraus lassen“, sagte Rahf. Seit 45 Jahren sei er Mitglied. „Aber jetzt habe ich die Schnauze voll.“ Seine Conclusio nach dem verpassen Aufstieg: „Der Trainer muss als erstes gehen.“ Willkommen beim HSV im Mai 2019.
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Seit Sonntagnachmittag stand also fest, was zumindest ein HSV-Fan schon lange gewusst hat. Nicht Rahf, Peter. Sondern Kühne, Klaus-Michael. Der 81-jährige Milliardär, auch Mitglied, aber nebenbei auch noch Anteilseigner, ließ ebenfalls am Montag Dampf ab. „Ich habe Aufsichtsrat und Vorstand der HSV Fußball AG sowie den Präsidenten des Hamburger Sportverein e.V. am 26. Februar schriftlich empfohlen, den Trainer auszuwechseln, weil sich mit dem in Regensburg verlorenen Spiel der Niedergang für mich abzeichnete und er durch falsche Entscheidungen des Trainers gekennzeichnet war“, schrieb Kühne in einem Statement, das der Unternehmer an ausgewählte Medien verschickte. „Ich habe das Erfordernis eines Trainerwechsels anschließend mehrfach thematisiert. Die fehlende Handlungsbereitschaft der einschlägigen Gremien war aus meiner Sicht verhängnisvoll. Dass der Aufstieg nicht gelingen würde, war mir schon vor mehreren Wochen klar.“
Der Wunsch der beiden meinungsstarken HSV-Fans Rahf und Kühne nach dem verpassten Wiederaufstieg dürfte sich nun zum Anfang der kommenden Woche, unmittelbar nach dem letzten Saisonspiel am Sonntag gegen den MSV Duisburg, erfüllen. Nach Informationen dieser Zeitung ist eine Beurlaubung Wolfs intern beschlossene Sache.
Vor nicht einmal sieben Monaten war Wolf gekommen
Auch im Aufsichtsrat nimmt die Zahl der Kritiker zu. Trotz des Absturzes der vergangenen Wochen sind zwar nicht alle Verantwortlichen von einem Trainerwechsel überzeugt, doch eine bessere Lösung hat eben auch keiner parat. Und irgendwie ist es auch die letzte Konstante des HSV: Schuld hat in Hamburg am Ende immer der Trainer. Dabei sollte dieses Mal doch alles anders werden.
Nicht einmal sieben Monate ist es her, als Sportvorstand Ralf Becker und HSV-Chef Bernd Hoffmann Neu-Trainer Hannes Wolf in ihre Mitte genommen und um die Wette gestrahlt hatten. „Hannes Wolf war für mich der absolute Top-Kandidat“, sagte Becker. „Hannes ist eines der größten Trainer-Talente in Deutschland.“
Auf der Mitgliederversammlung am 20. Januar rief Becker nach zuvor oft nur mäßigen Leistungen den HSV-Fans vom Podium aus zu: „Sie können es jetzt aufschreiben: Hannes Wolf ist in zwölf Monaten noch Trainer des HSV.“
Pustekuchen.