Hagen. Bremen will als erstes Bundeslang die Deutsche Fußball Liga (DFL) für Polizeieinsätze bei Risikospielen zur Kasse bitten. Ligapräsident Reinhard Rauball reagiert darauf “mit großem Unverständnis“ und kündigte an, sich zur Not mit allen juristischen Mitteln zur Wehr zu setzen. Ein Interview.

Herr Rauball, als erstes Bundesland will Bremen den Fußball für Polizeieinsätze bei Risikospielen in der Bundesliga zur Kasse bitten. Wie reagiert der Ligaverband der 36 Profiklubs darauf?

Reinhard Rauball: Mit großem Unverständnis. Trotz öffentlicher Mahnungen führender Bundes- und Landespolitiker in den vergangenen Tagen sowie zahlreicher Dialog-Angebote des Fußballs hat sich die Landesregierung des Stadtstaates für einen verfassungsrechtlich unhaltbaren Weg entschieden. Sollte der vorgelegte Entwurf von der Bremer Bürgerschaft verabschiedet und umgesetzt werden, wird sich der Ligaverband mit allen juristischen Mitteln zur Wehr setzen.

Frech gefragt: Warum zahlen die Fußball-Klub, die Ihren Spielern oft Millionen schwere Gehälter überweisen, die Einsätze nicht einfach?

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Rauball: Das ist zum einen Polemik und zum anderen geht es darum nicht. Der Bremer Alleingang ist mit unseren verfassungsrechtlichen Grundsätzen nicht vereinbar. Die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit ist unabhängig von der Kassenlage der öffentlichen Haushalte allein Aufgabe des Staates, zumal Fußball-Vereine und –Verbände keinesfalls Verursacher oder Veranlasser von Gewalt sind.

Hier der Bremer Senat, dort die DFL – zwei Ansichten prallen aufeinander. Rechnen Sie mit einer langwierigen juristischen Auseinandersetzung?

Rauball: Falls Bremen diesen Weg beschreitet, wird der Ligaverband in Abstimmung mit dem SV Werder Bremen alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. Das Bremer Anliegen kommt einer Blanko-Vollmacht zur willkürlichen Belastung Einzelner gleich. Außerdem drängt sich der Verdacht auf, dass hier ein Bundesland auf Kosten anderer nur seinen Haushalt sanieren will, ohne die eigentlichen Probleme zu lösen.

Sind die in der Vergangenheit zum Beispiel mit der Innenministerkonferenz vereinbarten und umgesetzten Maßnahmen der DFL in Bremen ins Leere gelaufen?

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Rauball: Sie werden zumindest völlig ignoriert, und das stößt nicht nur uns unangenehm auf. Ein ehemaliger Vorsitzender der Innenministerkonferenz hat mir bereits mitgeteilt, dass sich sämtliche B-Länder - das sind jene, die von einer der Unionsparteien geführt werden - abgesprochen haben, dem Bremer Beispiel nicht zu folgen. Es droht demnach einer Art Flickenteppich – und das kann niemand wollen.

Bremen hat Ihnen den Fehdehandschuh hingeworfen. Erwägen Sie eine Art Konter?

Rauball: Ich werde auf der Präsidiumssitzung des Deutschen Fußball-Bundes am Freitag den Antrag stellen, keine Länderspiele mehr nach Bremen zu vergeben. Außerdem werde ich beantragen, die Ansetzung des EM-Qualifikationsspiels am 14. November gegen Gibraltar in Bremen rückgängig zu machen. Es sei denn, es gibt rechtskräftige Zusagen. Es kann schließlich nicht sein, dass wir Bremen etwas Gutes tun, aber befürchten müssen, zu Unrecht für bestimmte Kosten aufkommen zu müssen.