Prag. . Vor dem Supercup zwischen Bayern München und dem FC Chelsea darf gestichelt werden, also bitte: Vorhang auf zu den Psychospielchen! „Der FC Bayern des Jupp Heynckes war das beste Team Europas. Jetzt haben sie einen neuen Trainer und neue Spieler – und ich bin nicht mehr sicher, ob sie immer noch so gut sind.“ Sagt Jose Mourinho.
Es darf gestichelt werden, also bitte: Vorhang auf zu den Psychospielchen! „Der FC Bayern des Jupp Heynckes war das beste Team Europas. Jetzt haben sie einen neuen Trainer und neue Spieler – und ich bin nicht mehr sicher, ob sie immer noch so gut sind.“
An diesem Freitag ist Supercup, der FC Bayern tritt als Gewinner der Champions League in Prag gegen den Titelträger der Europa League an, den FC Chelsea. Und damit auch die beiden in Abneigung verbundenen Trainer zum nächsten Duell. Pep Guardiola, 42, gegen José Mourinho, 50, der Spanier und der Portugiese, der feingeistige Souverän gegen den fiesen Provokateur, so wird das jetzt gezeichnet. Und Mourinho hat mit seiner verbalen Pisackerei – siehe oben – den alten Fehdehandschuh schon wieder listig aufgenommen.
Auch in Prag ließ er sich mit dem Thema am Donnerstag ein bisschen locken. Angesprochen auf seine deutlich negative Bilanz, sagte Mourinho ärgerlich: „Ihre Statistiken sind falsch, sehr falsch, sehr falsch.“ Guardiola wollte sich später nicht auf irgendwelche Spielchen einlassen, drückte lieber seinen großen Respekt vor Mourinhos Karriere aus und sagte zu seiner positiven Bilanz in diesem Privatduell nur: „Das ist vorbei. Vielleicht erinnere ich mich daran, wenn ich ein Großvater bin.“ Als Spitze ließ sich das nun kaum auslegen.
Noch kein deutsches Team gewann den Supercup
Der europäische Supercup ist ein Titel, dem hierzulande bisher wenig Beachtung zugemessen worden ist, was auch daran liegen könnte, dass ihn noch keine deutsche Mannschaft gewinnen konnte. Und auch jetzt taugt das Spiel im Eden-Stadion in Prag ja nicht dazu, als Revanche durchzugehen für das Finale der Champions League 2012, das die Münchner gegen die Londoner damals am 19. Mai in der eigenen Arena auf groteske Weise verloren.
Die Brisanz der nun anstehenden Partie nährt sich vor allem aus der gemeinsamen Geschichte der beiden Trainer, die sich besonders in Spanien auf den Bänken des FC Barcelona und von Real Madrid immer wieder begegneten – und beim Handschlag schon mal kühl den Blick abwendeten. Eine jahrelange „Auseinandersetzung“, wie Bayern-Präsident Uli Hoeneß jüngst befand, „die unser Trainer um Längen gewonnen hat“. Wenn gegen den FC Bayern oder ein Familienmitglied gestichelt wird, ist Hoeneß zur Stelle, das hat sich nicht geändert. Also ließ er noch wissen: „Fakt ist: Wir haben uns nicht um Mourinho bemüht, sondern um Guardiola. Damit haben wir, so denke ich, ja eine klare Aussage gemacht.“
Mourinho gefällt sich in der Rolle des Benachteilgiten
Wer die Archive durchwühlt, findet tatsächlich noch Bilder aus guten, alten Zeiten, die es auch einmal gab. Doch als Guardiola 2008 als unbekannter Trainer von Barcelonas zweiter Mannschaft zum Chefcoach der Profis aufstieg, war es rasch vorbei mit der Zuneigung. Mourinho hatte sich selbst große Hoffnungen auf die Rolle des Barca-Dompteurs gemacht. Aus den vielen Begegnungen, die es zwischen den beiden Antipoden mit Barcelona und Real gab, sind beinahe so viele Reibereien überliefert wie Tore. Und nicht selten gefiel sich Mourinho dabei in der Rolle des angeblich Benachteiligten.
Jetzt aber sehen sich die ziemlich besten Feinde viel schneller wieder als gedacht.