Berlin. . Der VfB Stuttgart hat sich bei der knappen 2:3-Niederlage im Pokalfinale gegen den FC Bayern München in Berlin Respekt erarbeitet. Und Trainer Bruno Labbadia hat mit seinem Klub viel vor. Doch die Baustellen im Verein sind nicht verschwunden.

Es gab nicht grade wenige Anhänger des VfB Stuttgart, die in den vergangenen Wochen bedauert hatten, dass ihr Klub das DFB-Pokalfinale erreicht hatte. Eine überaus ernüchternde Bundesliga-Saison mit Platz 12 lag hinter ihnen und nun drohte im Endspiel eine Klatsche vom übermächtigen FC Bayern.

Mit einer Demütigung im Gepäck, so die Sorge, dürfte das ohnehin fragile Stuttgarter Modell zerbrechen, könnte sich die latente Unruhe im Klub steigern zu einem veritablen Sturm. Einzig Trainer Bruno Labbadia verkündete trotzig „absolute Vorfreude“ – und durfte sich nach den 90 Minuten von Berlin erleichtert fühlen. Der hochgradig ambitionierte Labbadia war aber dann doch geknickt angesichts des kuriosen Spielverlaufs und der gefühlten Chance auf die Sensation. Immerhin durfte Labbadia unwidersprochen seinen „Stolz“ verkünden – und die VfB-Fans feierten ihr Team, als hätte es die bescheidenden Darbietungen der Spielzeit nie gegeben.

„Es war interessant, die Münchner zittern zu sehen“, sagte VfB-Sportvorstand Fredi Bobic anschließend. „Das war erste Sahne, sensationell.“ Er klang jetzt fast genießerisch. „Das war ein sehr würdiger Saisonabschluss, ein tolles Finale.“

Die Baustellen bleiben

In der Tat hatten die Schwaben den Bayern phasenweise erstaunlich Paroli geboten, die Partie in den ersten 25 Minuten mehr als nur ausgeglichen gestaltet, gar mehrere Chancen zur Führung (Maxim 9., Ibisevic und Niedermeier 22.) verpasst. Aber vor allem das Comeback nach dem Münchner Tritt auf das Gaspedal und einer 3:0-Führung innerhalb von 24 Spielminuten (37., 48., 61.) verzückte die Schwaben. In jenem Moment, in dem das Debakel drohte, rafften sich die Schwaben auf – und gaben der Partie dank der Tore von Martin Harnik (72., 80.) plötzlich eine dramatische Note. Am Ende aber stand eine (verdiente) Niederlage und „ein ätzendes Gefühl“, wie Mittelfeldspieler Christian Gentner genervt mitteilte.

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Für den VfB aber darf die Dienstreise wider Erwarten trotz Niederlage als Erfolg verbucht werden. Achtbar geschlagen, auch bundesweit Sympathien gesammelt, die eigenen Fans versöhnt. Mehr kann man kaum verlangen.

Die Baustellen aber sind deshalb nicht verschwunden im fußballerischen Großprojekt Stuttgart 21. Der VfB steht nach dem Rücktritt des überforderten Gerd Mäuser ohne Präsident da, im Schwabenland kursieren inzwischen Namen wie die früheren HSV-Vorstände Bernd Hoffmann und Katja Kraus. Und im Zentrum aller Bautätigkeit steht Bruno Labbadia, dessen Vertrag erst im Herbst bis 2015 verlängert wurde – trotz allen halblauten Murrens im Umfeld. Den Ehrgeizling auf der Trainerbank ficht das nicht an; er will hoch hinaus mit seinem VfB: „Dafür müssen wir in Zukunft einiges anders machen“, sagte Labbadia am Samstag noch. Dafür soll das Finale ein Anfang gewesen sein.