Essen. . Jupp Heynckes feiert seinen 68. Geburtstag. Einst als Trainer der alten Schule verschrien, zelebriert der FC Bayern München in diesem Jahr unter seiner Führung modernen Fußball in Vollendung. Bei allem Erfolg: Nicht immer flogen “Don Jupp“ die Herzen zu. Eine Zeitreise in Zitaten.

Das Telefon wird nicht still stehen bei Jupp Heynckes. Der Trainer des FC Bayern feiert an diesem Donnerstag seinen 68. Geburtstag. Es dürfte der mutmaßlich letzte in seiner aktiven Fußball-Karriere sein, die vor 48 Jahren in der Bundesliga als Spieler in Mönchengladbach begann – und die nach den Endspielen in Champions League und DFB-Pokal, womöglich mit einem historischen Triple-Triumph, enden dürfte. Viele, sehr viele Menschen werden Jupp Heynckes heute Kränze flechten und ihm huldigen – dabei war der Mann vom Niederrhein lange Zeit nicht überall wohlgelitten.

Eine Zeitreise in Zitaten.

„Heynckes war damals ein introvertierter Pedant, der achtete auf jede Kleinigkeit und hatte seine Augen überall. Ein Feldmarschall.“

Der exaltierte Spielmacher Wolfram Wuttke gehörte in den 80er-Jahren zu denen, die nach eigener Aussage unter der harten Hand des jungen Trainers Jupp Heynckes „litten“. Wuttke verpasste Heynckes den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Osram“ – in Anlehnung an die Glühbirnen-Firma und Heynckes’ oft hochroten Kopf. Heynckes, der als Spieler Welt- und Europameister war, sollte ab 1979, als gerade 34-Jähriger, die Erfolgsgeschichte der Gladbacher Fohlen fortschreiben. Er blieb acht Jahre als Trainer, hielt den Klub im oberen Ligadrittel – doch einen Titel gewann er mit den Borussen nie.

„Heynckes könnte Werbung für Schlaftabletten machen. Wenn einer so dünnhäutig ist, hat er in diesem Geschäft nichts zu suchen. Die Wetterkarte ist interessanter als ein Gespräch mit Heynckes.“

So übel wurde Heynckes im Jahre 1989 vom jungen Kölner Trainer Christoph Daum beleidigt – und Heynckes, seit 1987 in Diensten des FC Bayern, saß plötzlich im Aktuellen Sportstudio dem jungen Daum gegenüber – und unter dem teils beschämenden Gelächter des Publikums wurden all die Vorwürfe wiederholt. Heynckes nahm es weitgehend stumm hin; und Uli Hoeneß übernahm wutentbrannt die Verteidigungsrede. Ein paar Wochen später hatte Heynckes seine erste Meisterschaft gewonnen. Doch im Oktober 1991 entließen die Bayern den Trainer Heynckes: „Es war der größte Fehler meiner Karriere“, sagte Hoeneß später.

„Er hat die Eintracht mit dieser Aktion auf Jahre kaputtgemacht.“

Schon wieder prasselte herbe Kritik auf Heynckes ein. Dieses Mal von seinem eigenen Spieler: Anthony Yeboah bei Eintracht Frankfurt. Nach dem Rauswurf beim FC Bayern flüchtete Heynckes zunächst nach Spanien, wo er mit Athletic Bilbao beachtliche Erfolge feierte, ehe er 1994 nach Frankfurt wechselte. Doch diese Station nahm für Heynckes nach nur neun Monaten ein unrühmliches Ende. Der Trainer kam mit seinen Stars Anthony Yeboah, Maurizio Gaudino und Jay-Jay Okocha nicht zurecht und strich sie aus dem Kader. Die verbale Quittung folgte auf dem Fuß. Die Reise von Heynckes ging weiter.

Wir haben nicht wegen, sondern trotz Heynckes gewonnen.“

Fand zumindest Real-Mittelfeldstar Clarence Seedorf, nachdem Madrid unter Jupp Heynckes 1998 die Champions League gewonnen hatte. Es war der Höhepunkt seiner Auslands-Karriere, die ihn 1995 nach Teneriffa zog und ihn dann bei den Königlichen aus Madrid zum ersten Mann machte. Doch helfen konnte ihm auch die europäische Krone nicht. Heynckes wurde direkt im Anschluss an den großen Triumph entlassen.

„Jupp ist ein Fußballer der alten Schule, aber wir haben 2004.“

So argumentierte der damalige Schalke-Manager Rudi Assauer den Rauswurf von Heynckes bei den Königsblauen. Der Mann vom Niederrhein war nur ein Jahr zuvor in Gelsenkirchen auf die Trainerbank gesetzt worden. Bei seiner Verpflichtung hatte Assauer noch die Durchsetzungsfähigkeit seines neuen Trainers gelobt. Die große Zeit des Jupp Heynckes schien vorüber – vor allem, als er 2007 das zweite Engagement bei seinem Heim-Klub Mönchengladbach per Rücktritt beendete und den Dienstwagen am nächsten Morgen vollgetankt und gewaschen wieder abgab. Eine Geste des Anstands. Das war Heynckes immer wichtig.

Er hat in all den Jahren viel Prügel einstecken müssen, nicht immer machte Heynckes mit seiner zurückhaltenden, ab und an bieder wirkenden Art im schrillen Unterhaltungsbetrieb Fußball eine gute Figur. Seit 2009 aber erlebte Fußball-Deutschland in Leverkusen und München einen neuen Heynckes. Man sah einen Mann, der sich wandelte (und dessen Wahrnehmung sich wandelte) – und einen, der sich dabei doch immer auch treu blieb. Auch jetzt, mit 68.