Frankfurt/Main. Nach den Pyro-Attacken aus dem Fanblock der Frankfurter Eintracht in Leverkusen muss der Aufsteiger aus der Main-Metropole keinen Punktabzug befürchten. Das teilte der Vorsitzende des DFB-Sportgerichts Hans E. Lorenz mit. Dem Tabellenvierten droht neben einer Geldstrafe jedoch ein Geisterspiel. Ultras der Eintracht distanzieren sich von den Krawallmachern.

Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt droht wegen der jämmerlichen Selbstinszenierung einiger unverbesserlicher Chaoten für wenige Augenblicke die nächste drakonische Strafe. Durch das Zünden von Bengalos sowie von Silvesterraketen im Spiel bei Bayer Leverkusen (1:3) haben die selbst ernannten "Randalemeister" dem Aufsteiger erneut einen Bärendienst erwiesen - und sich wohl selbst ein Geisterspiel verschafft.

"Jetzt wird es ernst. Wegen der früheren Vorkommnisse steht eine Sperre für ein Spiel zur Debatte", sagte Frankfurt-Anwalt Christoph Schickhardt der Bild-Zeitung. Bereits am Sonntag hatte der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) die Ermittlungen aufgrund der Vorkommnisse in der BayArena aufgenommen - die Problemfans der Eintracht gelten als Wiederholungstäter.

Eintracht musste in den letzten zehn Jahren 473.500 Euro Strafe zahlen

Schon das erste Saisonspiel hatte Frankfurt wegen des Fehlverhaltens der Anhänger vor nur 26.500 Zuschauern austragen dürfen, aufgrund weiterer Pyrovergehen haben die Hessen in der laufenden Saison bereits insgesamt 100.000 Euro Strafe bezahlen müssen. Wie das Fachmagazin kicker berichtet, belaufen sich die Strafzahlungen seit 2002 auf 473.500 Euro.

Einen Punktabzug muss der sportlich so starke Aufsteiger jedoch nicht befürchten. Eine sportliche Strafe werde 'aus grundsätzlichen Überlegungen nicht erwogen, weil man mit einem Urteil wegen Zuschauer-Ausschreitungen nicht in den sportlichen Wettbewerb eingreifen will', sagte Hans E. Lorenz, der Vorsitzende DFB-Sportgerichts.

Für Trainer Armin Veh ist die Diskussion "überhöht". Der 51-Jährige sprach sich eindeutig gegen sportliche Strafen aus. "Geisterspiele? Wer will den sowas?", sagte Veh nach der Tagung der Bundesliga-Trainer in Düsseldorf: "Wir hatten vor kurzem schon mal nur 15.000 Zuschauer im Stadion, und was hat es gebracht? Sinn macht es nur, diese Leute aus dem Stadion zu verbannen, was sinnlos ist, sollte man weglassen."

Löw: "Das war absolut untragbar"

Bundestrainer Joachim Löw sprach sich für die schnelle Identifizierung der Täter aus. "Wichtig ist, dass man versucht, mit aller Macht gegen diese Leute vorzugehen', sagte Löw: "Das war absolut untragbar und unschön, wenn ein Spiel aufgrund solcher Vorkommnisse unterbrochen werden muss und einzelne Fans andere Zuschauer und Spieler gefährden."

Burchhagen: "Problembesucher müssen wir ausgrenzen" 

Der DFB sieht die Verantwortlichkeit klar beim Verein. "Fakt ist, dass Frankfurt in der Pflicht steht, hier aufzuklären", sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch dem Sport-Informations-Dienst (SID). Natürlich wolle der Verband hin zur täterorientierten Strafen - die Einsicht müsse jedoch "im Block einsetzen", sagte Koch.

Genau davon scheint der Eintracht-Anhang aber weit entfernt. "Es ist total deprimierend", sagte Eintracht-Vorstandsboss Heribert Bruchhagen nach genauer Ansicht der Bilder aus Leverkusen: "Ich kann nicht verstehen, dass sich die Personen in der Umgebung hier auch noch solidarisch erklären. Aber wir werden im Kampf gegen die Problemfans in Frankfurt nicht resignieren. Wir versuchen alles, um diese Leute aus dem Stadion zu entfernen."

Pyro-Attacken hatten sechsminürige Spielunterbrechung verursacht

Bruchhagen störe "vor allem die Arroganz dieser Fans, die behaupten, es sei ihr Fußball". Die Vorkommnisse in Leverkusen, aufgrund derer FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) beide Teams nach einer Viertelstunde Spielzeit beim Stande von 0:0 für eine sechsminütige Unterbrechung in die Kabine geschickt hatte, hätten "nochmal eine ganz andere Qualität als das verbotene Abbrennen von Pyrotechnik im Block", sagte Bruchhagen: "Diese Problembesucher müssen wir ausgrenzen."

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Auch den Fans droht sonst finanzieller Schaden. Bayer-Chef Wolfgang Holzhäuser will mögliche Strafzahlungen an die Anhänger der Hessen weiterleiten. "Diese Überlegungen stellen wir an. Schließlich wird es sich möglicherweise um einen fünfstelligen Betrag handeln, den wir zahlen müssen", sagte der Sprecher der Geschäftsführung nach dem Spitzenspiel. Möglich wäre, beim nächsten Gastspiel der Frankfurter den Preis für die Gästetickets entsprechend zu erhöhen.

Schiri-Chef Fandel stärkt Wolfgang Stark den Rücken

Schiedsrichter-Chef Herbert Fandel lobte indes Stark für dessen Entscheidung. "Es gab keinen anderen Handlungsspielraum. Herr Stark hat angemessen und vernünftig reagiert", sagte Fandel, der die Gefahr eines baldigen Spielabbruchs sieht: "Man wird mit Mannschaften nicht mehrmals vom Feld gehen können. Deshalb liegt auch mal ein Spielabbruch im Bereich des Möglichen."

Indes haben sich die Ultras von Eintracht Frankfurt haben von den Chaoten distanziert, die in Leverkusen für die Spielunterbrechung gesorgt hatten. "Unsere allgemeine Einstellung zu Pyrotechnik dürfte hinlänglich bekannt sein, wir verzichten daher an dieser Stelle auf langwierige Ausführungen", heißt es in einer Erklärung auf der Homepage der Fan-Gruppe des hessischen Fußball-Bundesligisten. "Wir möchten aber alle Eintrachtfans darüber informieren, dass das Zünden von Böllern, das Schmeißen von Bengalos und das Abschießen von Leuchtspur, insbesondere auch noch auf Spieler, nicht unsere Unterstützung findet." (sid/dpa)