Leverkusen. Bayer Leverkusen war in den vergangenen Jahren stets eine wankelmütige Mannschaft. Das zeigte sie auch in dieser Saison schon. Nun aber will ihr das Leverkusener Trainer-Duo Sascha Lewandowski und Sami Hyypiä neben erfrischendem Fußball auch eine neue Mentalität beibringen - bisher mit Erfolg.

Das Thema in Sascha Lewandowskis Spielanalyse war nach dem 3:2-Heimsieg im Rheinderby gegen Fortuna Düsseldorf ein gänzlich anderes als noch zwei Wochen zuvor. Damals gab Bayer Leverkusen nach brillanter erster Spielhälfte mit zahlreichen ausgelassenen Torchancen eine 1:0 Führung ab, geriet gar in Rückstand, und rettete erst durch ein spätes Tor ein Unentschieden gegen den FSV Mainz 05. Die Werkself hatte sich einmal mehr wankelmütig und launig gezeigt.

Lewandowski, ihr Trainer, lobte erst - und wurde dann schonungslos in seiner Kritik.

"Das einzige, was noch positiv war, ist, dass die Mannschaft noch den Ausgleich erzwungen hat." Wie ein Lehrer redete Lewandowski. Wie einer, der seine Schüler verstanden hat und schon heute weiß, woran es ihnen morgen mangeln wird, wenn sie sich nicht ändern: Konstanz, Konsequenz, Entschlossenheit. Der Trainer kritisierte mit harten Worten, aber leiser Stimme - und endete mit überzeugendem Tonfall. Die bewegliche Spielweise, die er und Teamchef Sami Hyypiä der Werkself beibringen wollen, sei die richtige, der eingeschlagene Weg auch. Und er forderte von seinen Spielern, ihm dauerhaft zu folgen, die Spielweise stetig umzusetzen.

Wie unter Dutt hatte Leverkusen den Weg verloren

Dabei hatte die Mannschaft in den 90 Minuten zuvor ihre Linie, ihren eingeschlagenen Weg verloren. So wie ihr das unter Robin Dutt, dem
Vorgänger des Leverkusener Trainer-Duos regelmäßig passierte.

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Der Fußballlehrer Lewandowski aber hat seine Schüler in kürzester Zeit erzogen. Er hat gelobt, geschimpft und gefordert. Dass er überzeugt hat, zeigen die Ergebnisse nach dem Leistungsabfall gegen Mainz: ein klares 4:0 bei Rapid Wien, ein überraschendes 2:1 bei Branchenprimus Bayern München, danach ein verdienter Arbeitssieg im Pokal beim Drittligisten Arminia Bielefeld und nun ein effizienter 3:2-Sieg gegen Düsseldorf.

Der Leverkusener Kader ist stark dezimiert

Alles Erfolge, die mit immer knapper werdendem Personal errungen wurden: Torwart Bernd Leno musste am Ellbogen operiert werden, der gegen Mainz starke Karim Bellarabi leidet unter einer Schambeinentzündung, Linksverteidiger Michal Kadlec erlitt einen Innenbandanriss im linken Knie, sein Vertreter Daniel Schwaab einen Bänderriss im Knöchel, Innenverteidiger Philipp Wollscheid fehlte zuletzt wegen eines grippalen Infekts, Kollege Ömer Toprak brach sich die Nase und spielte dennoch.

Lewandowskis Werkself kann "mit den Widrigkeiten umgehen"

Für den arg dezimierten Bundesliga-Vierten stehen in den sieben Wochen bis zur Winterpause noch elf Pflichtspiele an. "Die nächsten Wochen werden für uns knüppelhart", sagte Lewandowski nach dem Sieg gegen Düsseldorf, bei dem auch noch Kapitän Simon Rolfes die rote Karte sah und für das nächste Bundesliga-Spiel gesperrt ist.

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Unmittelbar danach erzielte Gonzalo Castro in Unterzahl das vorentscheidende 3:1. Und auch nach dem aus Leverkusener Sicht unglücklichen Ausgleich, ließ sich die Werkself nicht von ihrem Weg abbringen, sondern antwortete durch André Schürrles erneutes Führungstor prompt. "Die Truppe hat zuletzt in ihrer Mentalität nochmal einen richtigen Schritt nach vorne gemacht", urteilte Lewandowski. "Sie hat gezeigt, dass sie mit den Widrigkeiten umgehen kann."

Über eine Leverkusener Mannschaft wurde ein solcher Satz schon lange nicht mehr gesagt.