München.. Bayern Münchens Superstar Franck Ribéry hatte sein Urteil schnell getroffen: “Ein guter Tag für uns alle, ein bisschen Spaß für uns.“ Auf dem Oktoberfest aber wollte er nach dem souveränen 2:0-Heimsieg gegen die TSG Hoffenheim nur Apfelschorle trinken.

Zur allgemeinen Erheiterung hatte Franck Ribéry längst beigetragen mit seinen beiden ersten Ligatoren der laufenden Saison. Übertreiben, das kündigte er direkt danach an, werde er es aber nicht. „Das ist ein guter Tag für uns alle, ein bisschen Spaß“, freute sich Ribéry nach dem 2:0 (1:0) des FC Bayern gegen 1899 Hoffenheim erwartungsvoll. Aber zum Narren machen? Non, excusez-moi. Der Franzose sagte es so: „Ich trinke nur Apfelschorle. Tut mir leid.“

Es ging da schon nicht mehr um das souverän gewonnene, aber zuweilen auch etwas schwunglos vorgetragene letzte Ligaspiel vor der Länderspielpause. „Man hat die englischen Wochen gemerkt. Wir waren nicht so spritzig“, befand Toni Kroos. Aber wen interessierte das jetzt noch? Längst hatte man sich ja Wichtigerem zugewendet: Dem da noch bevorstehenden Oktoberfestbesuch der Mannschaft am gestrigen Sonntag, am letzten Wiesntag. Was ein angeschwipster Ribéry dort alles hätte aushecken könnte: Zuckerwatte auf den Sitzbänken platzieren zum Beispiel. Oder: Matthias Sammer und Jupp Heynckes mit Lebkuchenherzen behängen. Jeweils natürlich mit den besten Grüßen vom Matze und vom Jupp und mit den eigentlich schmerzensgeldpflichtigen Zuckerguss-Inschriften: Hab Dich lieb. Oder: Du bist der Größte.

Ribéry ist weniger verspielt als früher

Doch Ribéry ist mittlerweile auch schon 29, er wirkt schon lange nicht mehr so verspielt wie zu Beginn seiner Zeit bei den Bayern, vor allem nicht abseits des Platzes. Zahnpasta unter Türklinken oder verknotete Schnürsenkel bei Kollegen sind schon lange nicht mehr aktenkundig geworden. Und auch sein Spiel wirkt reifer, zielstrebiger.

Diesem Umstand war es wohl zu verdanken, dass die Bayern einen angenehmen Wiesn-Ausklang verleben konnten, wenige Tage nach der 1:3-Niederlage in der Champions League bei Bate Borissow und den Debatten um das Verhältnis zwischen Trainer Heynckes und Sportvorstand Sammer, nachdem Heynckes („Populismus“) die jüngste Kritik Sammers („lätschert“) getadelt hatte.

Bayern München stellt den Startrekord ein

Beide Tore hatte Ribéry nun erzielt, nahezu schnörkelfrei in der 19. und 47. Minute. Zunächst nach einem Zuspiel von Thomas Müller, nach dem der Franzose mit einem kurzen Antritt Andreas Beck einfach stehen ließ wie eine Maß Bier und Torwart Koen Casteels den Ball durch die Beine schoss. Dann nach einem Pass von Kroos, dem unmittelbar zuvor ein missglückter Abschlussversuch wie nach drei Maß Bier unterlaufen war. Ribéry schoss in die freie Torseite ein.

Eingetütet war so nebenbei auch der eingestellte Startrekord von sieben Siegen aus sieben Spielen. „Wir haben 21 Punkte, das ist die wichtigste Statistik des Tages“, sagte Präsident Uli Hoeneß. Dass Borussia Dortmund immer Meister wurde, als die Bayern (1995/96), Kaiserslautern (2001/02) und Mainz (2010/11) mit sieben Erfolgen hintereinander in die Saison starteten, von dieser statistischen Spielerei wollte er erst recht nichts wissen.

Sammer und Heynckes haben sich wieder lieb

„Ihr alle schaut immer in eure Computer rein. Das ist doch alles Käse“, echauffierte sich Hoeneß in gewohnter Manier, „das interessiert mich überhaupt nicht. Was nützt mir der schönste Rekord, wenn du am Ende nicht Deutscher Meister wirst?“ Was ihn einzig und allein beschäftige, sei „die Differenz zwischen Platz eins und zwei, das ist der Maßstab für meine Laune“, sagte Hoeneß. Sie war demnach, nun ja, ganz gut. In etwa wohl so wie die von Sammer und Heynckes, die sich sogar umarmten. Ob das nun inszeniert war? Die Botschaft jedenfalls war passend zur Wiesn: Hab Dich lieb.