Leverkusen. Kein Allein-Entscheider bei Bayer Leverkusen: Der Verein hat mit dem Trainerduo Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski einen Drei-Jahres-Vertrag abgeschlossen. Der Kader ist nach wie vor gut besetzt: Neu sind Philipp Wollscheid und Daniel Carjaval.

Es gibt diese Paare, die so sind wie Blitz und Donner. Pech und Schwefel. Tim und Struppi. Gesucht, gefunden. Einer ohne den anderen nicht mehr denkbar. Und dann gibt es Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski.

Sie haben sich nie gesucht, und gefunden hat sie deshalb auch ein Dritter, nämlich Rudi Völler, der Sportchef des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen. Als der Verein gegen Ende der vergangenen Saison seinen Trainer Robin Dutt entließ, präsentierte Völler sofort die ungewöhnliche Doppellösung mit Lewandowski und Hyypiä auf der Bank. Nun sind die beiden also ein Paar, das zusammenwachsen soll wie Blitz und Donner. Und zu den spannenden Fragen der neuen Spielzeit gehört auch die, wie es mit diesem Tandem in einer Zeit funktioniert, in der zum Beispiel in München oder Wolfsburg die Sehnsucht nach dem einen starken Entscheider brennt.

Die Trainer

Es war schon eine große Überraschung, als Leverkusen ein paar Spieltage vor Schluss der vergangenen Saison Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski aus dem Hut zauberte. Auf den ersten Blick haben die beiden rein gar nichts gemeinsam: Lewandowski ist der mit dem Trainerschein, der, der bei Bayer als der Mann fürs Fachliche gilt, der aber als Spieler nie ein Großer war.

Alles einmal umgedreht, und man ist bei Sami Hyypiä: Als Abwehrchef in Liverpool geradezu verehrt, und danach auch bei Bayer, wo er die letzten paar Jahre als Spieler verbrachte, hoch geschätzt. Aber völlig unerfahren als Trainer. Macht nichts. Hyypiä gibt in dem Tandem den Teamchef, die, pardon, Rampensau. Freundlicher ausgedrückt: er ist das Gesicht des Trainerteams. Lewandowski soll das Gehirn sein, der Mann für die Feinarbeit. Beide haben inzwischen bekundet, dass sie in Fußballfragen sehr ähnlich ticken. Soll heißen: Es wird funktionieren.

Trotzdem gibt es Zweifel. Bayer hat im Endspurt des Vorjahres fleißig gepunktet, die Stimmung hat sich seit dem Abgang Robin Dutts deutlich gebessert. Aber Skeptiker fragen, ob das Grund genug sein kann, das Duo gleich mit einem Drei-Jahres-Vertrag auszustatten. Jedenfalls: Die echte Bewährungsprobe beginnt jetzt.

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Das Personal

Und schon ist man beim großen Trumpf dieses Trainerduos. Auch nach den Abgängen von Michael Ballack, dessen Zukunft immer noch offen ist, Rene Adler (Hamburger SV) und Tranquillo Barnetta (Schalke 04) verfügt Leverkusen über einen der am besten besetzten Kader der Liga. Mit Philipp Wollscheid aus Nürnberg kam ein großes Abwehrtalent, mit Daniel Carjaval aus der Reserve von Real Madrid ein Mann für die rechte Seite. Weil das Gros des Kaders, allen voran die Nationalspieler Andre Schürrle und Lars Bender gehalten wurden, haben Hyypiä und Lewandowski ein junges und äußerst talentiertes Team beisammen. Aber das hatten ihre Vorgänger auch.

Der Anspruch

Leverkusens Anspruch ist zugleich Leverkusens Problem. Einfach ausgedrückt: Das Team muss sein Potenzial dauerhaft auf den Platz bringen. Daran sind, mit Ausnahme von Jupp Heynckes, in den letzten Jahren alle Trainer früher oder später gescheitert. Eine offizielle Version zur neuen Saison gibt es in Leverkusen übrigens auch: Die Qualifikation zur Euro League gilt als Muss, die für die Champions League als wundervolle Zugabe.

Die Probleme

Die Entscheidung, ein gleichberechtigt arbeitendes Duo auf die Bank zu setzen, kann sich als belebend erweisen. Oder eben zum Problem werden. Niemand weiß, ob Hyypiä und Lewandowski auf Dauer das Zeug haben, sich durchzusetzen. Die zweite große Frage ist die, ob sie die alte Leverkusener Krankheit in den Griff bekommen. Zu oft wirkte die Mannschaft in entscheidenden Augenblicken nicht robust genug, um den großen Wurf zu landen.

Die Prognose

Das Arbeitsklima stimmt wieder, Talent ist reichlich da, das Trainerteam ist unverbraucht: Platz vier.