Essen. Noch trainiert Christoph Daum den belgischen Erstligisten FC Brügge - allerdings nur noch bis zum Saisonende. Schon wird über eine Rückkehr als FC-Trainer spekuliert - das aber soll nach Informationen von DerWesten Holger Stanislawski werden.

Christoph Daum will zurück nach Köln. Aus rein privaten Gründen, wohlgemerkt. Schließlich ist die Domstadt seit Jahren seine Heimat. Dort lebt seine Familie, dort hat er ein schmuckes Häuschen am Stadtrand stehen, und der Weg von Köln nach Westflandern ist doch recht weit. Über 300 Kilometer immerhin. Das sei ausschließlich der Grund für seinen Abschied vom belgischen Traditionsklub FC Brügge nach nur gut sechs Monaten. So recht glauben mochte ihm das in Belgien keiner. Schließlich hat sich auch im Nachbarland herumgesprochen, dass seine "alte Liebe", der 1. FC Köln, aktuell ohne Trainer und Sportdirektor dasteht.

Nach Informationen von DerWesten soll allerdings in den kommenden Tagen Holger Stanislawski als FC-Trainer vorgestellt werden. Präsident Werner Spinner und Geschäftsführer Claus Horstmann waren bereits für Verhandlungen nach Hamburg gereist.

Dennoch musste Daum zuletzt weniger Fragen zum 2:1 des 13-maligen belgischen Meisters bei KRC Genk am Donnerstag beantworten. Vielmehr ging es um die Gründe für seinen Abschied. Schließlich steht der Club Brügge sportlich hervorragend da. Platz zwei ist gesichert. Erstmals seit der Saison 2005/06 ist die Qualifikation zur Champions League wieder zum Greifen nah. Also warum dann den Verein verlassen?

"Habe kein Angebot von einem anderen Klub"

"Mein Abschied hat nichts mit einem Angebot aus Deutschland zu tun. Es wird viel spekuliert. Ich habe aber kein Angebot von einem anderen Klub", bekräftigte Daum. Dass ihm "sein FC" aber nach wie vor am Herzen liegt, konnte Daum auch nicht verbergen. "Der FC hat eine große Kraft. Ich denke, wenn die richtigen Entscheidungen getroffen werden, kann der Abstieg auch zu einer großen Chance werden", sagte der 58-Jährige dem "Express".

Daum wird es hautnah miterleben, er ist ja nun wieder vor der Tür. Die Zukunft des dreimaligen Meisters wird er aber nicht aus verantwortlicher Position mitgestalten. Seine Flucht aus Köln in der Sommerpause 2009, als er der besseren Perspektive wegen zu Fenerbahce Istanbul ging, haben ihm viele Fans und Verantwortliche krummgenommen. Und auch seine kritischen Kommentare zur Situation beim Klub sind nicht gerade mit Freude zur Kenntnis genommen worden.

So war Daum dem Kölner Publikumsliebling Lukas Podolski im Frühjahr dieses Jahres zur Seite gesprungen, als dieser falsche Versprechungen angeprangert hatte. "Lukas hat das angesprochen, warum ich Köln verlassen habe. Nur ich habe nicht darüber gesprochen. Ich habe geschwiegen und Kritik und Häme dafür einstecken müssen", hatte Daum damals gesagt. In der Folgezeit waren sogar Rechtsanwälte tätig geworden.

17 Siege in 26 Ligaspielen

Rechtsanwälte sind auch jetzt tätig. Dabei geht es aber nur um die Abwicklung der Vertragsauflösung. Bis 2013 hatte Daum noch einen Kontrakt in Brügge. In diesem Zeitraum wollte er den Verein eigentlich auf den Weg bringen, wieder eine Topadresse in Europa zu werden. "Ich denke, wir haben schon mehr erreicht, als wir erwarten konnten. Der Verein ist auf einem guten Weg. Ich bin stolz, dass ich Teil dieser Gruppe war", ergänzte Daum, nachdem der zweite Platz gesichert war.

Als der frühere Meistertrainer am 9. November 2011 seinen Dienst angetreten hatte, sah es noch nicht so rosig aus. Der Verein war Tabellenvierter und der Rückstand zu den Topklubs beachtlich. Seitdem holte Daum mit dem früheren Europapokalfinalisten 17 Siege aus 26 Spielen. In der Europa League gelang der Einzug in die K.o.-Runde, wo Brügge allerdings das Aus gegen Hannover 96 ereilte. Zuvor hatte es das "Wunder von Maribor" gegeben. Nach 70 Minuten hatte Brügge in Slowenien 0:3 hinten gelegen und am Ende noch 4:3 gewonnen. Daum zitierte hinterher in seiner typischen Art Winston Churchill: "Gib niemals auf - nie, nie, nie!" Solche Sprüche des Zampanos wird man zukünftig in Brügge vermissen. (DerWesten mit dapd)