Köln. Beim 1. FC Köln schrillen die Alarmglocken. Nach der zweithöchsten Pleite der Vereinsgeschichte in der Fußball-Bundesliga keimen Zweifel an der Erstligatauglichkeit der Mannschaft von Trainer Stale Solbakken auf. Der norwegische Übungsleiter bekam trotz Pleite Rückendeckung von der Vereinsführung.

Der 1. FC Köln steht nach dem Debakel gegen Dortmund mit dem Rücken zur Wand. Vor allem die Art und Weise, wie sich die Geißböcke ihrem Schicksal ergaben, erschreckte Fans und Verantwortliche.

Nur schnell weg hier: Keine 20 Minuten nach Abpfiff stand Lukas Podolski schon geduscht in den Katakomben. Und der Nationalspieler und hauptberufliche Heilsbringer der Geißböcke zeichnete ein trübes Bild für seine wohl letzten Wochen beim Abstiegskandidaten 1. FC Köln. 'Wenn man das Spiel heute sieht, hat man wenig Argumente zu sagen: Wir bleiben drin', sagte Podolski nach der historischen 1:6-Heimpleite gegen Meister Borussia Dortmund - höher hatte der erste Bundesliga-Meister daheim noch nie im deutschen Fußball-Oberhaus verloren.

Podolski richtet Blick nach vorn

Während Podolski mühsam versuchte, den Blick nach vorn zu richten ('Wir haben es auf dem Platz verbockt, das müssen wir nächste Woche wieder geradebügeln'), war sein Trainer Stale Solbakken fassungslos über die Art und Weise, wie sich sein Team in der zweiten Hälfte hatte abschlachten lassen: 'Nach solchen 20 Minuten bist du komplett tot. Nach dem Doppelschlag haben wir den Kopf verloren. Das war nicht das erste Mal in dieser Saison', sagte Solbakken und kündigte eine Krisensitzung an. Auf die Frage, ob alle verstanden hätten, worum es geht, erwiderte Solbakken frustriert: Nein!' Und noch am Montagmorgen saß der Frust tief: 'Ich bin pissed.'

Solbakken bekräftigte aber noch einmal, keine Angst um seinen Job zu haben. 'Ich denke, dass ich nächste Woche noch beim 1. FC Köln bin. Ich habe nicht eine Sekunde gedacht, dass ich nicht der Richtige bin. Aber ich muss das beweisen', sagte der Norweger und bekam wieder einmal Rückendeckung von Podolski: 'Es bringt ja nichts, immer nur Leute auszuwechseln.' Bei einem Verein ohne Präsident und Sportdirektor stellt sich zudem ohnehin die Frage, wer eine solch wichtige Entscheidung überhaupt treffen sollte.

Geschäftsführer Claus Horstmann stärkte Solbakken jedenfalls den Rücken. Der Norweger sitze im wichtigen Kellerduell beim FC Augsburg am kommenden Wochenende 'definitiv' auf der Bank, sagte er dem Kölner Express: 'Ich bin der Überzeugung, dass der Trainer sowohl die Ruhe als auch die Kraft hat, die richtigen Entscheidungen zu treffen.'

Kölner wie Lämmer auf der Schlachtbank

Die erste bestand in der Ansetzung von Teambuilding-Maßnahmen. 'Wenn mit verschiedenen Startaufstellungen immer dasselbe passiert, muss man einen Kodex finden', erklärte der Coach und nahm seine Profis in die Pflicht: 'Die Schlüsselspieler haben eine extreme Verantwortung. Und ich als Trainer habe die größte. Für mich ist der größte Druck, dass dieser Verein, diese Stadt und diese Fans eine bessere Fußball-Mannschaft haben müssen.' Wie die Maßnahmen aussehen werden, erläuterte Solbakken nicht. Mit Blick auf den Kölner Boulevard meinte er nur schmunzelnd: 'Ich fahre mit Express und Bild einen Tag ins Phantasialand.'

Am Sonntag hatten sich die Kölner wie die Lämmer von in der ersten Halbzeit wenig überzeugenden Dortmunder nach der Pause zur Schlachtbank führen lassen. Kein Aufbäumen, keine Gegenwehr. Nicht eine Gelbe Karte für ein Foul. Die treuen Zuschauer verzichteten sogar auf das übliche Pfeifkonzert und verließen stattdessen lieber in Scharen frühzeitig das Stadion.

Die Erklärungen, warum sich der FC zum wiederholten Mal in dieser Spielzeit so widerstandslos seinem Schicksal ergeben hatte, fielen recht dünn aus. 'Nach dem 1:3 brechen wir wieder zusammen, so wie das die letzten Jahren eigentlich auch immer der Fall war', sagte Podolski und stellte klar: 'Jedes Spiel ist für uns ein Endspiel, das wird immer so bleiben. Wir haben die letzten Jahren gegen den Abstieg gespielt, in diesem Jahr auch.' Sascha Riether bemerkte: 'Wir haben vergessen zu fighten.' (sid)