Köln. Lukas Podolski ist vom 1. FC Köln zum Rapport bestellt worden. Die kritischen Aussagen des Nationalspielers in einem Interview hatten für Wirbel am Geißbockheim gesorgt. Die Aussichten auf einen Verbleib von Podolski in Köln dürften somit schwinden.

Am Montag feierte der 1. FC Köln 64. Geburtstag - und unter dem Motto 'Dem FC sing Pappnas' auch noch Karneval. Stunden zuvor maßregelten die Verantwortlichen auf der Geschäftsstelle ausführlich erst einmal jenen Spieler, der dem Klub die Pappnase aufsetzen wollte. Nach seiner lancierten Kritik am Verein musste Superstar Lukas Podolski zum Rapport antreten. Dort seien, so der Klub, 'alle relevanten Themen geklärt worden'. Podolski unterstütze nun ein gemeinnütziges Projekt in Köln.

Bereitet Podolski seinen Abgang aus Köln vor?

So mancher Fan fragte sich mit bangem Blick auf den Vertragspoker: Vergrault der FC seinen Superstar? Oder platziert dieser ohnehin nur vorzeitig Erklärungen und Entschuldigungen für seinen baldigen Abgang? Eine Vertragsverlängerung des Nationalspielers scheint jedenfalls in weite Ferne gerückt. Im Interview mit der Bild am Sonntag hatte Podolski sich jedenfalls ins Schaufenster gestellt, offen mit einer Rückkehr zu Bayern München kokettiert und sogar auf direkte Nachfrage keinerlei Bekenntnis zu 'seinem' Klub abgegeben.

Ob er eine ähnliche Rekordstrafe erhielt wie seinerzeit Philipp Lahm nach der am Verein vorbeigeschleusten Kritik an Bayern München (50.000 Euro), wurde nicht bekannt. Von der Ermahnung bis zur Abmahnung reicht das mögliche Strafmaß. Klar war nur: Der FC wollte ein Zeichen setzen, dass er sich auch vom kölschen Kultspieler nicht auf der (Papp-)Nase herumtanzen lassen will.

Kölns Geschäftsführer kritisiert Podolski

FC-Geschäftsführer Claus Horstmann hatte nach der öffentlichkeitswirksamen Kritik Podolskis mitten im Vertragspoker jedenfalls angedeutet, der Klub werde 'von den Möglichkeiten, die der Arbeitsvertrag vorgibt, Gebrauch machen'. Der Torjäger habe sich 'bewusst arbeitsrechtlichen Bestimmungen widersetzt. Wir müssen als Verein deutlich machen, dass Rechte und Pflichten für jeden gelten. Auch Lukas muss sich an die Spielregeln halten. Auch wenn manche meinen, für Podolski gelten besondere Regeln.'

Am Wunsch, den 2013 auslaufenden Vertrag so bald wie möglich zu verlängern, ändere der Vorfall aber nichts, erklärte Horstmann. Das Vertragsangebot, nach dem Podolski künftig angeblich fünf Millionen Euro pro Jahr verdienen kann, hatte der Verein unter der Woche an die Öffentlichkeit gebracht. Worauf Podolski sich beeilte, zu versichern, dass 'Geld nicht die entscheidende Rolle' spiele.

Podolski träumt vom Europacup mit Köln

Die Fronten scheinen verhärtet. Eine Entschuldigung Podolskis am Montag vor der Zusammenkunft fiel jedenfalls halbherzig aus. 'Wenn der Verein das kritisch sieht, dass ich das Interview nicht habe autorisieren lassen, kann ich das nachvollziehen', sagte er der Bild-Zeitung und erklärte, 'von den aktuell handelnden Personen' niemanden angegriffen zu haben. Umso mehr stellt sich die Frage nach dem Warum.

Kurios auch: Podolski verweist darauf, dass man ihm ein Team in Aussicht gestellt habe, das zunächst um Platz 8 und dann um Platz 6 spielen könne. Seine Kritik äußerte er nun genau vor dem Spiel, vor dem der FC erstmals seit dreieinhalb Jahren in der oberen Tabellenhälfte stand. Mit einem Sieg gegen den HSV wären die Kölner bis auf vier Zähler an Rang sechs herangerückt und hätten plötzlich vom Europacup träumen können.

Solbakken macht sich für Verbleib von Podolski stark

Dass die Partie letztlich verloren ging, habe, so Trainer Stale Solbakken, aber nichts mit Podolskis Äußerungen zu tun. 'Wir sind im Moment einfach nicht gut genug', sagte der Coach. Der Norweger, der trotz des umstrittenen Entzugs der Kapitänsbinde vor der Saison derzeit Podolskis engster Vertrauter im Klub zu sein scheint, bemühte sich außerdem, die Wogen zu glätten.

Noch nach dem Schlusspfiff beteuerte Solbakken, das Interview gar nicht gelesen zu haben. 'Und was Lukas über seine Zukunft denkt, ist keine große Überraschung', sagte er: 'Er muss bald den wichtigsten Vertrag seiner Karriere unterschreiben. Er ist ein Weltstar und spielt seine beste Saison. Er hat eben große Träume.' Deshalb müsse man ihm 'beweisen, dass wir auch hier eine gute Mannschaft für die nächsten Jahre haben'.

Es sei jedenfalls keineswegs sicher, dass Podolski den Verein verlasse. 'Ich rede oft mit Lukas und weiß, dass er sich noch nicht entschieden hat', sagte Solbakken. Wenn er da mal nicht irrt. (sid)