Hoffenheim. Gegen die SpVgg Greuther Fürth könnten 1899 Hoffenheim zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ins Halbfinale des DFB-Pokals einziehen. Für Trainer Holger Stanislawski wird die Partie gegen den Zweitligisten nach den zuletzt enttäuschenden Ergebnissen zum richtungweisenden Spiel.
Vor fast genau zehn Jahren, am 6. Februar 2002, machte sich Holger Stanislawski mit seinen Kollegen des FC St. Pauli unsterblich. Als Abwehrchef des Tabellenletzten der Bundesliga besiegte "Stani" den Champions-League- und Weltpokalsieger Bayern München mit 2:1 - die "Weltpokalsiegerbesieger" waren geboren. Als Trainer von 1899 Hoffenheim - dem Gegenentwurf zum kultigen Hamburger Stadtteilverein - will er am Mittwoch verhindern, dass dem Zweitligisten Greuther Fürth im Viertelfinale des DFB-Pokals (19 Uhr, live im DerWesten-Ticker) eine ähnliche Sensation gelingt.
Am vergangenen Samstag reichte es für Hoffenheim nur zu einem schmeichelhaften 2:2 gegen Abstiegskandidat Augsburg. "Die Enttäuschung müssen wir ausblenden", sagte ein sichtlich niedergeschlagener Stanislawski am Dienstag in Hoffenheim. Der Pokal ist eine Möglichkeit, sich für die zuletzt enttäuschenden Leistungen in der Liga zu rehabilitieren. "Es ist ein total anderer Wettbewerb. Hier haben wir gemeinsam eine Riesenchance, etwas Historisches zu erreichen", sagte Stanislawski. Das Projekt Hoffenheim ist ins Wanken geraten, obwohl mit einem möglichen Halbfinaleinzug der größte Erfolg der Klubgeschichte erreicht werden kann.
Hopp sieht "keine Linie" bei Stanislawski
Bei einer Niederlage würde auch der Druck auf den Trainer nochmal zunehmen. "Augsburg - das war ein Tiefschlag. Es ist schwer, eine Linie zu erkennen", kritisierte Mäzen Dieter Hopp in einem Interview mit der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Dienstagausgabe). "Bei Ralf Rangnick war zu sehen, dass er ein Pressing spielte", sagte Hopp weiter über den erfolgreichsten von Stanislawskis Vorgängern an der Seitenlinie. Stanislawski wollte dazu lieber nichts sagen: "Ich bin loyal zu meiner Mannschaft - was andere sagen, kommentiere ich nicht."
Stanislawski kündigte nach dem Augsburg-Spiel bereits an, "eine andere Mannschaft" gegen den Zweitliga-Aufstiegsaspiranten Fürth auflaufen zu lassen. Fehlen wird dabei weiter Innenverteidiger Isaac Vorsah, der mit Ghana bei der Afrikameisterschaft am Mittwoch das Halbfinale gegen Sambia bestreitet. Wahrscheinlich bekommen die gegen Augsburg enttäuschenden Ryan Babel und Roberto Firmino eine Denkpause. "Änderungen wir es sicherlich geben", bestätigte Stanislawski am Dienstag. Neuzugang Srdjan Lakic könnte Babel im Sturm ersetzen.
Büskens sieht gute Chance auf Halbfinale
Die von Mike Büskens trainierte Spielvereinigung Greuther Fürth ist mit dem 1:3 in Dresden nach der Winterpause ebenfalls schlecht in den Zweitliga-Aufstiegskampf gestartet. "Wir müssen uns in Hoffenheim ganz anders präsentieren", sagte der 43-Jährige. Er peilt nach dem Achtelfinalsieg gegen den fränkischen Rivalen und Bundesligisten 1. FC Nürnberg (1:0) nun das Halbfinale an: "Wenn wir die Zweikämpfe annehmen, haben wir eine gute Chance", sagte Büskens und ergänzte: "Die haben auch nicht gerade einen Lauf." In der Abwehr wird Büskens auf den gelbgesperrten Bernd Nehrig und eventuell ebenfalls auf den angeschlagenen Innenverteidiger Mergim Mavraj verzichten müssen. 4.500 Fans werden die Auswärtsreise antreten - Rekord für die Franken.
Auch wenn 1899-Manager Ernst Tanner einer Trainerdiskussion eine klare Absage erteilte ("Das steht gar nicht zur Debatte"), wirkt der sonst so zuversichtliche und kämpferische Stanislawski dieser Tage angeschlagen. Trost fand er in der Vergangenheit. Als St. Pauli am Montag die Legendenbildung rund um die "Weltpokalsiegerbesieger" mit einer Jubiläums-Wiederholung in einer Hamburger Fußball-Kneipe erneut befeuerte, war Stanislawski zugeschaltet: "In Gedanken bin ich bei euch. Das sind die Momente, die man sich bewahren muss", sagte der 42-Jährige. Ein Pokalsieg wäre auch so ein Moment.