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Am Wochenende hat ein besonders findiger Kopf versucht, Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp einen Kommentar zu der Frage zu entlocken, ob sein BVB im Titelkampf mit dem FC Bayern München stehe. Das Kuriose daran ist, dass alle Welt eine Aussage zu einer Frage erwartet, die sich von alleine beantwortet. Es reicht doch ein Blick auf die Tabelle.
Immerhin war dieses eine Mal der Versuch aller Ehren wert. Denn ein paar Tage zuvor war Klopp schon einmal gefragt worden, er hatte sich dabei jeder Antwort listig entzogen: man müsse ihn schon „im feinsten Mandarin“ fragen, um etwas zu erfahren. Nach dem 2:0 in Nürnberg tat ein Reporter genau das. Klopp lächelte und schwieg, dass es jedem Chinesen zur Ehre gereicht hätte.
Vier Bayern-Tore in drei Rückrundenspielen - alle nach Standardsituationen
Was soll er auch sagen? Es spricht alles für sich. Die Dortmunder sind nicht mehr Bayern-Jäger Nummer eins, die Bayern sind jetzt Dortmund-Jäger Nummer eins. In Zeiten, in denen in der Bundesliga alles und jedes mit Statistiken erklärt wird, fällt auf: Vier Tore hat der FC Bayern München in den drei Spielen der Rückrunde erzielt, alle nach Standardsituationen. Das zeigt, wie sehr sich der Rekordmeister derzeit durch seine Spiele müht, wie wenig von der Dominanz der Hinrunde geblieben ist.
Dabei geht es gar nicht so sehr um dieses eine Wochenende, an dem der BVB von Münchens Unentschieden profitiert. Vielmehr laufen im Moment alle Trends gegen den Rekordmeister: Die Debatte darüber, ob der Kader trotz Investitionen von über 40 Millionen Euro in der Breite gut und vor allem variantenreich genug besetzt ist, lässt sich nicht mehr einfangen, seitdem sie Franck Ribery angestoßen hat. Schädlichere Diskussionen, etwa über Taktik und Aufstellung, sind eine Frage der Zeit, sollten die Ergebnisse nicht besser werden. Darüber zurück zu spielerischer Leichtigkeit zu finden, wäre eine echte Kunst. Dagegen ist Jürgen Klopp in einer komfortablen Situation. „Wenn du dich mit der Meisterschaft beschäftigst, hast du Druck. Und das kann dir den Spaß nehmen. Das wollen wir nicht“, hat der Coach nach dem 2:0 in Nürnberg gesagt. Diese Marschroute kann in München, wo nur der Titel zählt, nicht funktionieren. In Dortmund schon.
Es geht um das Bayern-Selbstverständnis als Nummer eins
Das wahre Problem der Bayern liegt aber tiefer. Es geht um ihr Jahrzehnte altes Selbstverständnis als Nummer eins. Das kann weder Gladbach noch Schalke erschüttern. Aber Dortmund. Denn beim BVB ist, verpackt in hartnäckige Tiefstapelei, längst das zweite große Kraftfeld des deutschen Fußballs entstanden, klug genug angelegt, um die Bayern weit über diesen Spieltag, über diese Saison hinaus in Bedrängnis zu bringen. Diese Erkenntnis kann dem Rekordmeister nicht gefallen. Ganz gleich, ob sie auf deutsch formuliert wird – oder in feinstem Mandarin.