Wolfsburg. Felix Magath läuft in Wolfsburg den Erwartungen hinterher. Trotz der Millionenunterstützung durch den Volkswagenkonzern gelingt dem ehemaligen Schalke-Trainer nicht die sportliche Wende. Im Winter wird Magath, wie man es von ihm gewohnt ist, auf dem Transfermarkt zuschlagen.
Auch wenn Felix Magath schwer zu interpretieren ist, am Samstag war eine gewisse Ratlosigkeit nach der 1:4-Pleite seines VfL Wolfsburg in Bremen nicht zu übersehen. Er stockte und pausierte, sprach von fehlender mentaler Stärke und davon, dass er froh sei, die Auswärtsspiele dieses Jahres hinter sich zu haben. Das System Magath steckt in der Krise, der Rückhalt in der Mannschaft und in Teilen des Vereins schwindet. Dennoch wird der 58-Jährige wohl den Winter in Wolfsburg überdauern - dem Meisterbonus sei dank.
Mit 17 Punkten ist der VfL nur noch drei Zähler vom 17. Platz entfernt, noch nie waren die Wolfsburger kurz vor der Winterpause schlechter. "Die Vision, dass der VfL absteigt, gibt es bei mir nicht", sagt Magath und erinnert an die Dezembertage seines ersten Jahres in Wolfsburg.
"Wenn uns gegen Stuttgart ausnahmsweise ein Sieg gelingt, hätten wir dieselbe Situation wie 2008. Ich bin sicher, wir werden den Erfolg wieder hierher holen." Auch damals konnte Magath nur 17 Punkte aus 16 Spielen vorweisen, gewann die letzte Partie vor Weihnachten aber 4:0 gegen Dortmund. Am Saisonende stand Platz fünf.
Rückhalt im Verein schwindet
Das glauben auch die Bosse des VW-Aufsichtsrats, die sich öffentlich hinter den Trainer-Manager stellen. Zuletzt auf der Weihnachtsfeier kritisierte Aufsichtsratschef Garcia Sanz zwar die Mannschaft, nicht aber den Coach. Während jeder andere Trainer längst seinen Hut in der Autostadt hätte nehmen müssen, scheint das Meister-Denkmal Magath noch nicht einmal zu wanken.
Dennoch verliert "Quälix" an Rückhalt. Immer mehr verprellte Spieler würden am liebsten das Weite suchen, ihre höchst lukrativen Verträge aber lassen sie still halten. Öffentlich äußern sich die Profis nicht, einzig die Wortmeldung von Mittelfeldspieler Josué nach der Pleite gegen Aufsteiger Augsburg ließ aufhorchen: Man brauche womöglich eine andere Mentalität, hatte der Brasilianer gesagt.
Peitsche oder Zuckerbrot: Es hilft alles nichts
Führungspersonen fehlen auf und neben dem Platz. Magath gelingt es nicht, aus den einzelnen Akteuren ein Ensemble zu formen. 30 Spieler hat er diese Saison bereits eingesetzt, von den Neuzugängen schlägt keiner ein. "Als Trainer hat man nicht auf alle Spieler Zugriff. Es gibt immer Unzufriedene", erklärt Magath lapidar. Es gebe zudem Spieler, die den Anforderungen im Verein nicht gewachsen seien. Den Anforderungen des Systems Magath. Doch das greift nicht mehr.
Als typische Maßnahmen wie Straftraining (Helmes), Suspendierungen (Kyrgiakos, Polak), Degradierungen (Helmes und Kahlenberg in B-Elf, Schäfer als Kapitän abgesetzt) und Missachtung nicht mehr halfen, versuchte es der Meistertrainer von 2009 vor dem Werder-Spiel mit Zuckerbrot beim gemeinsamen Bowling-Abend. Ohne Erfolg.
Magath hat schweren Stand
Auch in Teilen des Vereins hat der Chefcoach einen schweren Stand, sein harter Führungsstil führt immer wieder zu Dissonanzen. Bislang aber überstrahlte der Erfolg in verschiedenen Klubs die Konflikte.
Langjährige Beobachter sagen, Magath sei noch dickköpfiger geworden, seine Macken (hartes Training, Druck, rauer Führungsstil) seien noch stärker ausgeprägt. Seine Methode - Masse kaufen, irgendwie wird schon Klasse dabei sein - funktioniert derzeit nicht mehr. Was ihn im Amt hält, ist der feste Glaube der VW-Bosse: Ende gut, alles gut. Oder: Mit den nötigen Mitteln kommt der Erfolg bestimmt zurück.
Daher dürfte der frühere Meistertrainer wohl auch eine Niederlage gegen Stuttgart am Samstag überstehen und im Winter noch einmal grünes Licht zum Einkaufen bekommen. Ob er das System Magath damit retten kann, wird sich dann zeigen.