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Von A wie Außenseiter bis Z wie Zweifel – das kleine Lexikon zur richtigen Einschätzung der Situation in der Fußball-Bundesliga.
Der 13. Spieltag der Fußball-Bundesliga ist vorüber. Die Partien vom Wochenende waren in vielerlei Hinsicht ein Spiegelbild der Saison: Siegreiche Dortmunder, wankende Bayern, strauchelnde Favoriten und viele Tore. Die Trends sind gesetzt, die Tabelle ist aussagekräftig. Zeit für eine etwas andere Bilanz.
Außenseiter: Ursprünglich ein Begriff für weitgehend chancenlose Mannschaften. Der A. heißt neuerdings aber immer Borussia Dortmund. Egal, mit wie vielen Punkten der BVB die Tabelle anführt. Der Dortmunder Trainer Jürgen Klopp findet im Zweifel, dass der Gegner der (-->) Favorit ist. Komisch.
Ballack: Name eines versehentlich fast vergessenen Fußballers. Sollte Bayer (-->) Vizekusen zum Titel führen, der einzige deutsche Weltklasse-Kicker bleiben und die Attraktion der Liga werden. Hat alles nicht geklappt.
Cisse, Papiss Demba, Beruf Torjäger: Hinter einem (-->) Griechen namens Gekas liegt C. auf Platz zwei der Torschützenliste. C. spielt in Freiburg, kommt aber nicht aus dem Breisgau, genau genommen nicht einmal aus Deutschland. Unter den zwölf besten Torjägern ist ein Deutscher – Mario Gomez. Der Bayern-Stürmer hat zwar einen spanischen Vater. Aber das Land der Dichter und Stürmer nimmt, was es kriegen kann.
Doppel-Belastung: Ist eins der schönsten Bindestrich-Wörter in der Fußballer-Sprache. Soll Pleiten in einem Wettbewerb durch das ständige Spielen in einem anderen erklären. Ist Quatsch. Findet Klopp. Recht hat er. Wie immer. Schwierig wird nur die gesteigerte D. Sie heißt dann Dreifach-Belastung. Kann geschickt umgangen werden, indem man im (-->) Pokal verliert, gegen Offenbach oder so.
Einkauf: Den teuersten E. hat wieder der VfL Wolfsburg nach Hause geschleppt. Fast 40 Millionen Euro haben die Niedersachsen hingeblättert für Produkte wie Diego, Kjaer oder Mandzukic. Wollte damit eine Antwort auf die (-->) M-Frage parat haben. Leider hat Wolfsburg vergessen, jemanden zu kaufen, der die Einzelteile ordentlich zusammen bauen kann. Und Rabattmarken gab es auch nicht.
Favorit: a) Legendäre Baureihe der Traktor-Marke Fendt, heute gefragte Sammlermodelle, vor allem der F. 626 LSA mit 252 PS. Ein echtes Geschoss, b) F. bezeichnet in einem Wettbewerb jene Partei, deren Erfolg wahrscheinlicher ist. Müsste derzeit immer Dortmund sein, ist es aber nie. Findet BVB-Trainer Klopp, der im Zweifel lieber (-->) Außenseiter ist. Komisch.
Griechen: a) indoeuropäisches Volk, dessen sprachliche Wurzeln sich bis ins zweite vorchristliche Jahrtausend zurückverfolgen lassen, b) Bewohner eines Staates, der ständig Geld braucht und c) Nationalität von Bundesliga-Stürmern, die man in Frankfurt besonders häufig antrifft. Erst Amanatidis, jetzt Gekas. Bringen zwar kein Geld, aber Tore, vor allem gegen schlechte (-->) Linksverteidiger.
Holländer sind ständig verletzt. Liegt vielleicht an den falschen Schuhen. Von den Vize-Weltmeistern Robben, van Bommel und Mathijsen zumindest spielt gerade wieder ‘mal keiner. Auch van Nistelrooy humpelt nur mehr – einzig der Schalker Huntelaar spielt und trifft. Ist wahrscheinlich doch eher ein Niederländer. Liegt aber vielleicht auch am guten Training von (-->) Quälix.
Irdning: a) Marktgemeinde mit 2689 Einwohnern im Bezirk Liezen in der Steiermark (Österreich), b) Ort des Sommer-Trainingslagers des FC Schalke 04 und damit c) Ortschaft, die im günstigsten Fall einen Geist beherberg(er)t. Könnte so wie sein Großvater, der Geist von Spiez, berühmt werden. Müsste dafür Schalke noch zum Meister machen – sieht aber im Moment so aus, als wäre der Geist von Irdning in der Sabbat-Saison.
Jahreshauptversammlung war früher zumeist ein öder Treff mit Mett-Igel und ‘nem Pilsken. Heute wird eine J. dazu genutzt, unter Einfluss von Mett-Igeln (eher wenig) und Pils (eher mehr) dem Vorstand mal so richtig die Meinung zu trällern. Ist oft lustig, manchmal auch peinlich.
Karneval: Früher in Köln beheimatet, dort aber nur noch auf der (-->) Jahreshauptversammlung der heimischen FC-Mitglieder präsent. Der K. ist längst weiter gezogen nach Mainz. Verständlich: K. macht bei Erfolg auch mehr Spaß.
Linksverteidiger von guter Qualität gibt es so häufig wie Burka-Trägerinnen in der Sauna. Das hilft u.a. dem (-->) Griechen, Tore zu schießen. Gute deutsche Linksverteidiger gibt es noch seltener. Der Beste heißt derzeit Marcel Schmelzer, spielt bei Borussia Dortmund und wurde jüngst mitsamt dreier Kollegen auch von Joachim Löw eingeladen: nicht in die Sauna, stattdessen in die Nationalelf.
M-Frage: Die Frage nach dem Meister (im folgenden: M.) ist nach der K-Frage die berühmteste der jüngeren Geschichte. M. wird aber weder Merkel noch Stoiber – sondern wohl (-->) Außenseiter Borussia Dortmund.
Niederlage: Eine N. ereilte bereits alle 18 Bundesliga-Klubs. Nach dem 34. Spieltag kann sich eine Mannschaft, trotz mehrerer N., aber als Sieger fühlen. Wird wohl (-->) Favorit Borussia Dortmund sein.
One-Man-Show: Die Zeit der O. ist eigentlich vorbei – sagt zumindest Bayern-Präsident Uli Hoeneß, wenn er beleidigt ist von der selbstbewussten Art seines Trainers Louis van Gaal. Hoeneß kennt sich mit der O. bestens aus – er hat sie schließlich erfunden, über drei Jahrzehnte verfeinert und perfektioniert. Sollte sich den Begriff vielleicht patentieren lassen, so wie Bayer sein (-->) Vizekusen.
Pokal: Ist der neue „Cup der Verlierer“ (Beckenbauer) und eine gut dotierte Reha-Maßnahme für schwächelnde Klubs. Aus der unteren Tabellenhälfte sind noch sieben der neun Klubs im Achtelfinale des P. vertreten. Das Führungsquartett dagegen guckt entspannt zu. Es hat jetzt zum Teil auch keine (-->) Doppel-Belastung mehr.
Quälix ist ein bösartiger Kosename für Felix Magath. Alles bloß, weil er testet, wo die körperliche Belastungsgrenze von hoch bezahlten Kickern liegt. Wird dafür gerne von Fans gefeiert, Spieler aber nannten ihn deshalb auch schon „Saddam“. Ist beides gemein. Denn Felix Magath ist in Gelsenkirchen vieles: Trainer, Manager, Vorstand. Aber Felix Q. Magath ist offenbar kein Freund der (-->) One-Man-Show. Schließlich sagt er selbst: „Ich kann kein Schalke-Fan sein.“
Rauswurf: Kennt man von früher aus der Eckkneipe, wenn der Deckel rund war. Heute eher selten. Betrifft meist Leute, die so aussehen, als hätten sie den Deckel noch nie rund gekriegt – wie die beiden leidlich lustigen Trainer Gross (Stuttgart) und Soldo (Köln). Das Duo hoffte vergeblich auf ein (-->) Wunder.
Stegersbach: a) Marktgemeinde mit 2492 Einwohnern im Burgenland (Österreich), b) Ort des Dortmunder Trainingslagers und c) im Gegensatz zu (-->) Irdning offenkundig kurz heimgesucht von einem Geist, der auch schon ‘mal in Spiez war.
Torfabrik: Die T. kostet offiziell 119,95 Euro. Für eine ganze Fabrik ein Spottpreis, für eine Kugel aus 90 Prozent thermoplastischem Polyurethan wiederum nicht ganz billig. Immerhin: Mit dem T. als Spielball fallen im Schnitt so viele Tore (3,15) wie seit 23 Jahren nicht. Der Rekord stammt aus der Saison 83/84, als durchschnittlich 3,58 Treffer pro Partie erzielt wurden. Da hieß die Kugel aber nicht T., sondern Ball. Ging auch.
Umbau: Im Russischen „Perestroika“, findet derzeit aber statt in Moskau in Gelsenkirchen statt. Soll bei Schalke laut Felix (-->) Quälix Magath jedoch mehr Erfolg haben als unter Gorbatschow. Vorteil Magath: Die Sowjetunion ging zugrunde, so schlimm wird es beim FC Schalke nicht werden. Außerdem: Weder der eine noch der andere hatte eine Alternative.
Vizekusen: Unter der Nummer 302010011572 hat sich Bayer 04 Leverkusen den Begriff V. als Markenzeichen beim Deutschen Patentamt Markenrecht registrieren und schützen lassen. Gute Entscheidung. Es sieht so aus, als könnten die Leverkusener damit – trotz (-->) Ballack – ab dem 14. Mai 2011 richtig Kohle machen.
Wunder von der Weser: Sammelbegriff für irre Aufholjagden des am vorgenannten Fluss beheimateten Klubs Werder Bremen. Neuestes W.: Der Verein hält trotz sechs Pleiten in Serie an Trainer Thomas Schaaf fest. Ein wirklich schönes W.
Xavi: Kommt aus Spanien. Kennt auf jeden Fall Raúl, bestimmt auch Jose Manuel Jurado und höchstwahrscheinlich sogar Christoph Metzelder. Könnte also bald beim FC Schalke spielen und so den (-->) Umbau zum Erfolg führen. Problem: Xavi hat noch einen Vertrag bei Barca. Lässt sich bestimmt lösen.
Yasuhiko Okudera hieß der erste Japaner der Liga. Eine Attraktion. Inzwischen sind Japaner wie Y. besonders im Revier beliebt. Der S04 hat einen (Uchida), der BVB auch (Kagawa). Sieht im Moment so aus, als gäbe es zwei Japan.
Zweifel könnte der Tabellenletzte haben. Borussia Mönchengladbach aber hat weder Z. am Trainer noch am Klassenerhalt. Dafür zweifelt man bei der anderen Borussia am Titel. Warum eigentlich?