Essen. Aus dem Sportdirektor Hasan Salihamidzic wird offiziell der Sportvorstand des FC Bayern München. Das ist mehr als ein Kompromiss. Ein Kommentar.

Die Notlösung ist am Ziel. Hasan Salihamidzic, 2017 scheinbar so ganz nebenbei als Nachfolger von Matthias Sammer auf dem Posten des Sportdirektors beim FC Bayern installiert, ist ab sofort Sportvorstand in München.

Ehrlich gesagt, ist die Personalie, die bereits vor geraumer Zeit verkündet wurde, noch immer ein wenig überraschend. Salihamidzic als Sportvorstand erscheint mindestens so verblüffend wie die Tatsache, dass er bereits drei Jahre als Sportdirektor überlebte, einen Job, den er – so ist überliefert – nur bekam, weil die Bayern-Bosse sich dringend auf einen Kompromisskandidaten einigen musste.

Der bayrische Weg

Dass Zweifel den Aufstieg des ehemaligen Bayern-Profis begleiten, hat natürlich in erster Linie nichts mit seinen fachlichen Qualitäten zu tun. Beim FC Bayern regieren – auch das kein Angriff auf unbestrittene fachliche Kompetenzen der Protagonisten – Alphatiere. Männer, die Diskussionen beinahe immer bildlich gesprochen durch das Zeigen einer enorm breiten Brust und real hörbar durch tösende Monologe beendeen.

Salihamidzics Reise beginnt jetzt erst richtig

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Neben Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn oder eben Mattias Sammer jedenfalls wirkt Hasan Salihamidzic beim Blick auf das öffentlich inszenierte Ego vergleichsweise eher schmalbrüstig. Es wäre aber ein Fehler, den 43-Jährigen deswegen zu unterschätzen. Der Mann, der sich selber als Kämpfernatur sieht, hat sich immerhin beim FC Bayern als Fußball-Profi durchgesetzt. Das schafft nicht jeder. Und neben wandelnden Legenden wirken auch eigentlich Große klein.

Dennoch ahnt man, dass die „Notlösung“ noch lange nicht wirklich am Ziel ist. Die wirkliche Reise beginnt vermutlich genau jetzt, in dem Moment, in dem Hasan Salihamidzic nicht mehr in der zweiten Reihe gehen kann, sondern vorneweg laufen, in der nächsten Bayern-Krise den Weg weisen muss.