München. Mit einem Sieg gegen Gladbach und einer Dortmunder Niederlage in Düsseldorf kann München. Zum Saisonende gibt es einen überraschenden Abgang.

Die Vergleiche mit Jupp Heynckes haben Hansi Flick geschmeichelt, wenngleich er sie für übereilt hält. Schnell waren Parallelen gezogen worden, weil der aktuelle Trainer des FC Bayern ebenfalls sehr erfolgreich ist und wie der frühere Triple-Coach der Münchener auf Empathie im Umgang mit seinen Spielern setzt. Nebenbei hat Flick, 55, inzwischen sogar die Startbilanz von Pep Guardiola, der die Bayern zwischen 2013 und 2016 in puncto Stilistik und Dominanz auf ein neues Niveau gehoben hatte, übertroffen. Das 2:1 im Pokal-Halbfinale am Mittwochabend gegen Eintracht Frankfurt war bereits der 24. Sieg im 27. Pflichtspiel nach Flicks Amtsantritt Anfang November als Nachfolger von Niko Kovac.

Bestenfalls aus Münchener Sicht könnte nach einem 25. Sieg unter Flick an diesem Bundesliga-Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Borussia Mönchengladbach der Gewinn des achten Meistertitels in Serie und der 30. insgesamt feststehen. Für Flick wäre es der erste als Cheftrainer. Voraussetzung dafür wäre ein eigener Sieg und zuvor eine Niederlage des um sieben Punkte in der Tabelle distanzierten Zweiten Borussia Dortmund bei Fortuna Düsseldorf.

Flick hat noch keine Pläne für eine Geister-Feier auf dem Marienplatz

Doch über den vorzeitigen Geister-Titel und etwaige Feiern auf einem verwaisten Rathausbalkon am Marienplatz will sich Flick noch keine Gedanken machen. Dies sei „überhaupt kein Thema“, sagte er vor dem Gladbach-Spiel. „So weit denken wir noch nicht. Es gehört dazu, dass man die Sache ernst nimmt und nicht von irgendwelchen Feiern spricht.“

Zumal nun – Düsseldorfer Schützenhilfe um 15.30 Uhr einmal vorausgesetzt – nicht allein wegen des in der zweiten Halbzeit erstaunlich zittrigen Einzug ins Pokalfinale (Gegner ist dort am 4. Juli Bayer Leverkusen) beim 2:1 über Eintracht Frankfurt durchaus infrage steht, ob die Serie von zuletzt 20 Siegen und einem Unentschieden ausgebaut werden kann. Erst recht gegen Mönchengladbach, das seit 2014 sogar eine positive Bilanz aus den Spielen gegen die Bayern vorweisen kann.

Wer ersetzt Lewandowski und Müller?

Flick muss auf seine gelbgesperrten Topscorer Robert Lewandowski (45 Tore und fünf Vorlagen in allen Wettbewerben dieser Saison) und Thomas Müller (11/24) verzichten. Da der Einsatz von Serge Gnabry (19/13) wegen einer Rückenprellung unter Umständen auch noch gefährdet ist, stellt sich die Frage nach den Alternativen.

„Wer ein bisschen unseren Kader anschaut, wird genau wissen, wie es eventuell aussehen kann“, sagte Flick über die Umbauten. Dass sich diese größtenteils erahnen lassen, liegt daran, dass der Kader derzeit aufgrund von Verletzungen recht klein ist. Nominell steht Flick als Sturmersatz nur Joshua Zirkzee zur Verfügung. Erschwerend hinzu kommt, dass auch Müller ersetzt werden muss. Seine Rolle im zentralen offensiven Mittelfeld dürfte der zuletzt sehr formstarke Leon Goretzka übernehmen. Mittelfeldmotor Thiago musste sich einer kurzfristig anberaumten Leisten-Operation unterziehen und fällt für den Rest der Bundesliga-Saison aus.

Teamarzt Müller-Wohlfahrt hört am Saisonende auf

Wenn also nicht mehr ein sportliches Wunder geschieht, werden die Bayern schon in naher Zukunft ihre 30. Meisterschaft feiern. Ob nun im Rathaus in der Innenstadt oder sonstwo – es wird für ein Teammitglied ein besonderer, weil: ein letzter Titel werden. Zum Saisonende beendet Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (77) nach mehr als 40 Jahren seine Tätigkeit als Mannschaftsarzt. „Der ganze Verein und Generationen von Spielern schulden Mull ihren größten Dank“, betonte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.