München. Der FC Bayern erreicht nach einem zunächst einseitigen und dann turbulenten Halbfinale durch einen 2:1-Sieg gegen Frankfurt das Pokal-Endspiel.
Robert Lewandowski ballte die Fäuste und schrie, doch sein Ausbruch war mehr von Erleichterung getragen denn von Freude. Nach einem Videobeweis ließen sich diese Emotionen beobachten, und sie fielen auch deshalb so überbordend aus, weil hinter dem FC Bayern im Pokal-Halbfinale nach großer Dominanz ein Bruch im Spiel gelegen hatte. Ivan Perisic (14.) hatte die Münchner in Führung gebracht, Eintracht Frankfurts Danny da Costa glich aus (69.), ehe Lewandowski mit Verzögerung über sein Tor zum 2:1 (1:0)-Sieg jubeln durfte (75.). Auf den in der zweiten Halbzeit ziemlich wackeligen Titelverteidiger wartet nun im Endspiel in Berlin am 4. Juli Bayer Leverkusen, das sich am Dienstag 3:0 gegen den Regionalligisten 1. FC Saarbrücken durchgesetzt hatte.
Vor dem Spiel hatte Uli Hoeneß in einem Interview mit der Münchner Abendzeitung noch in den höchsten Tönen von Hansi Flicks Team geschwärmt. „Die ganze Mannschaft spielt wie aus einem Guss“, befand der am Mittwochabend als Zuschauer in der Arena sitzende Ehrenpräsident und ergänzte: „Für diese Mannschaft gibt es im Moment keine Hindernisse. Wenn die Mannschaft so spielt wie jetzt, wird sie überall um den Titel mitspielen können.“ Die entglittene zweite Halbzeit des Pokal-Halbfinals stützte diese These allerdings eher nicht. Thomas Müller sagte nach dem Spiel selbstkritisch über den Auftritt der Bayern: "Das war das pomadigste Halbfinale, dass ich je erlebt habe."
Im Pokal und der Bundesliga, wo sie bei günstigem Verlauf schon am kommenden Samstag gegen Borussia Mönchengladbach ihren achten Meistertitel in Serie erreichen könnten, stehen die Bayern aber bereits kurz vor der Krönung. In der Champions League, die im August fortgesetzt werden soll, ist nach dem 3:0-Sieg beim FC Chelsea im Hinspiel des Achtelfinals zumindest das Viertelfinale bereits so gut wie erreicht.
Starker Auftakt der Bayern gegen Frankfurt
Auch gegen Frankfurt belegten die Bayern zunächst rasch ihre zuletzt herausragende Form. Erst verpasste Thomas Müller das 1:0 mit einem Kopfball nur knapp, weil Dominik Kohr auf der Linie rettete. Kurz darauf trat Lewandowski nach Müllers Querpass auch zu seiner eigenen Überraschung zwei Meter vorm leeren Tor am Ball vorbei. Doch ihre dritte Großchance nutzten die Bayern in Person von Perisic zur Führung, und auch die Entstehung des Tores fügte sich ins Bild der anfänglichen Münchner Übermacht.
Nach einem Rückpass hatte Torwart Manuel Neuer den Angriff mit einem präzisen Zuspiel über den halben Platz zu Kingsley Coman eingeleitet, ehe der Franzose den Ball in den Lauf von Lewandowski chippte. Dem Stürmer versprang der Ball bei der Annahme zwar leicht, doch Müller nutzte dies, um direkt zum freistehenden Perisic zu flanken, der mit einem Flugkopfball zum 1:0 vollendete. Für Serge Gnabry, der sich im Abschlusstraining laut Flick eine Rückenprellung zugezogen hatte, war Perisic in die Startelf gerutscht. Dass der Kroate nun die Führung erzielte, sprach ebenfalls für das funktionierende Mannschaftsgefüge.
Frankfurt in der zweiten Halbzeit energischer
Die Frankfurter bemühten sich zwar, ohne ihren rotgesperrten Flügelflitzer Filip Kostic mitzuspielen, doch es blieb zunächst meist beim Versuch. Das Einzige, was dem Titelverteidiger gegen die Frankfurter Pokalsieger von 2018 zunächst nicht gut gelang, war die Chancenverwertung. Elf Minuten nach ihrer Führung schob Coman freistehend am leeren Tor vorbei, bald darauf konnte Trapp Lewandowskis Rechtsschuss gerade noch zur Ecke ablenken. Von ihrem 3:1-Finalsieg von vor zwei Jahren war die Eintracht ebenso weit entfernt wie vom 5:1-Sieg in der Liga vom 2. November, nach dem das Aus für Flicks Vorgänger Niko Kovac gefolgt war. Unter Chefcoach Flick hatten die Bayern am 23. Mai in der Liga 5:2 gegen Frankfurt gewonnen, und dass sie sich nun in der ersten Halbzeit nicht dem halben Dutzend Tore näherten, lag an ihrer schlampigen Chancenverwertung. „Pure Dominanz“, urteilte der nicht zu Übertreibungen neigende ARD-Experte Thomas Broich in der Pause und lobte das sehr variable Spiel der Bayern.
In der zweiten Halbzeit präsentierte sich die Eintracht allerdings sofort deutlich energischer und stürzte die schläfrig wirkenden Bayern in einige Turbulenzen. Flick reagierte nach einer Stunde und brachte Thiago und Lucas Hernández für Coman und Perisic und musste doch mitansehen, wie Danny da Costa die Konfusion der Bayern zum Ausgleich nutzte. Doch dann sorgte Lewandowski für das 2:1 und der Videobeweis für die Erleichterung bei ihm und all seinen Kollegen. (fs(dpa)