Essen. Die Bundesligakonferenz läuft im frei-empfangbaren TV. Gut. Doch es lohnt sich auch, die Motive der Beteiligten zu hinterfragen. Ein Kommentar.
Als die ersten Nachrichten über Geisterspiele in der Fußball-Bundesliga die Runde machten, forderten die Fans in den sozialen Medien vermehrt, dass die Erst- und Zweitligaspiele am Wochenende nun im frei-empfangbaren TV übertragen werden. Es schien eine etwas realitätsfremde Forderung. Warum sollte Rechteinhaber Sky, der Saison um Saison viele Millionen für die Exklusiv-Übertragungen an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) überweist, die Spiele nun ins Free-TV verteilen wie der Weihnachtsmann an Heiligabend die Geschenke? Sky finanziert sich über Abos, der Großteil des Kundenanreizes macht die Bundesliga aus, HBO-Serien hin, aktuelle Spielfilme her. Sky ist kein Samariter.
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Nun aber doch die überraschende Wendung, die Samstags-Bundesligakonferenz der kommenden beiden Spieltage und die Sonntags-Zweitliga-Konferenz werden im frei empfangbaren Sender Sky Sport News HD gezeigt. So überraschend, so schön scheint diese Entwicklung. Wenn die Fans schon nicht ins Stadion dürfen, können sie wenigstens Teile der Spiele des Lieblingsklubs umsonst sehen, statt sich in eine überfüllte Kneipe zu zwängen, was die ganzen Versuche der Coronavirus-Eindämmung ohnehin ad absurdum führen wird.
Die Motive von Sky und der DFL
Danke, Sky? Es ist legitim, die Motive des Bezahlsenders in der ganzen Sache zu hinterfragen, denn wie gesagt: Sky ist kein Samariter, und in Zeiten von Geisterspielen wäre das Sammeln neuer Abonnenten legitim. Somit ist die neue Lösung auch als gelungene PR-Aktion einzuschätzen, Sky steht als Retter in der Not da. Das ohnehin manchmal überlastete Mobil-Angebot Sky Go dürfte angesichts des zu erwartenden Zuschauer-Ansturms am Wochenende etwas entlastet werden, denn nichts wäre schlimmer für den Sender als eine abgestürzte Übertragung. Werbung für die übrigen Spiele auf Sky ist es auch, denn es besteht ja kein Anspruch auf Vollständigkeit: Das Bayern-Spiel am Samstagabend, die Sonntagsspiele, die Montagspartie (1. Liga) und die Freitags- und Samstagsspiele der 2. Liga sind nur im Bezahlfernsehen zu sehen.
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Eine noch größere Rolle dürfte aber die DFL gespielt haben. Dem Ligen-Organisator dürfte stark daran gelegen sein, die Fans angesichts der Geisterspiele nicht weiter zu verärgern und sie zumindest so ein bisschen zu besänftigen. Die DFL dürfte Sky für die neue Lösung sicher entschädigen und steht auch als Gewinner da.
Am Ende haben alle gewonnen
Danke, DFL? Sicher ist es legitim, die Motive aller Beteiligten zu hinterfragen. Wirklich schlechtreden sollte man sie aber trotzdem nicht. Sie sind legitim, als Rechteinhaber vollkommen verständlich. Am Ende haben schließlich alle gewonnen: Sky, DFL - und die Fans. Das Ganze ist am Ende doch ein kleiner Lichtblick in der Corona-Krise.