Essen. Auch in Dortmund und Köln gab es Hass gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp. Die Verantwortlichen Klubbosse verurteilten die Anfeindungen scharf.

Der Fußball hat einen Punkt erreicht, an dem wir nicht mehr zur Tagesordnung übergehen werden“, schrieb der Vorstand des FC Schalke 04 am Sonntagnachmittag. Einen Tag nachdem Hass-Plakate gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp für heftige Diskussionen in der Fußball-Bundesliga gesorgt haben. Denn nicht nur in Sinsheim, wo die Partie wegen wiederholter Beleidigungen der Fanszene von Bayern München gegen den 79-Jährigen zweimal unterbrochen wurde, waren Anfeindungen allgegenwärtig – auch bei der Schalker Niederlage in Köln (0:3) und im Heimspiel von Borussia Dortmund gegen den SC Freiburg (1:0) wurde Hopp mit Gesängen und Plakaten verunglimpft.

Auch interessant

„Diese Schmähgesänge gegen eine Person sind unsäglich“, verurteilte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc die koordinierten Aktionen verschiedener Ultragruppierungen und ging dabei auch mit den BVB-Fans ins Gericht: „Wir können uns nur mit aller Kraft distanzieren. Die Bundesliga hat es noch nicht in den Griff bekommen.“

DFB setzt auf einen Drei-Stufen-Plan

Von den Anfeindungen distanzieren will sich vor allem auch der FC Bayern, dessen Anhänger im Mittelpunkt des Eklats standen. So wütete der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge trotz des Sieges seiner Mannschaft und machte klar, dass die Aktionen im Gästeblock „nicht zu entschuldigen“ seien. Als die Begegnung wegen eines „Hurensohn“-Banners unterbrochen wurde, nahm er Hopp symbolträchtig in den Arm. Rummenigge entschuldigte sich ausdrücklich für das Verhalten des Münchener Anhangs: „Ich schäme mich zutiefst für diese Chaoten. Sie haben den FC Bayern diskreditiert.“

Auch interessant

Rummenigge dachte auch voraus. „Es ist der Moment gekommen, wo die ganze Bundesliga, die DFL und der DFB gemeinsamen Schrittes gegen diese Chaoten vorgehen müssen“, sagte er. Unterstützung erhält er dabei von seinen Kollegen aus Dortmund und Gelsenkirchen. Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider kann nicht verstehen, was in den Köpfen der Krawallmacher vorgeht und ärgert sich, dass sie den „99,99 Prozent der friedlichen Stadionbesucher das Hobby kaputtmachen“.

Schalke-Sportvorstand Jochen Schneider: "Wir brauchen einen Ein-Stufen-Plan"

Auch interessant

Der DFB setzt im Kampf gegen Hass und Diskriminierung aktuell auf einen Drei-Stufen-Plan, der am Samstag in Sinsheim erstmals eingesetzt worden ist. Dieser sieht erst nach Verwarnung und einer anschließenden Spielunterbrechung einen Abbruch vor. „Diese drei Stufen sind aber nicht die Lösung“, erklärte Schneider. „Vielleicht braucht es einen Ein-Stufen-Plan. Ein Transparent und sofort Spielabbruch. Das wäre eine Maßnahme, die auch der Letzte kapiert. Auf dem richtigen Weg sind wir nicht. Ob im Fußball oder in der Gesellschaft.“

Komplett anderer Meinung ist derweil die Münchener Fangruppierung, die die zwei Spielunterbrechungen in Sinsheim für „einfach nur überzogen und absurd“ hält, wie sie in einer Erklärung auf „suedkurve-muenchen.org“ geschrieben hat. „Will man zukünftig immer, wenn solche Beleidigungen auf der Zuschauertribüne geäußert werden, Fußballspiele ab- oder unterbrechen, wird man keine Partie mehr über 90 Minuten spielen können“, heißt es weiter. Hauptkritikpunkt der Gruppierung ist ein gebrochenes Versprechen des DFB gegen Kollektivstrafen. Denn nach einer Anzeige von Hopp beschloss der Verband, dass Fans von Borussia Dortmund für die kommenden zwei Jahre keine Auswärtsspiele bei der TSG Hoffenheim besuchen dürfen.

Schalke will bei Wiederholung den Rasen verlassen

Der verunglimpfte Hopp kann die Aufregung um seine Person nicht verstehen, will trotz der Anfeindungen allerdings weiter ins Stadion gehen. Denn wie auch die zahlreichen Fans will sich der Mäzen seine Leidenschaft nicht kaputtmachen lassen. Damit Hass und Ausgrenzungen den Sport nicht zerstören, kündigten etwa die Schalker an, den Rasen verlassen zu wollen, sofern es künftig auch in der Arena zu Vorkommnissen wie in Sinsheim, Köln oder Dortmund kommt. „Ungeachtet der Spieldauer, des Resultats oder etwaiger Konsequenzen“, stellen die Gelsenkirchener klar.

Dass diese Maßnahmen tatsächlich schon bald greifen könnten, scheint mit Blick auf die kommende Woche nicht unmöglich. Denn am Dienstag trifft Schalke im DFB-Pokal auf den FC Bayern (20.45 Uhr/ARD und Sky), bevor am Samstag (15.30 Uhr/Sky) Hopps TSG Hoffenheim auf Schalke gastiert.