München. Bayern Münchens Ex-Torhüter tritt seinen Dienst als Vorstandsmitglied an. Mit extrem ehrgeizigen Zielen stellt sich Kahn den Medien vor.
Ganz am Ende ging es noch um das alte Image von Oliver Kahn, um seine Ausbrüche als „Vulkahn“, bei denen wahlweise Eckfahnen, Gegen- und sogar Mitspieler um Leib und Leben fürchten mussten. Kahn, 50, lächelte. Die Frage, ob Derartiges nun auch in seiner Rolle als designierter Nachfolger von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, 64, zu erwarten sei, habe ja kommen müssen. Emotionalität sei „sehr, sehr wichtig“ und auch auf der Tribüne „ganz schön angesagt“, wie er bereits festgestellt habe. Als Unternehmer sei sie aber weniger hilfreich, sagte Kahn. Und nein, versicherte er bei seiner Präsentation in München als neues Vorstandsmitglied des FC Bayern, „ich werde jetzt nicht durch den Meeting-Raum grätschen“.
Oliver Kahn - ein Moderator in der Torwartfrage?
Der Rummenigge-Nachfolger Kahn sieht sich in vielerlei Hinsicht auch der Tradition des langjährigen Münchener Machers Uli Hoeneß, 68, verpflichtet. Etwa in Sachen Spielernähe, was für manch einen Trainer in der Vergangenheit problematisch war, wenn sich unzufriedene Profis bei Hoeneß ausheulen konnten. Gesprächsbedarf scheint wegen der Torwartdebatte um Manuel Neuer und dessen Herausforderer ab Sommer – Noch-Schalker Alexander Nübel – schon im Trainingslager in Katar zu bestehen, wohin Kahn direkt nach seiner Präsentation reiste. Nübels Entschluss zum ablösefreien Wechsel zeuge von dessen „extremem Mut“ und sei zugleich vom FC Bayern eine „sehr, sehr kluge, strategische Entscheidung“, befand der langjährige Münchener Nationaltorwart Kahn und ließ anklingen, sich ab dem Sommer als Moderator einbringen zu wollen.
Auch interessant
Zunächst aber gelte jetzt die volle Konzentration auf die Saisonziele in der Champions League, im Pokal und vor allem in der Bundesliga. „Wir wollen es uns nicht erlauben, die Meisterschaft abzugeben“, sagte Kahn und erinnerte an die Besonderheit der Münchener Titelserie, derer sich die Spieler vielleicht nicht so bewusst seien. „Sieben Mal Meister ist ja im Grunde eine Serie für die Ewigkeit – acht Mal allerdings auch“, sagte er.
Souverän, zuweilen locker, vor allem aber fokussiert, selbstbewusst und extrem ehrgeizig führte sich Kahn als Vorstand im gut gefüllten Mediensaal der Arena ein. Es wirkte dabei beinahe wie ein Vorgriff im Zuge des Umbruchs an der Vereinsspitze, dass er entgegen der Planung nur vom Hoeneß-Nachfolger als Präsident und Aufsichtsratschef, Herbert Hainer, 65, begleitet wurde, nicht aber von Rummenigge, der sich erkrankt entschuldigen ließ. Ende 2021 wird Rummenigge abtreten, dann soll ihn Kahn als Chef ablösen. Sein Vertrag gilt bis Ende 2024.
Kahn als teamorientierte Führungsfigur
Nicht nur im Umgang mit den Medien hat sich Kahn von Uli Hoeneß abgegrenzt, sondern auch in seinen Vorstellungen über Unternehmenskultur. „Nur wer sich weiterentwickelt und verändert, bleibt auch lebendig“, sagte er. Die Führungsfigur Kahn versteht sich als „sehr teamorientiert“. Es gebe mittlerweile so viele Fachleute im Verein, „alle haben etwas beizutragen, nicht nur die Führung“, ließ er wissen und bezeichnete Diskussionen als sinnvoll: „Man sollte viele Meinungen einfließen lassen, so kommt man zu guten Entscheidungen.“ Mit einem Seitenhieb in Richtung Rummenigge und Hoeneß, die ihre Dissonanzen oft öffentlich austrugen, fügte er hinzu: „Wenn das intern bleibt, was bei Bayern München ja nicht so einfach ist, wäre das nicht schlecht.“
Bewahren und sogar stärken will er die familiäre DNA des Klubs sowie das Erfolgsstreben, was sich bei Oliver Kahn noch ambitionierter anhörte als vom FC Bayern gewohnt: „Überall da, wo wir dabei sind, wollen wir Spitze, die Nummer eins sein.“ Gefühlt trat Kahn selber bereits als neue Nummer eins des Vereins auf.