Frankfurt. Toni Kroos und Joshua Kimmich bilden in der Zentrale das Herzstück der Nationalelf. Die beiden Mittelfeldspieler sind auch heute gefragt.
Nein, große Veränderungen hat Toni Kroos nicht festgestellt. Die Mitspieler im Kreise der Nationalmannschaft behandeln ihn genauso wie vorher, obwohl er doch jetzt auch Filmstar ist. Anfang Juli kam „Kroos“ in die Kinos, eine Dokumentation über die bisherige Karriere des Mittelfeldspielers. Der Streifen lockte in den ersten beiden Wochen 43.000 Zuschauer in die Kinos, was für ein Länderspiel derzeit ja schon eine stattliche Kulisse wäre.
Aber angesprochen darauf hat ihn keiner der Kollegen, erzählt Kroos vor dem letzten Qualifikationsspiel gegen Nordirland an diesem Dienstag (20.45 Uhr/RTL). „Für meine Mitspieler ist das ja auch nicht das Neueste der Welt“, sagt der 29-Jährige. „Der Film ist eher für Fans gemacht, die nicht so gut hinter die Kulissen gucken können.“
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Ohnehin will er ja weiter als Fußballer wahrgenommen werden, und in seinem Hauptberuf ist er auch gut ausgelastet. Ob bei Real Madrid oder bei der Nationalmannschaft: Kroos ist Leistungsträger, Kroos spielt (fast) immer. Auch heute. Obwohl die Qualifikation für die EM schon besiegelt ist. Obwohl Bundestrainer Joachim Löw sagt, dass es ihm „eigentlich wurscht“ ist, ob die Mannschaft den ersten Platz verteidigt, den sie mit zwei Punkten Vorsprung vor den Niederlanden belegt.
Aber der Bundestrainer will, dass sich seine zentrale Achse einspielt. Und zu dieser Achse gehört seit vielen Jahren Toni Kroos. „Er arbeitet vor und nach dem Training für sich. Er ist top-professionell“, schwärmt Löw. „Das sehen natürlich die jungen Spieler. Es ist gut, wenn man so ein Vorbild in der Mannschaft hat.“
Kroos vergleicht Kimmich mit Real-Star
Einer derjenigen, die dem Weltmeister von 2014 nacheifern sollen und wollen, ist Joshua Kimmich, 24 Jahre jung und seit der verkorksten WM 2018 im Mittelfeld hinter Kroos gesetzt. „Das gefällt mir, ich habe ja auch in Madrid einen großen Giftzwerg hinter mir“, sagt Kroos. Der Leistungsträger des FC Bayern ist zwar neun Zentimeter kleiner als der angesprochene Casemiro, aber nicht minder giftig. „Er kann sehr unangenehm für die Gegner sein, weil er immer alles reinwirft“, lobt Kroos. „Andererseits, und das ist auf dieser Position auch entscheidend, kann er die Dinge fußballerisch gut lösen.“
Weil sich Kimmich für die defensive Drecksarbeit nicht zu schade ist, kann sich Kroos voll auf seine Stärken konzentrieren: den Ball zirkulieren lassen, die Offensivspieler auch mal mit überraschenden Diagonalbällen in Stellung bringen. Und er kann sich weit nach vorne wagen und Tore schießen, wie zweimal beim 4:0 gegen Weißrussland. „Ich habe dann etwas mehr den defensiveren Part, übernehme die Absicherung“, erklärt Kimmich. „Ich glaube, dass das gut funktioniert.“
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So gut, dass die beiden auch für die EM fest eingeplant sind im Zentrum. Kroos und Kimmich, das K.u.K.-Mittelfeld, soll Herz und Kraftzentrum der deutschen Mannschaft sein. „Das ist ein Bereich, der wichtig ist, um Spiele zu gewinnen und zu dominieren“, findet Kroos. Und da hilft es, dass beide so unterschiedlich sind, dass sie sich mit ihren Stärken gut ergänzen: hier die ballsichere Passmaschine Kroos, dort der zweikampfstarke Kimmich. Hier der stets ruhige Kroos, der mit leisen Tönen führt. Dort der impulsive Kimmich, der Mitspieler auch mal energisch zusammenstaucht. Der noch kein Führungsspieler vom Range eines Kroos ist, aber immerhin so etwas wie der Klassensprecher der Jahrgänge 1995/96, die immer stärker in die Verantwortung rücken.
Gemeinsam ist ihnen ein brennender Ehrgeiz, zudem der Wille, sich im Zusammenspiel noch deutlich zu verbessern bis zur EM. Dass die Qualifikation bereits gelungen ist, ist für Kroos „nichts Besonderes“. Er weiß: Stoff für einen neuen Film bietet erst eine erfolgreiche EM.