Frankfurt. Der DFB hat einen neuen Chef. Wie erwartet wurde Fritz Keller vom Bundesligisten SC Freiburg einstimmig um Präsidenten gekürt.
In dem Moment, in dem sich sein Leben fundamental ändert, erhebt sich Fritz Keller von seinem Stuhl und schaut auf die 257 Delegierten, die ihn gerade einstimmig für drei Jahre zum neuen Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes gewählt haben. „Es ist mir eine große Freude. Ich gebe alles“, sagt er in den Saal in Frankfurt hinein und wirkt für wenige Augenblicke ergriffen. Nur kurz. Dann begibt er sich bereits auf das Podium, um nun als Chef des größten Sportverbandes der Welt am weiteren Verlauf des Bundestages teilzunehmen. Für Keller beginnt in diesem Moment ein neuer Lebensabschnitt. Für den DFB beginnt der Neuanfang.
Kein Gegenkandidat beim Bundestag
Denn nicht weniger soll die Wahl von Fritz Keller zum 13. Präsidenten in der 119-jährigen Geschichte des Fußballbundes werden. Nach den vielen Irrungen und Wirrungen der vergangenen Jahre, nach dem unrühmlichen Abgang von Kellers Vorgänger Reinhard Grindel im April hofft der DFB nun einen Vorsitzenden gefunden zu haben, der seine Amtszeit möglichst stolperfrei absolviert und den Verband befriedet. Dafür hat eine sechsköpfige Findungskommission den 62-Jährigen gescoutet, einen Gegenkandidaten gab es am Freitag nicht. So viel Demokratie sollte es dann doch nicht sein.
Allerdings scheinen sich bislang tatsächlich die meisten mit dem neuen Präsidenten anfreunden zu können. Keller kennt das Fußballgeschäft durch seine langjährige Arbeit als Präsident des SC Freiburg zu Genüge. Daher weiß er jedoch auch, dass er die Gegebenheiten nicht ändern kann. Die Profis wollen ihren Reichtum steigern, die Amateure etwas vom Kuchen abhaben. Keller muss in dieser komplizieren Gemengelage vermitteln, die Gräben möglichst verkleinern.
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„Nur gemeinsam geht’s“, sagte Keller deswegen zu Beginn seiner fast 30-minütigen Ansprache, die er sorgfältig geplant zu haben schien und größtenteils frei (wenn auch manchmal holprig) vortrug. Jedenfalls skizzierte der 62-Jährige auf dem Podium bereits einige Maßnahmen, die er in der Zukunft ergreifen will. So soll der Verband mit seinem Amtsantritt mit einer externen Generalinventur auf den Kopf gestellt werden, um mögliche Probleme zu identifizieren. Keller will die Gleichberechtigung, den Umweltschutz und die Integration im DFB stärken. „Wir sind das letzte Lagerfeuer der Gesellschaft“, verkündete er. Das Hauptaugenmerk liege aber darauf, die Nationalmannschaft in die Weltspitze zu führen.
Machtverlust für den DFB-Präsidenten
Auf dem Papier erhält Keller allerdings weniger Macht als seine Vorgänger. Durch die Strukturreform des DFB besitzt er keine Richtlinienkompetenz mehr, hat also nicht mehr das letzte Wort. Künftig soll die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilt werden. Das Geld wird nun in der DFB GmbH verdient, der Generalsekretär Friedrich Curtis vorsitzt. Die internationalen Aufgaben übernimmt Vizepräsident Rainer Koch.
Keller muss seine Rolle im Zusammenspiel mit den mächtigen Männern im Hintergrund erst noch finden. Vor allem Christian Seifert wird als Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga weiter daran arbeiten, den Profiklubs noch mehr Macht zuzusichern. Mal schauen, ob es Keller wirklich gelingt, der DFL mehr Geld für die Amateure zu entlocken, wie er in seiner Rede andeutete.
Wohnmobil wieder verkauft
In jedem Fall weiß der Winzer und Gastronom, dass sich sein Leben ändert. Die Zusage für das Amt hat er sich gut überlegt, seinen Posten als Freiburg-Präsident legt er selbstverständlich nieder. Keller vertritt nun sieben Millionen Menschen und knapp 25.000 Vereine. Dies sei eine Ehre für ihn. Eine Verpflichtung. Und eine Herzensangelegenheit. Geplant sei dieser Karriereschritt allerdings nicht gewesen. „Ich hatte schon ein Wohnmobil gekauft. Das habe ich nun verkauft“, erzählte Keller.
Nun denn, der neue Lebensabschnitt beginnt.