Paderborn. Der Erfolg des kleinen SC Paderborn ist eine große Überraschung. Der Ex-Schalker Tekpetey lobt den großen Teamgeist, „Opa“ Ratajczak das Konzept.

Vor fast genau zwei Jahren saß Markus Krösche im Auto und war als Geschäftsführer Sport des SC Paderborn zu einem Termin unterwegs. Die Stimmung war eher mau. Paderborn stand als sportlicher Absteiger aus der 3. Liga fest. Durch den Anruf eines Journalisten dieser Redaktion erfuhr Krösche vom Lizenzentzug von 1860 München - und der völlig überraschenden Paderborner Rettung. Jetzt, im Mai 2019, ist Krösche wieder zu Terminen unterwegs: Allerdings als Funktionär eines Bundesligisten. Und mit blendender Laune.

„Markus ist derjenige, der die Philosophie und Idee des Vereins geprägt hat. Er ist enorm wichtig, hat einen großen Fußball-Sachverstand und ein klares Konzept“, sagt Paderborns Torwart Michael Ratajczak. Der Routinier wird im jungen Team (Durchschnittsalter 25,2 Jahre) als „Opa“ bezeichnet. Ratajczak, der seine Wurzeln im Ruhrpott hat und bereits für Schalke 04, Borussia Dortmund sowie den MSV Duisburg spielte, schmunzelt darüber. „Der Opa hat nach dem Aufstiegsmärchen einiges organisiert. Das können die Jüngeren noch nicht so“, sagt Ratajczak mit einem Zwinkern.

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Baumgart lässt offensiven Fußball spielen

Der Erfolg des kleinen SC Paderborn ist eine faustdicke Überraschung. Trainer Steffen Baumgart, seit Frühjahr 2017 beim SCP im Amt, lässt offensiven, erfrischenden Fußball spielen. Angsthasen-Taktieren kennt er nicht. In der Vorbereitung auf die Spiele schreibt Baumgart nur die nötigsten Eckdaten auf einen Flipchart. Der Gegner besteht aus Nummern, nicht aus Namen. „Baumgart ist authentisch, direkt und nicht zimperlich“, so Ratajczak. „Wir wurden vom Trainerteam immer richtig vorbereitet und motiviert“, sagt Stürmer Bernard Tekpetey (21). Der Ex-Schalker (zehn Tore, sechs Vorlagen) drehte beim Feiern in der Kabine richtig auf.

Seine Fans wurden durch ein Live-Video im sozialen Netzwerk Instagram Zeuge davon, wie Tekpetey bäuchlings über den biergetränkten Boden rutschte. „Der Erfolg der Mannschaft ist durch großen Teamgeist, hohe Motivation und harte Arbeit zu erklären“, bilanziert Tekpetey. Ratajczak ergänzt: „Wir haben Spieler wie Kai Pröger, die sich den Arsch aufreißen und ohne Ende marschieren. Pröger hat vor ein paar Monaten noch mit Rot-Weiss Essen in der Regionalliga gegen Wiedenbrück gespielt. Jetzt ist er Bundesliga-Profi. Viele können noch gar nicht fassen, was hier gerade passiert. “

Am Montagabend wurden die Paderborner von 10.000 Fans auf dem Rathausplatz empfangen. Zuvor trugen sich die Helden ins goldene Buch der Stadt ein. Die Nacht war anschließend kurz. Sehr kurz.

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Um drei Uhr morgens ging es zum Düsseldorfer Flughafen, von wo aus der Neu-Bundesligist mit 25 Mann zur Aufstiegs-Sause nach Mallorca aufbrach. „Wir haben noch ein paar anstrengende Tage vor uns“, vermutet Ratajczak.

Leipzig will Kadertüftler Krösche

Der Schlussmann, der in Dresden für den verletzten Leopold Zingerle eingewechselt wurde, war beim sportlichen K.o. vor zwei Jahren schon dabei. „Der Verein wäre damals eigentlich als Regionalligist tot gewesen. Wahrscheinlich hätten wir den Laden da für immer abgeschlossen.“ Jetzt ist auch Ratajczak in der Bundesliga, obwohl noch nicht geklärt ist, ob er als Spieler weitermacht oder eventuell in den Paderborner Trainerstab wechselt. Auch die Zukunft von Kadertüftler Markus Krösche ist ungeklärt. Schalke 04 wollte den 37-Jährigen als Sportdirektor holen. Doch der Weg wird ihn vermutlich zu RB Leipzig führen. Krösche würde dann auf- und umsteigen.