Essen. Kapitän Manuel Neuer läuft im Kampf um die WM-Teilnahme nach langer Verletzungspause die Zeit davon. Soll er mitfahren? Ein Pro und Contra.

Am Dienstag gibt Bundestrainer Joachim Löw im Dortmunder Fußballmuseum den 30 Mann starken vorläufigen Kader für die Weltmeisterschaft in Russland bekannt. Soll Torwart Manuel Neuer nominiert werden? Ein Pro und Contra.

Pro - von Sebastian Weßling

Erinnern Sie sich noch an die tollen WM-Spiele von Heinz Kubsch? Von Günter Sawitzki? Von Manfred Manglitz oder Rudi Kargus? Natürlich nicht, wie auch: Die Herren waren allesamt als dritter Torhüter mit bei Weltmeisterschaften – was in aller Regel bedeutet: Sie hatten eine schöne Reise mit der Nationalmannschaft, kamen aber nicht zum Fußballspielen. Und damit wären wir schon bei Manuel Neuer. Natürlich muss der weltbeste Torhüter mit zur WM.

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Seine Fähigkeiten sind unerreicht, als Kapitän ist er für das Gesamtgefüge wichtig – und das Risiko ist äußerst überschaubar. Kommt Joachim Löw kurz vor Turnierstart zu der Erkenntnis, dass Neuers Fitness nicht ausreicht, setzt er ihn eben auf die Bank. Es wäre deutlich fahrlässiger, einen Mann mit seinen Fähigkeiten nicht mitzunehmen. Das letzte Mal, dass ein dritter Torwart in die Nähe eines Einsatzes kam, war übrigens 1996: Weil sich ein Feldspieler nach dem anderen verletzte, wurde tatsächlich ein Feldspieler-Trikot für Oliver Reck beflockt. Und für einen Einsatz als Feldspieler wäre Neuer erst recht besser geeignet als jeder andere Torhüter.

Contra - von Thomas Lelgemann

Keine Frage, wenn Manuel Neuer gesund ist, dann ist er der beste Torhüter der Welt. Kein anderer Torwart verfügt über diese Kombination aus herausragendem Stellungsspiel, wahnwitzigen Reflexen und fußballerischen Fertigkeiten. Manuel Neuer, der viermalige Welttorhüter, der zweimalige Fußballer des Jahres, ist aber nicht fit. Am 16. September 2017 stand der 32-jährige Ex-Schalker gegen Mainz 05 zuletzt in einem Bundesligaspiel zwischen den Pfosten. Jetzt gab Bayern-Trainer Jupp Heynckes bekannt, dass Neuer auch am Samstag beim letzten Bundesligaspiel der Saison nicht zum Einsatz kommen wird.

Deutschland braucht bei der Weltmeisterschaft im Juni einen starken Torhüter mit Spielpraxis, um eine Chance auf die Titelverteidigung zu haben. Deutschland hat solch einen Torwart. Er heißt Marc-André ter Stegen, zeigt Woche für Woche beim spanischen Starensemble des FC Barcelona erstklassige Leistungen. Einen Manuel Neuer nimmt man nicht für die Reservebank mit zu einer WM. Und für die Nummer eins ist er einfach nicht fit genug. Neuer sollte in Ruhe gesund werden. Die nächste EM steigt in zwei Jahren.