Madrid. Der FC Bayern muss am Dienstag bei Real Madrid eine 1:2-Hinspielniederlage wettmachen. Die wohl wichtigste Aufgabe erhält Niklas Süle.

Am Samstag in der Bundesliga gegen Eintracht Frankfurt hatte Niklas Süle nach seiner Einwechslung noch Pässe wie ein Spielmacher verteilt und den 4:1-Endstand für den FC Bayern sogar in klassischer Stürmermanier erzielt. Bei Real Madrid an diesem Dienstag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) im Halbfinal-Rückspiel der Champions League werden aber wieder vor allem seine Kernkompetenzen gefragt sein: als Vertreter des verletzten Innenverteidigers Jérôme Boateng.

Für Süle, 22, ist es die wohl größte Aufgabe seiner bisherigen Karriere. Er wird an entscheidender Stelle mithelfen müssen, die Basis zu legen für die erhoffte Wende nach der 1:2-Hinspielniederlage in München. Zwei Tore müssen die Bayern mindestens erzielen, um doch noch ins Finale am 26. Mai in Kiew einzuziehen und den Traum vom Triple am Leben zu halten. Mindestens ebenso wichtig wird es sein, kein oder maximal ein Gegentor gegen die konterstarke Elf von Trainer Zinédine Zidane mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo zu kassieren. Vielleicht ist das sogar fast die kniffligere Aufgabe gegen den Titelverteidiger, der sich nicht erst im Hinspiel in der Defensive verwundbar zeigte, sondern bereits im Viertelfinale beim 1:3 gegen Juventus Turin. Allerdings bewies Real zuletzt in München auch, mit der eigenen Klasse in der Offensive jederzeit zuschlagen zu können.

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„Es wird ein extrem schwieriges Spiel, das wissen wir“, sagt Süle, „aber wir haben die Qualität dazu, das zu schaffen.“ Taktisch äußerst diszipliniert werden die Münchener agieren müssen, weil sie anders als in der Liga auch in dieser Hinsicht von Real richtig gefordert werden, wie sich beispielsweise bei Madrids Tempowechseln mit dem zeitweiligen Pressing im Hinspiel zeigte. Die Ausfälle von Manuel Neuer, Arturo Vidal, Kingsley Coman, Arjen Robben und Boateng müssen sie zudem auffangen. Und nicht zuletzt benötigen sie eine deutlich bessere Chancenverwertung als beim ersten Vergleich.

Süle war beim FC Bayern zunächst nur die Nummer vier

Süle geht diese immense Herausforderung bei seiner Premiere im Estadio Santiago Bernabéu ähnlich zuversichtlich und entschlossen an wie jene, die ihm nach seinem Wechsel im vergangenen Sommer von der TSG Hoffenheim für 20 Millionen Euro Ablöse bevorstand. Als Innenverteidiger Nummer vier hinter Boateng, Mats Hummels und Javier Martínez war er gekommen. Doch schon im ersten Ligaspiel nach dem Gewinn des Confed-Cups mit der Nationalelf begann die Geschichte vom hochveranlagten Außenseiter, der seine Chance ohne Scheu nutzt. Süle erzielte das erste Ligator der Münchener in dieser Saison.

Seither ist er wettbewerbsübergreifend zu 38 Einsätzen gekommen, häufiger als Boateng und Hummels, und sollte Boateng nicht rechtzeitig genesen, könnte Süle sogar erste Wahl bei der WM werden. Gewiss profitiert er davon, dass der im Oktober aus dem Ruhestand zurückgekehrte Trainer Jupp Heynckes Martínez ins defensive Mittelfeld beorderte, wie schon in der Triple-Saison 2013. Doch Süle hat sich die vielen Einsätze auch mit konstant guten Leistungen verdient. Wie im Hinspiel, als er für Boateng nach einer guten halben Stunde eingewechselt wurde und dazu beitrug, dass Ronaldo nach zuvor 15 Toren in zehn Spielen erstmals in dieser Champions-League-Saison abgemeldet war.

„Solche Spiele bringen einen jungen Spieler wie mich weiter, natürlich auch das Vertrauen des Trainers, und dann entwickelst du dich, gerade auch mental“, sagt Süle. „Wenn ich gucke, wie ich das Anderlecht-Spiel (im September, d. Red.) angegangen bin, mein erstes Champions-League-Spiel, und jetzt das in Madrid, da war ich beim Anderlecht-Spiel viel nervöser.“ Beim Umgang mit dem Druck „habe ich einen Schritt nach vorne gemacht, und das versuche ich am Dienstag auch zu zeigen“.