Frankfurt. Mit der Rückrunde beginnen wieder die Diskussionen über den Video-Assistenten. In der Hinrunde verhinderte die Technik 37 Fehlentscheidungen.
Die Bundesliga startet wieder, doch nicht nur die Stars stehen dann wieder im Blickpunkt - sondern auch die Schiedsrichter. Sie und der in dieser Saison neu eingeführte Video-Assistent waren in der Hinrunde ein beständiges Aufreger-Thema, das auch in der Winterpause nicht ruhte. Auch nicht intern. Die Schiedsrichter arbeiteten im Trainingslager die Hinrunde auf. Das Ergebnis: keine Revolutionen, aber Hoffnung auf Besserung in der Rückrunde, weil es Zahlen gibt, an denen sich die Unparteiischen und vor allem der Video-Assistent in Zukunft messen lassen müssen.
In 153 Spielen hat es nach Zahlen vom Deutschen Fußball-Bund und Deutscher Fußball-Liga 50 Empfehlungen des Video-Assistenten an den Schiedsrichter gegeben, die getroffene Entscheidung umzukehren. 48 Mal korrigierte der Spielleiter seinen Entschluss tatsächlich. Aber: Nur 37 dieser Veränderungen erwiesen sich als korrekt. "Diese übrigen elf Entscheidungen müssen gen Null gehen. Sie sind es, die das schlechte Bild des Video-Assistenten in der Öffentlichkeit auslösen", sagt Ansgar Schwenken, DFL-Direktor Fußball-Angelegenheiten und Fans. Aber er wirbt auch für die neue Technik: "Wir haben 37 Fehlentscheidungen verhindert. Das Glas ist also zu drei Vierteln voll."
Und doch erwies sich die Technik oft als Ärgernis, weil die Zuschauer im Stadion über die Vorgänge oft ratlos zurück blieben und weil die Entscheidungsfindung mitunter elend lang dauerte. Im Schnitt benötigte der Schiedsrichter eine Minute für eine Entscheidungsumkehr. Vorerst aber kann die Transparenz im Stadion kaum erhöht werden, zumindest nicht mit Videoszenen auf der Anzeigetafel, weil die Stadionregie u.a. in der Kürze der Zeit nie wüsste, welche Szene aus welcher Perspektive abzuspielen wäre. DFL und Bundesliga-Klubs sind sich einig, dass das kaum umsetzbar wäre. Der Nutzen von schriftlichen Botschaften auf der Anzeigetafel wird aber derzeit geprüft. Im März wird der internationale Leitfaden zur Umsetzung des Video-Beweises überarbeitet.
Bis dahin erlegt sich die Bundesliga Mut zur Lücke auf. Nicht jede Szene soll detektivisch genau seziert werden, sondern lediglich klarste Fehlentscheidungen sollen den Video-Assistenten überhaupt auf den Plan rufen. "Wenn er auch nur leise Zweifel hat, darf er nicht mit dem Video-Beweis agieren", sagt Lutz Michael Fröhlich, Sportlicher Leiter der Elite-Schiedsrichter, der bei seiner Gefolgschaft vor der Rückrunde "eine viel größere Sicherheit" im Umgang mit der Technik festgestellt haben will als bisher. Das wird sich zeigen. Ab heute. Weniger als elf Fehler sollt ihr sein.