München. . Der FC Bayern will den Trainer zurückholen. Noch fehlt Heynckes Zusage. Bis zur langfristigen Lösung müsste er ein zersplittertes Gebilde kitten.
Es ist ja nicht so, als stünde Jupp Heynckes alleine da. Wer einmal beim Alter die Sieben vorne stehen hat, gehört noch lange nicht zum alten Eisen – ganz gleich, in welchem Genre er sich betätigt. Gerhard Schröder ist da ein gutes Beispiel. 73 Jahre ist er alt und hat sich gerade an die Aufsichtsrats-Spitze des Kreml-Konzerns Rosneft wählen lassen. Oder Harrison Ford: Mit noch zwei Jahren mehr als der Altbundeskanzler auf dem Buckel, ist der Hollywood-Star gerade in der Fortsetzung von Blade Runner, im Original gedreht 1982, in den Kinos zu sehen. Mick Jagger rockt bei der Tour der Rolling Stones, als wäre er 24 und keine 74.
Da kann sich Jupp Heynckes doch glatt mit 72 Jahren noch einmal in der Bundesliga und Champions League auf die Trainerbank des FC Bayern setzen, oder?
Zum vierten Mal wäre das der Fall, sollte Heynckes neuer Trainer der Münchener werden, was Bild und Kicker seit dem späten Mittwochabend vermelden. Der Umworbene hat inzwischen das Angebot bestätigt, aber noch nicht zugesagt: „Es ist noch nichts klar oder in trockenen Tüchern“, sagte Heynckes der Rheinischen Post. „Ich muss das Ganze zunächst mal analysieren. Schließlich sind viereinhalb Jahre vergangen, seit ich bei Bayern aufgehört habe, und der Fußball hat sich weiter verändert.“
Es wäre das vierte Engagement
Dass es der Rekordmeister trotz ausbleibender Bestätigung dieser überraschenden Personalie ernst meint, mit Heynckes bis zum Saisonende als Nachfolger von Carlo Ancelotti zu arbeiten, zeigt das Interesse an Peter Hermann. Der 64-Jährige, treuer Weggefährte Heynckes’, arbeitet erfolgreich als Assistent von Friedhelm Funkel bei Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf und soll nach München gelotst werden. Wann sich Heynckes entscheiden will, hat er allerdings noch nicht verraten.
Es wäre sein viertes Engagement an der Säbener Straße. Nach 1987 bis 1991. Nach seinen fünf Spielen als Interims-Nachfolger von Jürgen Klinsmann 2009. Nach der dritten Amtszeit von 2011 bis 2013, die nach dem verlorenen „Finale Dahoam“ in der Königsklasse gegen den FC Chelsea mit dem Titel-Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League ein Ende fand. Es war der perfekte Zeitpunkt, um den Ruhestand auf dem eigenen Bauernhof im niederrheinischen Schwalmtal mit Ehefrau Iris und Schäferhund Cando zu genießen.
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Nun könnte Heynckes am 14. Oktober gegen Freiburg wieder da sein. Ex-BVB-Trainer Thomas Tuchel, 44 und von Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge präferiert, war in der Debatte nicht mehrheitsfähig vermittelbar. Jedoch ist Heynckes, für den Interims-Trainer Willy Sagnol Platz machen wird, eine Übergangslösung bis zum Sommer, ehe ein langfristiges Modell präsentiert werden soll. Womöglich Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann, 30, von Präsident Uli Hoeneß umschwärmt.
Hoeneß’ Hilferuf
Vor Heynckes lägen bei einer Zusage gewaltige Strapazen. Fünf Punkte liegen die Münchener in der Liga hinter Spitzenreiter Borussia Dortmund zurück. Der Gruppensieg in der Champions League ist nach der 0:3-Niederlage bei Paris Saint-Germain äußerst unwahrscheinlich geworden, im Achtelfinale droht ein schwieriges Los. Im Pokal geht es am 25. Oktober zu RB Leipzig, auch eine knifflige Aufgabe. Und die Mannschaft, aus der Heynckes noch einige Spieler von seiner letzten Amtszeit wie Arjen Robben, Manuel Neuer, Franck Ribéry, Thomas Müller oder Jérôme Boateng kennt, kommt derzeit als ziemlich zersplittertes Gebilde daher.
Doch gerade deshalb hat Heynckes, den geschickten Moderator, ja der Hilferuf des FC Bayern erreicht. Bei seiner Abschiedspressekonferenz 2013 erinnerte Heynckes auch daran, dass er Hoeneß zu großem Dank verpflichtet sei. „Ich weiß, wenn ich morgen Hilfe brauchen würde, dann wäre der Erste, der auf der Matte stehen würde, Uli Hoeneß“, sagte Heynckes. Nun ist es umgekehrt, mal wieder.