Berlin. Nach dem 2:2 in Berlin spricht vieles für eine schnelle Trainerlösung beim FC Bayern. Eine weitere Sorge: Franck Ribéry verletzte sich.

Die Bayern-Krise nimmt dramatische Züge an. Eigentlich hatte man erwartet, dass das Imperium mit einer deutlichen Reaktion und einer Packung gegen die Herthaner zurückschlägt, sich nach der Trennung von Trainer Carlo Ancelotti den Frust von der Seele schießt, befreit aufspielt. Doch trotz einer 2:0-Führung dank der Treffer von Mats Hummels (10.) und Robert Lewandowski (49.) holt der FC Bayern in Berlin lediglich einen Punkt – Ondrej Duda (51.) und Salomon Kalou (56.) trafen zum gerechten 2:2 (0:1).

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Zum ersten Mal in der Bundesliga-Geschichte verspielen die Münchner zweimal hintereinander eine 2:0-Führung. Am letzten Spieltag gegen Wolfsburg (2:2), nun in Berlin – welch’ historische Schmach. Drei Pflichtspiele in Serie ohne Sieg sind für Münchner Verhältnisse ein wahres Drama.

Entscheidung fällt in Länderspielpause

Die Liga-Pause gibt den Bayern-Bossen nun die Zeit, sich um die wegweisende Personalie Trainer zu kümmern. Laut Präsident Uli Hoeneß will man „nach der Länderspielpause eine Lösung haben“. Die spannende Frage: Wer sitzt am 14. Oktober beim nächsten Pflichtspiel, zu Hause gegen den SC Freiburg, auf der Bank? Das 2:2 spricht für die schnelle Lösung Thomas Tuchel (44). Der Druck erhöht sich nun. Klar ist wohl: Sagnol wird nicht zur dauerhaften Lösung.

Unterschreibt demnächst also der momentan vereinslose Tuchel, bis Mai noch BVB-Trainer, oder kommt Julian Nagelsmann (30) zur neuen Saison, wenn er seinen Job bei der TSG Hoffenheim zu einem ehrenwerten Ende geführt hat? Nagelsmann ist laut Sky-Experte Lothar Matthäus „der Wunschkandidat von Hoeneß“. Doch bis dahin bräuchte es eine Übergangslösung bis Saisonende. Mit Sagnol? Oder mit Hoeneß-Zögling Mehmet Scholl, der seinen Experten-Job bei der ARD aufgegeben hat, assistiert von Hermann Gerland? Bayerns Alphatiere haben eine knifflige Entscheidung zu treffen.

Dazu kommen jetzt auch noch große Sorgen um Franck Ribéry. Der Franzose war in der 62. Minute unglücklich auf den Ball getreten und gestürzt, schrie vor Schmerzen auf, hielt sich das Knie. Der 34-Jährige konnte kaum auftreten, wurde ausgewechselt und direkt ins Krankenhaus gebracht: Verdacht auf Außenbandanriss. „Franck hat starke Schmerzen. Wir hoffen, dass es nichts Schlimmes ist, aber es sieht nicht gut aus“, sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach der Partie. Am Montag wird Ribéry in München untersucht.

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Kein glücklicher Nachmittag auch für Interimstrainer Willy Sagnol, der im Vergleich zum 0:3 in der Champions League in Paris vier Spieler ausgetauscht hatte. Und – Überraschung – auf die Spieler setzte, die Ancelotti am Mittwoch verschmäht hatte: Hummels, Boateng, Robben, Ribéry. Ex-Bayern-Profi Sagnol (40), seit Sommer als Co-Trainer in München, wollte mit einem eigenen Impuls zeigen, was er drauf hat: Er stellte Innenverteidiger Javi Martínez ins defensive Mittelfeld – wie beim Champions-League-Sieg 2013.

Lange Zeit sah es so aus, als ob die Bayern die erwartete Reaktion zeigen würden. Glück kam hinzu: Schiedsrichter Harm Osmers nahm per Videobeweis eine Strafstoß-Entscheidung (angebliches Foul von Martínez an Darida) zurück. Innerhalb von fünf Minuten fiel dann der Ausgleich, als erst Ondrej Duda nach Haraguchi-Solo (51.) und dann Salomon Kalou (56.) trafen. Die Bayern-Abwehr gab ein katastrophales Bild ab, zu zaghaft, mit totaler Desorientierung. Sagnol: „Ohne Konzentration sind wir nicht mehr das stärkste Teams in Deutschland, das ist klar.“

FC Bayern steht fünf Punkte hinter Dortmund

Von diesem Schock erholte man sich nicht, nach vorne wirkten die Bemühungen harmlos. Der schlechteste Bundesliga-Saisonstart seit sieben Jahren ist nun Fakt. Und mit dem erneut doppelten Punktverlust beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Dortmund statt lediglich drei doch stattliche fünf Punkte.