Essen. DFL-Geschäftsführer Seifert muss die Marke Bundesliga stärken und Geld reinholen. Einfache Fans dürfen nicht überfordert werden. Ein Kommentar.
Der DFL-Geschäftsführer Christian Seifert kann in seiner Zentrale in Frankfurt/Main manchmal über Fans verzweifeln. „Totengräber des Fußballs“ nannte er jene Ultra-Vertreter, die ihren Protest mit Pyrotechnik, Schmähungen und sogar Gewalt zum Ausdruck bringen. Die Gegenseite fühlt sich nur bestätigt: Alles Pauschalverurteilungen, was die Verbandsleute von sich geben. Denen geht es nur um Geld. Um Kommerz. Um Fußball als Event. Dabei handelt Seifert im Auftrag derer, die früher ein Verein waren und heute ein Wirtschaftsunternehmen sind. Er muss die Marke Bundesliga stärken und Geld reinholen. Egal wie.
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Die Frage ist: Wie weit will man gehen? Aufmerksam wird registriert, wie Martin Kind bei Hannover 96 die Statuten abschaffen will, wonach Investoren allenfalls Minderheitsgesellschafter sein dürfen. Warnend wird 1860 München genannt: Dort zeigte sich, wohin ein falscher Investor einen Traditionsklub führt — in die vierte Liga.
Schon das Engagement von Red Bull in Leipzig geht Ultra-Fans zu weit: Wehret den Anfängen! Dahinter steckt die Sorge: Verliert die Liga ihre Traditionsklubs an Investoren, geht DNA verloren. Unberechtigt ist die Sorge nicht. Nur ungerecht. Der Emporkömmling aus Leipzig hat dem Nachwuchs ein perfektes Leistungszentrum hingesetzt, wie es die Bayer-Werke in Leverkusen, Mäzen Dietmar Hopp in Hoffenheim und der VW-Konzern in Wolfsburg taten.
Technik trägt hässliche Namen wie Streaming, Smart-TV und On Demand
Halbstarke Ultra-Fans aber kennen keine Gnade: Teenager, die Papas Gillette-Klingen noch immer für eine französische Fechtwaffe halten, beanspruchen Traditionsbewusstsein allein für sich. Die sind nicht wirklich ernstzunehmen. Eher schon die Leute, die einfach nur guten Fußball sehen wollen – und sich das Spektakel im Pay-TV nicht leisten können. Oder nicht die Technik verstehen, die ihnen den Fußball ins Wohnzimmer bringen soll und heute so hässliche Namen trägt wie Streaming, Smart-TV und On Demand. Jetzt kommt der Videobeweis dazu.
Eines darf man nicht: Einfache Fans überfordern oder ausbeuten – sie sind die Mehrheit. Nicht Ultras.